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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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gewesen, um ihn zu verstehen. Doch jetzt versuchte er es.
    Es war ein Teil der Bürde, die der Träger auf sich genommen hatte.
    Arahilas Mond schwebte schon dicht über dem Horizont, als Thulu endlich aus dem Schacht kletterte. Wie zuvor Dani, so konnte auch er sich nur noch auf den Rücken rollen und die Sterne ansehen. Dani ließ sich schwer ins Gras fallen. Er fühlte sich, als bestünden seine Glieder aus Stein. Es dauerte lange, bis er genug Kraft zum Sprechen gesammelt hatte. »Wo sind wir, Onkel?«
    Unter Mühen richtete sich Thulu auf, rieb sich die schmerzenden, noch immer verkrampften Beinmuskeln und sah sich um. »Auf der Ebene von Curonan, Junge.«
    »Und Finsterflucht?«
    Thulu deutete westwärts, quer über die Ebene und auf die fernen Berge, die sich schwarz und schroff erhoben und die Sterne verdüsterten. »Dort.«
     
    Die Kerzen in Hyrgolfs Zimmer waren schon weit heruntergebrannt, und bald tanzten in den felsigen Nischen nur noch blaue Flämmchen über kleinen Talglachen. Viele Stunden hatten sie sich über die Verteidigung von Finsterflucht beraten, über das Aufstellen von Wachen, über Spähtrupps der Gulnagel, Inspektionen in den Tunneln und die Bemannung der Bollwerke sowie über sinnvolle Kriegstaktiken gegenüber den Menschen, Ellylon und Zwergen. Die Nacht war schon weit fortgeschritten, als Hyrgolf in einer Ecke herumsuchte und schließlich einen halb geleerten Schlauch mit Svartblod hervorholte.
    »Heerführer«, sagte er und hielt den Schlauch mit seiner gewaltigen Hand hoch. »Trinkt.«

    Tanaros zögerte zunächst, doch dann nahm er an. Er entkorkte den Schlauch und nahm einen tiefen Schluck. Er brannte bis hinunter in den Magen, und der faulige Geschmack trieb ihm die Tränen in die Augen. »Meinen Dank dafür!«, keuchte er und gab den Schlauch zurück.
    Der Tungskulder-Fjel betrachtete ihn eingehend. »Ich habe nie zuvor Angst an Euch gerochen.«
    »Angst.« Tanaros stieß ein harsches Lachen aus. Seine Kehle war von der Hitze des Svartblod versengt. »Hyrgolf, sogar meine Haut kräuselt sich vor Angst. Hier geht zu vieles vor sich, was mir gar nicht gefällt.«
    »Der Verrat des Traumspinners macht Euch Sorgen«, sagte Hyrgolf.
    »Ja.« Tanaros sah ihn an. Der Blick des Fjel war ihm vertraut: Fest wie ein Fels sah er ihn aus kleinen Schweinsaugen an. »Mehr, als ich sagen kann, denn ich befürchte, dass in seinem Wahnsinn eine gewisse Vernunft steckt. Würdest du so etwas tun, Hyrgolf? Würdest du dich dem Willen des Fürsten widersetzen und seine Wünsche missachten, wenn du dadurch Haomanes Prophezeiung mit einem einzigen Schlag abwenden könntest?«
    »Nein«, sagte Hyrgolf einfach. »Ich bin nicht klug genug, um mich in die Angelegenheiten der Schöpfer einzumischen. Die Fjel haben ihre Wahl vor langer Zeit getroffen, Heerführer. Haomanes Prophezeiung bindet uns an sie.« Er lächelte mit scheußlicher Zärtlichkeit. »Wie lautet sie noch gleich? Die Fjeltrolle werden fallen .«
    »Trotzdem habt ihr keine Angst«, murmelte Tanaros.
    »Vor einem Tod in der Schlacht?« Hyrgolf schüttelte seinen massigen Kopf. »Nein, das nicht. Fürst Satoris …« Er hielt inne, hob den Schlauch und trank. »Er hat uns einmal ein Versprechen gegeben. Er hat gesagt, eines Tages würden uns die Menschen um unsere Gabe beneiden.« Er senkte den Schlauch und reichte ihn wieder an Tanaros weiter. »Er hat gesagt, Neheris von den fallenden Wassern hat uns gut geschaffen.«
    »Das hat sie.« Tanaros nahm einen weiteren brennenden Schluck. »In diesem Falle hat sie das, Marschall.« Er wischte sich über die
Lippen und seufzte. »Glaubst du, wir sind am Ende so verschieden voneinander, Hyrgolf? Du und ich auf der einen Seite und die Verbündeten Haomanes auf der anderen?«
    »Nein.« Der Fjel zuckte mit den gewaltigen Schultern und schaute an Tanaros vorbei auf das grob gemeißelte Rhios in einer Nische hinter einer der verlöschenden Kerzen. Das waren die ersten Bemühungen seines Jungen. Nicht schlecht für einen so kleinen Fratz, nicht wahr? »Am Ende nicht, Heerführer.« Er lächelte wehmütig; die mächtige Stirn warf Schatten über seine Augen. »Das Problem ist, dass wir irgendwo in der Mitte stehen, oder?«
    »Ja.« Unsicher stand Tanaros auf und gab den Schlauch mit dem Svartblod zurück an Hyrgolf. Er klopfte mit der Hand auf die Schulter des Fjel und genoss deren starke Wärme und die aufrichtige Treue des Fjel. »Die Fjel haben dem Fürsten Gutes erwiesen, Hyrgolf. Selbst jetzt beneide

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