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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Schöpfers sehnen. Er verlangt unsere Treue, ja, aber er verleiht uns die Freiheit, die Ordnung der Welt infrage zu stellen und der oder das zu sein, was wir sind. Könnt Ihr das Gleiche von Haomane dem Gedankenfürsten sagen?«
    »Ihr versteht es nicht.« Cerelindes Stimme bebte. »Er ist … überall. «
    »Für Euch vielleicht.« Tanaros berührte ihre kühle Wange. »Aber nicht für mich.«
    Eine Zeit lang standen sie so da; dann erzitterte Cerelinde, die Hohe Frau der Ellylon, wie die Blüten der Mortexigus-Blume und zog sich von seiner Berührung zurück. Eingehüllt in ihren dunklen Umhang, sah sie ihn mit strahlenden Augen an.
    »Tanaros«, sagte sie. »Ich werde nicht für Euren Tod morgen beten.«
    »Hohe Frau.« Er verneigte sich tief und sagte nichts mehr.
    Die Wächter brachten sie wieder zurück.
     
    Speros von Haimhault fiel es schwer zu schlafen.
    Es war alles so schnell geschehen. Im einen Augenblick hatte er sich noch ganz darauf konzentriert, tapfer zu wirken, die Friedensflagge zu halten und die Anzahl von Haomanes Streitkräften abzuschätzen, damit er sie dem Heerführer mitteilen konnte, und im
nächsten Augenblick hatte er sich einverstanden erklären müssen, als Geisel zu dienen.
    Wenigstens waren sie zivilisiert mit ihm umgegangen, das musste er zugeben. In den alten Zeiten, als er nichts anderes als ein lächerlicher Pferdedieb gewesen war, hatte man ihn nie mit solcher Aufmerksamkeit bedacht. Der Architekt von Finsterfluchts Verteidigungsanlagen! Das war ein gewaltiger Titel, auch wenn Fürst Vorax ihn erfunden hatte.
    Doch um ehrlich zu sein, schienen die drei Anführer das zu erahnen, denn sie behandelten ihn etwas geringschätzig. Als sie ins Lager zurückgekehrt waren, machte der weißbärtige Malthus deutlich, dass er nun andere Sorgen hatte, was eine gute Sache war. Speros empfand nicht das Verlangen, die Aufmerksamkeit des Zauberers auf sich zu ziehen. Aracus Altorus sah ihn nur von oben bis unten an, als ob er Speros’ Wert einschätzen wollte und ihn als gering befand. Und was Ingolin, den Fürsten der Riverlorn, anging, so hätte Speros auch gar nicht existieren können.
    Doch es gab noch andere im Lager; Mitläufer zweifellos. Blaise Caveros, der Grenzwacht-Kommandant mit dem unangenehmen Gehabe eines Heerführers, sah Speros als ernsthafte Bedrohung an. Er stellte zwei Wächter ab, die Speros’ angeblicher Stellung würdig waren: einen kleineren Adligen der Ellylon sowie eine arduanische Bogenschützin. Sie hielten abwechselnd Wacht bei ihm. Eine Frau! Sie besaß einen seltsamen, aus schwarzem Horn geschnitzten Bogen, den sie wie ein Kleinkind hätschelte. Bei Einbruch der Abenddämmerung brachte sie ihm eine Schüssel mit Eintopf aus dem gemeinsamen Kessel. Nachdem er gegessen hatte, grinste Speros sie an und vergaß dabei seine Zahnlücken.
    »Wirklich sehr schön«, sagte er und deutete mit dem Kopf auf ihre Waffe.
    Sie sah ihn ausdruckslos an. »Das ist Oronins Bogen.«
    »Ach ja?« Er stieß einen Pfiff aus. »Woher hast du ihn denn?«
    Die Schützin schüttelte angewidert den Kopf. »Du kümmerst dich um ihn«, sagte sie zu dem Ellyl, während sie aufstand, um einen Rundgang durch das Lager zu machen.

    »Habe ich etwas gesagt, das sie beleidigt hat?«, fragte Speros den Ellyl, der still in sich hineinlächelte.
    »Die Schützin Fianna hat mit diesem Bogen den Drachen von Beschtanag getötet«, sagte er. »Sicherlich ist die Nachricht davon auch bis zu den Toren von Finsterflucht gedrungen.«
    »Allerdings.« Speros zuckte die Schultern. »Zu der Zeit war ich in der Wüste.«
    »Tatsächlich?« Der Ellyl, dessen Name Peldras lautete, schlang die Hände um das Knie. »Euer Fürst Vorax hat von euren Bemühungen hinsichtlich eines bestimmten Brunnens gesprochen, als er dich in die Obhut des Weisen Gesandten gegeben hat.«
    »Du kennst ihn?« Speros unterdrückte die Erinnerung an das schwarze Schwert des Heerführers, das die Brust des alten Yarru spaltete, und an die dumpfen Laute, welche die Keulen der Gulnagel verursachten.
    »Allerdings.« Peldras sah ihn an. »Du bist noch jung. Offenbar bist du sehr gut angesehen, wenn du in der Gunst des Weltenspalters schon so hoch gestiegen bist, Speros von Haimhault.«
    Nochmals zuckte er die Achseln. »Ich habe mich halt nützlich gemacht.«
    »Es hat den Anschein.« Peldras zog die hellen, fein geschwungenen Brauen hoch. »Aber ich befürchte, dass deine Nützlichkeit ein Ende gefunden hat, denn sonst hätte Vorax dich nicht

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