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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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du kein Vertrauen in unsere Verteidigungsanlagen?«
    »Nein.« Tanaros fragte sich, warum Haomanes Verbündete eine oder zwei kostbare Stunden Schlaf opferten und in der Morgendämmerung hier eintrafen. Er wechselte einen raschen Blick mit Hyrgolf, der nur mit den Schultern zuckte. Dadurch konnten sie kein Überraschungselement gewinnen. Glaubten sie, dieser Anblick würde Finsterflucht so entsetzen, dass es sich gleich ergab? Er runzelte die Stirn und beobachtete die Armee. Dort war eine weitere Gestalt, die er kannte und die zur Front ritt, während sich die Reihen teilten und ihn hindurchließen. Der Mann trug eine weiße Robe und hatte weißes Haar; die Spitze seines Speers strahlte wie der letzte Stern des Morgens, und ein Funke nistete in seinem schneeweißen Bart. Er ritt auf einem Pferd, das so weiß wie Gischt war, einen stark gewölbten Hals hatte und Hufe, die mit Geschick und Präzision auftraten.
    »Ist das … er?«, fragte Speros mit leiser Stimme.
    »Malthus der Gesandte«, bestätigte Tanaros geistesabwesend und runzelte immer noch die Stirn. »Was hast du mit meinem Pferd gemacht, du Verdammter?«
    Als ob er darauf antwortete, breitete Malthus weit die Arme aus. Aus dem klaren Soumanië auf seiner Brust brach ein strahlendes Licht und badete ihn in grellem Glanz. Rechts und links neben ihm hoben Herolde der Riverlorn in schimmernden Rüstungen ihre Hörner an die Lippen; die hohen Töne zitterten silbern in der Dämmerung.

    Auf der Ebene von Curonan hob Malthus der Weise Gesandte seine Stimme. Ein Rest von Magie in dem Soumanië oder die eigenen Fähigkeiten des Zauberers, die ihm von Haomane persönlich verliehen worden waren, bewirkten, dass seine Stimme über die gesamte Ebene trug und so mächtig und durchdringend wie die eines Tordenstem-Fjel klang — so mächtig wie die des Fürsten persönlich.
    » Satoris, Drittgeborener, den die Menschen und die Ellylon den Weltenspalter und Fluchbringer nennen, wir sind zur Antwort auf deine Herausforderung hergekommen! Im Namen von Haomane, dem Erstgeborenen und Gedankenfürsten, befehle ich Euch, uns gegenüberzutreten, ansonsten werdet Ihr auf ewig als Feigling gebrandmarkt sein! «
    Seine Worte hallten wie Donnerschläge durch die Berge und waren begleitet von einer blendenden Welle strahlend weißen Lichts. Tanaros zuckte im Sattel zurück, als wäre er geschlagen worden. Und genauso fühlte es sich an. Wut durchbrandete seine Adern und ertränkte jeden vernünftigen Gedanken. Fast hätte er sein Pferd über den Rand des Felsvorsprungs getrieben. Er bemerkte, dass er lachte. Er hatte die Zähne in einer Grimasse des Trotzes gebleckt, und seine Hand lag auf dem Griff des schwarzen Schwertes. Die Fjel brüllten, Vorax brüllte, die Stakkianer und Speros schrien ihnen das Versprechen eines blutigen Todes entgegen. Tanaros schüttelte den Kopf und versuchte, wieder klar denken zu können. Es gab nur einen einzigen Weg hinunter auf die Ebene: zurück nach Finsterflucht und durch die Verderbte Schlucht. Ja, das war der Weg.
    »Tanaros! Tanaros! «
    Eine Hand berührte seinen Arm, ellyl-zart ergriff sie seine Zügel und hielt ihn zurück, als er sein Reittier zu wenden versuchte. Ungeduldig versuchte er sie abzuschütteln, aber ihr Griff war unerwartet fest.
    »Du hattest recht.« Uschahins Stimme klang angespannt. »In der Macht, den Geist zu formen, liegt eine genauso große Gefahr wie in der Gabe, die Materie zu gestalten.«
    Diese Worte drangen nur langsam zu ihm vor. Zitternd holte Tanaros Luft und bemerkte, dass sein Herz vor Blutdurst aus der gebrandmarkten Brust zu springen drohte. Vor ihm eilten Menschen
und Fjel über den Pfad hinunter nach Finsterflucht. »Malthus’ Soumanië«, sagte er mit belegter Stimme und begriff allmählich. »Warum bist du dagegen unempfindlich?«
    »Warum?« Uschahin Traumspinner schenkte ihm ein bitteres Lächeln. Eine Ader pulsierte an seiner vernarbten Schläfe, und sein zersplittertes Auge, das so schwarz wie die vollkommene Leere war, vergoss bedeutungslose Tränen unter dem schmerzhaften Ansturm des Lichts. »Es ist nur eine andere Form des Wahnsinns.« Er deutete mit dem Kopf auf den Pfad. »Du solltest deine Truppen zurückhalten. «
    Fluchend schlug Tanaros mit seinen Zügeln gegen die Lenden des Pferdes. Er ritt mitten unter seine Männer und brüllte: »Kehrt um, kehrt um! Hyrgolf! Vorax! Speros! Kehrt um!«
    Hyrgolf hörte als Erster auf ihn und kam mit einem mächtigen Zittern zu sich. Er stapfte inmitten

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