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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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breit und grau wie ein Felsblock, und salutierte vor ihm. Tanaros nickte ihm zu. »Sag ihnen, dass ihr General ihre Aufmerksamkeit fordert.«
    Der Tordenstem holte tief Luft, sein fassförmiger Oberkörper schwoll erkennbar an, und seine Stimme erhob sich in einem mächtigen Brüllen. » Alle hören Heerführer Tanaros zu! Ta-na-ros! Ta-na-ros! Alle hören dem Heerführer zu! «
    Allmählich senkte sich Stille herab. Die lange Ausbildung der Fjel hatte ihnen einen Sinn für Gehorsam verliehen. Sie warfen sich nicht mehr gegen den undurchdringlichen Stein und hoben den Blick zu Tanaros, und so etwas wie Vernunft kehrte in ihre Gesichter zurück.
    »Brüder!« Tanaros hob die Stimme — die Stimme eines gewöhnlichen Menschen, dem keine besondere Macht zu Gebote stand, die
aber dazu ausgebildet war, auch das Getümmel auf dem Schlachtfeld zu durchdringen. »Wer hat diesen Ausbruch des Wahnsinns angeordnet? « Es gab keine Antwort. Die Fjel regten sich unbehaglich und senkten den Blick auf ihre hornigen Füße. »Niemand?«, fragte Tanaros. »Dann will ich es euch sagen. Malthus. Es war Malthus der Gesandte, der ihn provoziert hat, und ihr gehorcht allein Malthus, wenn ihr mit diesem Wahnsinn weitermacht!«
    Sie wirkten beschämt, und Tanaros fühlte sich deswegen schuldig. Auch er hatte kurz dieser Raserei nachgegeben. Wenn der Traumspinner nicht dazwischengetreten wäre, dann befände er sich jetzt bereits zwischen den Reihen des Feindes. Aber es brachte nichts, dies zuzugeben. Nun war es an der Zeit, ihren Stolz nicht zu beschwichtigen, sondern anzustacheln.
    »Hört mir zu«, sagte er zu den Fjel. »Das hier« — er deutete auf sie — »ist Chaos. Es ist undisziplinierte Wildheit. Genauso sehen Haomanes Verbündete die Fjel: hirnlos und ohne die Fähigkeit nachzudenken. Wie rasende Bestien. Wollt ihr, dass sie recht haben? Hat Neheris ihre Kinder etwa so geschaffen?«
    Ein verneinendes Brüllen erhob sich zur Antwort. Tanaros lächelte und zog sein schwarzes Schwert. Der Griff pulsierte in seiner Hand und befand sich im Gleichklang mit dem Hass, der in seinen Adern pochte. Die Waffe erglühte in ihrem eigenen dunklen Licht unter dem verhangenen Himmel.
    »Bei diesem Schwert!«, rief er. »Bei dem schwarzen Schwert, gehärtet im Blute des Fürsten, schwöre ich euch, dass wir den Befehlen unseres Fürsten gehorchen und dafür sorgen, dass sein Wille geschehe. Und wenn sein Wille der Krieg ist, dann werden Haomanes Verbündete erfahren, was es heißt, dem Zorn, der Macht und der Disziplin von Finsterflucht gegenüberzustehen!«
    Das Freudengeheul übertönte den fernen Ruf der Ellylon-Hörner.
    Tanaros steckte das schwarze Schwert zurück in die Scheide und wandte sich an Hyrgolf. »Ruf deine Hauptmänner zusammen und stelle so etwas wie Ordnung her. Sag deinen Jungs, sie sollen in Alarmbereitschaft bleiben.«

    »Ja, Heerführer.« Dann zögerte Hyrgolf. »Glaubt Ihr, dass der Fürst es wirklich will?«
    »Ich weiß es nicht.« Tanaros beugte sich im Sattel vor und packte den Tungskulder an der Schulter. »Das werden wir sehen, Marschall. «
     
    Lilias schreckte aus einem Traum von Beschtanag hoch.
    Sie hatte von der Belagerung geträumt, von jener endlosen Belagerung, und sie hatte zugesehen, wie ihr Volk verhungerte und auf eine Armee wartete, die nie kommen würde. Sie hatte abermals die silbern klingenden Hörner der Riverlorn und den Herold gehört, der seine Botschaft endlos wiederholte. Zauberin! Gebt uns Frau Cerelinde heraus, und wir werden Euer Volk verschonen!
    Sie erwachte und fand sich in ihrer komfortablen Gefängniszelle wieder. Sonnenlicht strömte durch die hohen Fenster. Beschtanag war weit, weit entfernt. Doch immer noch hörte sie die Hörner — ein ferner und schwacher Ruf, der sich über die weißen Brücken und Türme von Meronil legte.
    Einen entsetzlichen Augenblick lang dachte sie, es sei Oronins Horn, das ihren Tod verkündete. In Pelmar hieß es, all jene von edler Abstammung könnten es hören. Auf alle Fälle waren die Wehre in der Lage, es zu vernehmen. Aber nein, das waren die Hörner der Ellylon.
    »Eamaire.« Lilias schluckte ihren Stolz herunter und fragte ihre Dienerin, als diese bei ihr eintraf: »Was geht in der Welt draußen vor? Wird Meronil belagert?«
    »Solange Haomanes Kinder auf Urulats Erde atmen, wird Meronil bestehen, Herrin.« In den blattgrünen Augen der Ellyl lag kalte Verachtung, als ob sie um Lilias’ dunkelste Vernichtungsfantasien wüsste. »Der Fürst der

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