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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Einmal bemerkte er, wie es kurz von innen erhellt wurde, nicht von gewöhnlichem Lampenschein oder dem Diamantblitz von Malthus’ Soumanië, sondern von etwas anderem, das ein kaltes, blaugrünes Licht verströmte. Danach kam Blaise Caveros herbei und sagte leise etwas zu Fianna.
    »Haomane sei gepriesen!«, flüsterte sie. »Der Träger lebt.«
    Nun setzte sich Speros aufrecht. Die beiden anderen verstummten und sahen ihn argwöhnisch an. Es reizte ihn zum Lachen. »Er weiß
davon«, sagte er in beiläufigem Ton. »Die Versengten, das Wasser des Lebens. Kein Teil eures Plans ist Fürst Satoris unbekannt.«
    »Wie dem auch sei, Mittländer«, sagte Blaise, »er kann es nicht verhindern, dass Haomanes Prophezeiung erfüllt wird.«
    »Aber er kann es versuchen, nicht wahr?« Speros beobachtete den Grenzwächter. »Weißt du, wem du ähnlich siehst? Dem Heerführer Tanaros.«
    »Das habe ich auch schon gehört.« Er stieß die Worte zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    »Er sagt, du kannst besser mit dem Schwert umgehen als Aracus Altorus«, bemerkte Speros. »Ist das wahr?«
    »Es ist unwichtig«, sagte Blaise behutsam.
    »Das kann man nie wissen.« Speros lächelte ihn an. »Vielleicht ist es doch wichtig. Hast du schon einmal die Hohe Frau Cerelinde gesehen? Sie ist … wie sagte der Heerführer noch gleich? Wir haben in der Wüste über sie geredet, bevor ich sie mit eigenen Augen gesehen habe. ›Sie ist wunderschön, Speros‹, hat er zu mir gesagt. ›So schön, dass man Arahila für die schlechte Arbeit bemitleiden muss, die sie bei unserer Erschaffung geleistet hat, doch sie hat uns genug Verstand mitgegeben, um das zu erkennen.‹ Ist es nicht so? Ich glaube, wenn man sie kennt, ist es schwer, danach noch eine andere Frau schön zu finden.«
    Blaise sog scharf die Luft ein und drehte sich um. »Sei vorsichtig«, sagte er über die Schulter zu Fianna. »Sag in seiner Gegenwart nichts, was uns verraten könnte.«
    Sie nickte verärgert und sah dem Grenzwächter nach. Speros legte sich wieder hin und faltete die Hände hinter dem Kopf. »Glaubst du, er empfindet etwas für die Verlobte seines Fürsten?«, fragte er. »Das wäre doch eine interessante Entwicklung!«
    »Willst du wohl still sein!«, sagte die arduanische Frau heftig. Ihre nervösen Finger zupften an der Sehne von Oronins Bogen. Ein tiefer und singender Ton voller Qual erklang auf der Ebene von Curonan. Speros spürte, wie ihm das Herz in der Brust bebte. Einen Moment lang wurde es ganz ruhig im Lager; alle lauschten, bis der letzte Widerhall verklungen war.

    »Wie du willst«, murmelte Speros. Er schloss die Augen und bemühte sich zu schlafen, aber es gelang ihm nicht. Seltsamerweise waren es die Worte des Ellyl, die ihn bedrängten. Menschen wie deinesgleichen. Erbauer und Tatkräftige . War es falsch gewesen, dass er sein Schicksal selbst in die Hand genommen hatte und nach Finsterflucht gegangen war? Er hatte sich nützlich gemacht. Sicherlich würde der Heerführer ihn nicht vergessen und ihn hier nicht im Stich lassen. Speros hatte ihn nur ein einziges Mal enttäuscht, und der Heerführer hatte ihm dafür vergeben. Seine Gedanken schreckten noch immer vor der Erinnerung daran zurück: das niedersausende schwarze Schwert, die dumpfen Laute der Keulen. Die bemitleidenswerten Schreie der Angehörigen des alten Yarru. Ihre Stimmen hatten wie die seiner Großmutter geklungen. Ihm stieg die Galle hoch, und seine Glieder wurden schwach.
    Aber der Heerführer hatte es nicht tun wollen, genauso wenig wie Speros. Der Ellyl hatte in dieser Hinsicht unrecht. Er verstand es nicht — er würde es niemals verstehen. Obwohl Speros sich nicht daran erinnern wollte, tat er es doch. Das schreckliche, hoch erhobene Schwert des Heerführers, der Schrei auf seinen Lippen. Nenn mir einen Grund!
    Speros öffnete die Augen, blinzelte die Sterne an und fragte sich, warum so viele Fragen unbeantwortet blieben und wie die Welt wohl sein würde, wenn es Antworten gäbe.
     
    Vollkommene Dunkelheit hatte wieder eingesetzt, bevor sich Dani und Thulu aus dem Tunnel wagten. Blindlings krochen sie voran. Ihre Körper waren von der langen Reglosigkeit steif geworden; sie hatten schrecklichen Durst, waren vom Hunger geschwächt und fürchteten, nun in eine Falle zu geraten.
    Doch nein; fernes Sternenlicht erhellte die Öffnung; die Vorratskammer schien bar aller lebenden Wesen zu sein. Die Vorräte, die hier gelagert worden waren, hatten erheblich abgenommen,

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