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Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)

Titel: Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Matesic
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nach vorne gerannt. Maél schaute mit fragendem Blick Roghan an, der im ersten Moment überfordert zu sein schien. Von überall ertönten immer lauter und aufgeregter werdende Stimmen: „Sie ist eine Hexe!“
    Finlay fand als erster seine Sprache wieder. Er musste gegen das tumultartige Getöse unter der morayanischen Bevölkerung regelrecht anschreien.
    „ Vater, wir müssen sie von hier wegschaffen, bevor die Meute noch über sie herfällt. Du musst die Menge beruhigen.“ Roghan zögerte keinen Moment.
    „ In Ordnung. Du und Maél, ihr bringt sie zurück ins Schloss. Ich besänftige das Volk und führe das zu Ende, was ich angefangen habe.“ Mit diesen Worten erntete er von seinem Sohn noch ein wütendes Kopfschütteln, bevor dieser zusammen mit Maél und Elea das Podest verließ. Ein Halbkreis aus Kriegern hatte sich um den Wagen aufgestellt und hielt die drängelnden Menschen mit ihren Schwertern auf Distanz. Finlay sprang schnell auf den Wagen und ließ sich von Maél Elea übergeben. Er legte sie auf den Boden des Wagens, um sie vor den neugierigen Blicken und eventuellen Angriffen zu schützen. Maél setzte sich unterdessen auf den Kutschbock und ließ die Pferde die durch die Luft pfeifende Peitsche spüren. Die auf dem Platz verteilten Krieger versuchten, dem Pferdewagen einen Weg zu bahnen. Maél trieb wie ein Wahnsinniger die Pferde an und schrie den im Weg stehenden Menschen Beschimpfungen und Gewaltandrohungen entgegen, die oftmals mehr Wirkung zeigten, als die Waffen der Krieger. In der Stadt wusste jeder von seinen übermenschlichen Fähigkeiten und seiner Gewalttätigkeit und jeder kannte ihn auch ohne seine schwarze Ledermaske. Als sie endlich das rettende Nadelör erreichten, das aus dem von tobenden Menschen überquellenden Platz führte, erwartete sie eine fast menschenleere Straße. Maél wollte so schnell wie möglich aus der Stadt. Deshalb hörte er nicht auf, die Pferde anzutreiben. Finlay hielt besorgt Elea in seinen Armen und sprach sie immer wieder mit ihrem Namen an. Er tätschelte ihr erst zaghaft, dann schon etwas beherzter die Wangen, aber ohne Erfolg. Maél drehte sich zu den beiden um und sah Finlays vergebliche Bemühungen. Sein Gesicht spiegelte Sorge und Verzweiflung wider. Soll ich ihm sagen, dass er sich keine Sorgen machen muss, dass das in Eleas Fall häufiger vorkommt und dass sie morgen wieder quitschfidel sein wird? Maél zögerte noch. Aber bevor sie die Stadt nicht verlassen haben würden, würde er ohnehin nicht anhalten. Vereinzelt begegneten sie auf ihrer rasanten Fahrt noch Menschen, die erschreckt zur Seite sprangen, um nicht von dem Wagen überrollt zu werden. Endlich passierte Maél das Nordtor. Er zügelte etwas das Tempo, steuerte aber direkt weiter auf die Brücke zu, über die der Wagen mit lautem Gepolter hinweg ratterte. Auf der anderen Seite des Gerghs angekommen, wandte Maél kurz den Kopf, um zu sehen, ob sie verfolgt worden waren. Nicht ein einziger Krieger war ihnen hinterher geritten. Roghan schien alle seine Männer zu brauchen, um die verängstigten und aufgeregten Bewohner Morays im Zaum zu halten.
    Er hielt kurzerhand den Wagen an und sprang vom Kutschbock in den Wagen. Finlay sah ihn beunruhigt und fast schon hilfesuchend an. „Was ist nur los mit ihr? Sie ist allein durch ihre Angst ohnmächtig geworden. Wie konnte das passieren? Sie kommt überhaupt nicht mehr zu sich. Ich habe alles versucht.“ In seiner Stimme klang deutlich panische Verzweiflung mit. Maél ging auf die Knie und beugte sich über sie, um es so aussehen zu lassen, dass er nach ihrem Atem und ihrem Herzschlag lauschte. Dass beides wieder normal arbeitete, davon hatte er sich mit seinem feinen Gehör längst auf dem Kutschbock Gewissheit verschafft. Er sprach so emotionslos wie möglich. „Sie ist nicht ohnmächtig. Zumindest nicht mehr. Sie schläft tief und fest.“
    „ Ach, was du nicht sagst. Bis du jetzt unter die Heiler gegangen oder woher willst du so genau wissen, dass sie nur schläft?“, wollte Finlay gereizt wissen.
    „ Ich kann es an ihrem ruhigen und tiefen Atem und an ihrem Herzen hören, das wieder in einem normalen Rhythmus schlägt. Wenn du mir nicht glaubst, dann lass einen Heiler kommen, der nach ihr schaut“, erwiderte Maél überheblich und Desinteresse vortäuschend und begab sich wieder auf den Kutschbock. „Danke für den Hinweis. Diesen muss ich wohl als das Höchstmaß an Mitgefühl werten, zudem du fähig bist“, gab der Sohn des Königs

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