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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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meine Probleme.
    Woher stammte dieser Meteorit? Von einem anderen Stern? Aus irgendeiner Star Trefe-Galaxie, deren Bewohner schlecht gemachte Latexstirnen tragen? Mein Wissen über das Universum ist begrenzt, aber ich weiß, dass Sterne keine Steine absondern, sondern Energie. Etwas so Trostloses wie ein Stein musste von einem Planeten oder einem Mond kommen, höchstwahrscheinlich von einem, der explodiert oder mit einem anderen Planeten oder Mond kollidiert ist. Armer kleiner Planet. Armer kleiner Stein.
    Jedenfalls goss ich mir, bevor ich ins Bett ging, ein Glas Pinot Gris ein, schaute mir meinen Asteroiden an und brachte ihn dann in mein Schlafzimmer, wo ich ihn neben dem Wecker deponierte. Bevor ich einschlief, nahm ich ihn jedoch und legte ihn unter mein Kopfkissen wie einen Vierteldollar von der Zahnfee. Mir fiel wieder ein, wie seltsam ich es als Kind fand, von der Zahnfee fünfundzwanzig Cent für einen Zahn zu bekommen. Dieser Typ - für mich war die Zahnfee immer ein Mann - geht also in die Kinderzimmer und sammelt tote Zähne? Wozu denn — für medizinische Experimente? Nie sagt einem jemand, was er mit den Dingern anstellt. Ich denke, wenn man seine Milchzähne verliert, ist man jung genug, um so zu tun, als würde man seinen Eltern ihre albernen Einfälle abkaufen. In meiner Phantasie war die Zahnfee in Wirklichkeit der Mann, den ich mit zwölf Jahren in zwei Hälften geteilt neben den Bahngleisen gefunden hatte. Wenn das stimmte, war er vermutlich erleichtert, tot zu sein. Ich meine, bei dem Beruf?

~46~
    Das zweite Erlebnis nahm seinen Anfang, als um ungefähr drei Uhr morgens mein Telefon klingelte. Mein Schlaf ist mitteltief bis leicht, daher löst ein nächtlicher Anruf bei mir nicht den gleichen Adrenalinstoß aus wie bei anderen Leuten, aber ich weiß noch, dass ich meinen Meteoriten hinunterstieß, als ich den Hörer abnahm, und mit der linken Hand danach tastete, bevor ich Hallo sagte.
    »Oh ... hallo. Entschuldigung, ist da Elizabeth Dunn?« Es war ein Mann mit deutschem Akzent, aber keinem furchteinflößenden - er klang eher wie ein Akademiker, der beim Discovery Channel den Kommentar zu Dokumentationen über Fossilien oder Venusfliegenfallen spricht. »Wer ist denn da?«
    »Verzeihung, ich hatte einen Anrufbeantworter erwartet.« »Tja, Irrtum. Wer sind Sie?«
    »Tut mir furchtbar leid, Miss Dunn. Ehrlich. Mein Name ist Rainer Bayer.«
    Ich stocherte in meinem Gedächtnis nach einem Rainer Bayer, aber es war zwecklos. »Es ist drei Uhr morgens. Wer sind Sie, und weshalb rufen Sie an?«
    »Ich bin von der Polizei ... in Wien.«
    »Wien? In Osterreich?«
    »Richtig.«
    »Also, wissen Sie was? Ich lege jetzt auf. Wenn Sie mich noch mal anrufen, hetze ich Ihnen die Polizei auf den Hals. Wiedersehn.« Ich legte auf und sank wieder auf die Matratze, doch ich konnte nicht einschlafen. Das war kein Kind gewesen am anderen Ende, und wenn ich's mir recht überlegte, wirkte nichts an dem Anruf wie ein Streich. Hatte ich zu schroff reagiert?
    Das Telefon klingelte erneut. Ich nahm ab und sagte: »Sie geben mir jetzt Ihre Telefonnummer, und dann rufe ich Sie zurück.«
    »Aber ...«
    »Jetzt oder nie.«
    Und so gab er mir seine Nummer mitsamt der Auslands- und Ortsvorwahl sowie seiner Durchwahl. In meiner Verwirrung nahm ich einen Lippenpflegestift, um die Nummer auf die Glasplatte meines Nachttisches zu schreiben. Um sie lesen zu können, musste ich Licht machen und mich so verrenken, dass meine Augen fast auf gleicher Höhe mit der Tischplatte waren. Ich wählte.
    »Hier ist Rainer Bayer.«
    »Warum haben Sie mich mitten in der Nacht geweckt?«
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung. Im Online-Telefonbuch Ihrer Stadt sind Sie als Firma eingetragen. Ich dachte, ich könnte auf einen Anrufbeantworter sprechen.«
    William hatte mich tatsächlich als Firma deklariert, um Steuern zu sparen. Inzwischen war ich wach. »Okay, Officer Bayer, worum geht's?«
    »Miss Dunn, ich stelle Nachforschungen über jemanden an, für den wir uns im Zusammenhang mit einem Fall hier in Osterreich interessieren.«
    »Ich kenne niemanden in Österreich.«
    »Das geht den meisten Leuten so, Miss Dunn. Es ist ein kleines Land.«
    »Woher haben Sie meine Telefonnummer?«
    »Das werde ich Ihnen gleich erklären, Miss Dunn.«
    »Also weiter. Um wen geht es?«
    »Miss Dunn, sind Sie als Jugendliche mal mit der Schule in Rom gewesen?«
    Pause. »Ja.Woher wissen Sie das?«
    »Google, Miss Dunn.«
    »Was hat das mit Österreich zu

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