Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
Vom Netzwerk:
der verwirrten Truppen umher und stellte sich ihnen in den Weg. Mit hochgezogenen Schultern brüllte er Befehle, bis die Vorwärtsbewegung der Männer in ein zielloses Chaos mündete.
    »Was war das?« Speros klang verwirrt und nur halb wach.
    »Das«, erklärte Tanaros grimmig, »war Malthus.«
    Der Mittländer sah ihn mit fragenden braunen Augen an. »Und was geschieht jetzt?«
    Sie alle starrten Tanaros an und erwarteten eine Antwort. Er sagte nichts, schüttelte nur den Kopf. Hinter ihnen sammelten sich über der hoch aufragenden Festung von Finsterflucht schwarze, brodelnde Sturmwolken. Sie türmten sich wütend übereinander, hatten die Farbe von Blutergüssen, und bald lag knisternde Spannung in der Luft. Der Wind blies aus allen Richtungen, kalt und schneidend wie ein Messer.
    Donnerschlag beantwortete Malthus’ Herausforderung. Er setzte tief und leise ein — so leise, dass es kaum mehr als ein Zittern war, das man in der Magengrube fühlte. Doch dann baute sich eine immer stärkere Wut im rollenden Donnergrollen auf und fand ihren Höhepunkt in einem hallenden Schlag, wie man ihn seit der Spaltung der Welt nicht mehr gehört hatte. Selbst die Pferde aus Finsterflucht
fuhren zusammen, und Menschen und Fjel hoben die Hände und bedeckten ihre Ohren.
    Ein Lichtblitz spaltete die schmutzfarbenen Wolken, blau-weiß wie das Feuermark, und sein Nachbild war so rot wie das pulsierende Herz des Gottestöters.
    Dann setzte Stille ein, die endlich durch den silbrigen Hörnerschall der Riverlorn durchbrochen wurde. Sie sandten ihre zitternde, kühne Kriegserklärung auf einer Welle des Lichts aus, welche frische Unruhe in die Seelen ihrer Feinde säte.
    »Was jetzt ?« Speros von Haimhaults Stimme versagte. Kurz. »O Schöpfer! Was jetzt?«
    »Krieg.« Uschahin Traumspinner ritt den Pfad entlang, er hatte die Schultern gegen den beißenden Wind hochgezogen. Das Tier, das sich erboten hatte, ihn zu tragen, hatte im trüben Licht des tiefen dunklen Himmels die Farbe alten, längst vergossenen und getrockneten Blutes angenommen. Tanaros sah ihn herbeikommen: das halb geheilte Halbblut mit dem golddurchwirkten, strähnigen Haar, voller Verachtung und Geringschätzung. Uschahin sah ihn an, aber es war Speros, zu dem er sprach. »Es gibt das, was es immer gegeben hat, Mittländer. Es gibt Krieg.«
    »Wir werden ihnen Krieg geben!«, knurrte Vorax, und die Stakkianer stimmten ihm lautstark zu. »Zur Hölle mit den Vorräten! Wir fallen einfach über sie her, und sie werden sich wünschen, sie wären nie geboren worden!«
    Tanaros hob die Hand und gebot ihnen Einhalt. »Das muss der Fürst entscheiden.«
    »Ich spüre es in meinem Herzen, dass er schon entschieden hat«, flüsterte Uschahin ihm zu. »Der Soumanië besitzt große Überzeugungskraft, und in dieser Sache lässt sich der Fürst bereitwillig überzeugen. Ich hoffe, du hast dich gut auf den Feind vorbereitet, Vetter.«
    Tanaros schaute wieder hinunter auf die Ebene. Es verlangte ihn danach, den Ruf der Hörner zu beantworten. »Gut genug, Vetter, falls es wirklich notwendig werden sollte.« Er richtete sich im Sattel auf. »Wir sollten uns beeilen. Vermutlich befindet sich die Festung
schon in Aufruhr. Ich kann mich darauf verlassen, dass ihr die Stellung haltet?«
    Überall um ihn herum sah er grimmiges Nicken. Blutdurst stachelte sie alle an, aber der anfängliche Wahnsinn, der von Malthus’ Zauber ausgegangen war, war gebrochen. Dem, was noch von ihm übrig war, konnte man sich widersetzen.
    Das war gut so, denn seine Vorhersage erwies sich als Untertreibung. Als sie in Finsterflucht eintrafen, fanden sie die Festung in einer wahren Kriegsraserei vor. Die Fjel drängten aus den Kasernen, verließen ihre Posten überall auf den Mauern und eilten zum Tor der Verderbten Schlucht. Nur ihre schiere Masse verhinderte, dass sie hindurchströmten und die Schlucht betraten. So viele Fjel drückten gegen das Tor, dass es unmöglich war, es zu öffnen. Sie alle waren aufgebracht, geiferten, waren nur teilweise oder auch gar nicht bewaffnet und warfen sich gegen die steinernen Mauern.
    »O Schöpfer!« Speros war entsetzt.
    »Marschall Hyrgolf!« Tanaros trieb sein Pferd mit den Knien voran und begab sich auf dem hoch gelegenen Pfad an eine Stelle, wo alle ihn sehen konnten. Er schaute hinunter auf die brodelnde Masse. »Hol mir einen von den Tordenstem.« Hinter ihm entstand eine leichte Unruhe, und schon trat einer der Tordenstem, der Donnerstimmen-Fjel, neben ihn,

Weitere Kostenlose Bücher