Elea: Die Träne des Drachen (Band 1) (German Edition)
Gelände überging. Einen geeigneten Weg mussten sie sich selbst suchen, da auf der Karte keiner eingezeichnet war. Mit der Durchquerung des Sumpfes würden sie zwei Tage schneller sein. Damit konnten sie ihren Rückstand durch die Verzögerung aufgrund Eleas Erschöpfungszustand zu Beginn der Reise und aufgrund des unvorhergesehenen Vorfalls im Wald bei Kaska wieder wett machen.
Eleas Gedanken schwirrten ungebrochen um Maél. Sie musste sich regelrecht dazu zwingen, an etwas anderes zu denken. Ihre Versuche, sich mit der Betrachtung der an ihr vorüberziehenden Landschaft abzulenken, scheiterten jedoch daran, dass diese genauso abwechslungsreich war wie ihre Mahlzeiten, die sie seit ihrer Entführung zu sich nahm. Zwischendurch wurden sie auf ihrem Weg von riesigen Vogelschwärmen begleitet. Und ab und zu verirrte sich der ein oder andere Vogel auf Eleas Schultern. Mittlerweile war auch dieser Anblick für die Krieger kein Grund mehr für argwöhnische und ängstliche Blicke. Sie schienen auch diese Eigenart Eleas genauso wie ihre leuchtenden Haare akzeptiert zu haben.
Am frühen Nachmittag begann ein erbarmungsloser Westwind immer stärker über die Reiter hinwegzuwehen. Maél entging nicht, dass sich Eleas Arme immer fester um seine Taille schlangen, scheinbar auf der Suche nach mehr Wärme. Nach einer kurzen Rast reichte er ihr ihren Umhang. „Vielleicht ist es doch gar nicht so eine schlechte Idee, die Abkürzung durch den Sumpf zu nehmen, wenn dich schon dieser lächerliche Herbstwind vor Kälte zittern lässt. Für den Rest des heutigen Ritts kommst du zu mir nach vorne. Da kann ich dich besser wärmen.“ Er streckte ihr schon die Hand entgegen, die Elea zögernd betrachtete. „Jetzt komm schon! Dass du nicht mehr halbnackt vor mir herumtanzen sollst, heißt noch lange nicht, dass damit auch jeglicher Körperkontakt zwischen uns der Vergangenheit angehören soll“, ermutigte er die junge Frau mit einem Lächeln auf den Lippen. Elea ergriff seine Hand. Sie konnte der Wärme, die sein Körper stets ausstrahlte, einfach nicht widerstehen. Außerdem ließ sie sein liebevolles Lächeln innerlich dahinschmelzen. Oben angekommen schmiegte sie sich gleich wieder an seine Brust, während er sie behutsam an sich drückte. In dieser gemütlichen Position dauerte es auch nicht lange, bis sie einschlief.
Zum Abendessen gab es gegrillte Gänse, was die Stimmung unter den Kriegern regelrecht hochschäumen ließ. Sie grölten laut herum, brachen ständig in Gelächter aus und begannen schließlich sogar Ringkämpfe, die die anderen zu Wetten animierten. Das sollen Krieger sein?! Die benehmen sich wie Kinder. Elea sah ihnen kopfschüttelnd zu und musste immer noch den Anblick verdauen, als die von Pfeilen durchbohrten Gänse vom Himmel fielen. Kurz bevor sie einen in Maéls und Jadoras Augen geeigneten Platz für ihr Nachtlager gefunden hatten – für sie sah es in dieser Einöde überall gleich aus – wurde die Reitergruppe von einem Schwarm Gänse begleitet. Von Elea angelockt, änderte der Schwarm seine Richtung, um wieder in die entgegengesetzte Richtung zurückzufliegen. Die Vögel kamen sogar von ihrer Höhe tiefer zu ihnen hinunter geflogen. Zwei der Krieger und Jadora nutzten die Gelegenheit sofort schamlos aus, um das Abendessen abwechslungsreicher zu gestalten. Den Kriegern gelang es vier Tiere abzuschießen. Elea brach fast in Tränen aus, als sie die armen, von Pfeilen durchbohrten Tierkörper am Boden liegen sah. Sie wandte sich von dem Anblick ab und drückte ihr Gesicht an Maéls Brust, der ihr Verhalten skeptisch, aber schweigend zur Kenntnis nahm.
Für die vier Gänse musste ein besonders großes Feuer gemacht werden, sodass erst einmal alle außer Elea und Maél sich auf die Suche nach trockenem Feuerholz machten. Elea hatte sich aus Jadoras Vorratstasche den vom Frühstück übrig gebliebenen Fisch herausgeholt und aß ihn jetzt demonstrativ vor Maéls Augen, der sie schmunzelnd musterte. „Wenn du glaubst, dass ich von dem Fleisch der armen Vögel esse, dann hast du dich getäuscht“, sagte sie trotzig. „Das werden wir ja noch sehen. Spätestens, wenn der Bratenduft über unser Lager zieht, wirst du deine Meinung ändern.“
„ Da kannst du lange darauf warten!“ Maél überging Eleas bissige Antwort und kam auf ein anderes Thema zu sprechen. „Ich weiß, du wolltest Jadora nach deinen Wunden sehen lassen. Die Männer sind gerade alle beschäftigt. Lass mich doch bitte deinen Rücken
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