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Eleanor Rigby

Eleanor Rigby

Titel: Eleanor Rigby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Douglas Coupland
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nie machen müssen. Komisch, denn die Arbeit auf dem Bauernhof ist etwas, das mir vielleicht sogar Spaß machen könnte.«
    »Wirklich?«
    »Aber ja. Ein paar Morgen Land ... Saaten ausbringen ... beobachten, wie die Pflanzen wachsen, blühen, Früchte tragen und im Herbst wieder zu Erde werden ... das allein könnte mich sehr glücklich machen.«
    »Würdest du die Stadt nicht vermissen?«
    »Nein. Ich glaube nicht.«
    »Du würdest es nicht langweilig finden?«
    »Nein. Die Pflanzen lassen einen ans nächste Jahr denken. Ich glaube, deshalb erscheinen mir die Farmer: Sie haben keine andere Wahl, als ans nächste Jahr zu denken.«
    Ich muss gestehen, dass mich alles, Was mit Landwirtschaft zu tun hat, schon immer befremdet hat - die Monotonie, die Tatsache, dass ein gut geführter Bauernhof sich eigentlich von einem Jahrhundert zum nächsten nicht verändern sollte. Es ist wie das Gegenteil einer Zeitreise. Und man stelle sich vor, dass man schuftet und schuftet, ohne dass ein tieferer Sinn dahintersteckt. Keine Dramaturgie. Kein Aha-Erlebnis. Nur Nahrungsmittelproduktion und Tage. Und Wetter.
    Jeremy sagte: »Ja, ich wäre wirklich gern Farmer.«
    Ich schwieg, denn ich musste daran denken, was William bei unserem letzten Familientreffen zu Ostern gesagt hatte. Er war betrunken und sprach über die zukünftige Berufslaufbahn seiner beiden fernsehverseuchten Gören. »Nur Versager fällen Entscheidungen, wenn die Dinge schlecht stehen. Sein Leben umstrukturieren sollte man dann, wenn scheinbar alles glatt läuft. Nutze die kurzen Ruhephasen, um dich auf die nächste Ebene zu hieven, auf der es genauso gut ist.« William ist offenbar davon überzeugt, dass Leiden einen nicht zu einem besseren Menschen macht, sondern nur zu einem anderen. Ich bin anderer Meinung, aber ich halte den Mund.

~57~
    Ich glaube, es ist Morgen. Ich habe keine Ahnung, wie lange ich geschlafen habe. Es ist ein ganz schön mieser Trick, einen Menschen, der unter Jetlag leidet, in einen Raum zu stecken, in dem es kein Zeitgefühl gibt. Ich muss die Tageszeit wohl mit Hilfe des Zuckergehalts der Mahlzeiten herausfinden, die durch meine Tür geschoben werden. Besonders viel Zucker bedeutet Morgen.
    Da es nichts anderes zu tun gibt, fahre ich mit meinem Reisetagebuch fort.
    Okay: die Landung.
    Alles wirkte ganz normal, als wir den Flughafen umkreisten. Ich stellte fest, dass ich vor Freude, wieder auf dem Kontinent zu sein, überraschend aufgekratzt war. Wie die meisten Touristen, die in Europa ankommen, reckte ich den Hals, um die Welt unter den Tragflächen zu sehen. Anders als die nordamerikanischen Landschaften ähneln die europäischen aus einem Flugzeugfenster betrachtet ordentlich gezeichneten Landkarten.
    Als ich die Rampe zum Terminal hinaufging, merkte ich gleich, dass es an jenem Nachmittag in Frankfurt brütend heiß war. Fast ebenso schnell stellte ich fest, dass das Innere des Terminals nur minimal klimatisiert war.
    Nach einer zehnminütigen Wanderung erreichten wir die Passkontrolle, wo wir rasch abgefertigt wurden. Sobald ich in den Terminal gelangt war, fragte ich einen Mitarbeiter, von welchem Gate mein Flug nach Wien ging. Er sagte mir, ich solle alle fünfzehn Minuten auf den Monitor schauen - am Morgen hatte eine Betriebsstörung die Computerfunktionen in den Kontrolltürmen verlangsamt, und durch den Dominoeffekt hatten sich daraufhin fast alle nachfolgenden Flüge verspätet. Menschen, die sich normalerweise bestimmt nicht so schnell aufregen, verloren langsam die Nerven, während sie sich mit abgegriffenen Boardingcards und schweißfleckiger Ausgaben des International Herald Tribune Luft zufächelten. Den Männern wuchsen Bartstoppeln, während der Teint der Frauen zu glänzen begonnen hatte. Es hatte den Anschein, als würde jede Junior-Fußballmannschaft der Welt über Frankfurt fliegen. Überall schliefen junge Leute. Man konnte fast glauben, die Innenarchitekten hätten sich beim Entwurf des Flughafen-Interieurs die Touristenklasse in den Maschinen zum Vorbild genommen. Die Fluggesellschaften sollten sich was schämen.
    Zum Glück hatte ich Zutritt zur Erster-Klasse-Lounge. Durch eine spiegelblanke Aluminiumtür ging es hinein in eine Oase voller gekühlter Annehmlichkeiten — weich gepolsterte Möbel, seidene Wandbespannungen, die dem Bereich eine dumpfe Stille verliehen, Platten mit Sandwiches, wie man sie auf Hochzeiten findet, und eine ausladende Bar aus poliertem Chrom. All das machte es einem leicht, die

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