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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Flügelspitzen, die der Tiefe unter ihm trotzten. So unmöglich, so wunderschön.
    »Vielleicht«, murmelte sie.
    Unten im Tal kam eine Gruppe von Ellylon-Kriegern aus dem östlichen Tor und ritt ihnen entgegen. Sie trugen Ingolins Livree über ihren Rüstungen – salbeigrüne Hemden mit seiner silbernen Schriftrolle auf der Brust. Die Pferde steckten in silbernen und grünen Schabracken; ihre Hufe trommelten rhythmisch auf den Pflastersteinen, während sie rasch näher kamen.
    Der Anführer neigte das Haupt. »Fürst Aracus, Lorenlasse von Valmaré«, sagte er und wandte sich dann an Malthus. »Weiser Gesandter.
Seid willkommen in Meronil. Mein Fürst Ingolin erwartet Euch.«
    Er wendete sein Pferd, und auf seine Geste hin bildeten seine Männer zwei Reihen und eskortierten die Gäste. Mit Aracus, Lorenlasse und Malthus an der Spitze machte sich die Gruppe an den Abstieg.
    Lilias fand sich in der Mitte des Zuges wieder, hinter den Riverlorn, aber vor der Grenzwacht von Curonan. Sie drehte sich im Sattel und warf einen Blick zurück. Der aufmerksame Blaise beugte sich zu ihr herüber und ergriff die Zügel ihres Pferdes. Unmittelbar hinter ihr ritt Fianna die Bogenschützin und sah sie mit schwelendem Misstrauen an. Lilias blickte an ihr vorbei und beobachtete, was geschah. Als der letzte Grenzwächter den Rand des Tales verlassen hatte, stieg der perlmutterartige Nebel wieder auf. Dicht wie ein Leichentuch schloss er sich hinter dem letzten Mann. Abermals war das grüne Tal verhangen, doch der Himmel über ihnen war klar und blau, und die Sonne schien auf Meronil herunter.
    Hier war eine Magie am Werk, die sie nicht verstand – Ellylon-Magie. Was war Wirklichkeit, was war Illusion? Sie wusste es nicht; sie wusste nur, dass sie innerhalb der Grenzen dieser Magie gefangen war. Lilias erzitterte. Ohne nachzudenken hob sie die Hand, betastete ihre Stirn und war sich der Tatsache schmerzhaft bewusst, dass der Soumanië fehlte.
    »Geht es Euch gut, Zauberin?«, fragte Blaise, ohne sie dabei anzusehen.
    »Gut genug.« Lilias senkte die Hand wieder. »Reitet weiter.«
    Sie beendeten ihren Abstieg. Beim Tor erklang eine Fanfare. Lorenlasse blies sein silbernes Horn; andere Hörner antworteten ihm. Der Anführer ihrer Eskorte sprach höflich mit dem Torwächter, und der Torwächter antwortete ihm. Die Wachen der Riverlorn standen mit undeutbaren Mienen da und hielten die Speere gekreuzt. Aracus saß auf seinem Pferd, presste die Lippen zusammen, und in seinen Augen lag ein Ausdruck der Härte. Der Torwächter verbeugte sich. Malthus der Gesandte lächelte vor sich hin und betastete das helle Juwel auf seiner Brust. Fianna die Bogenschützin machte ein finsteres
Gesicht und bemühte sich, nicht überwältigt vom Glanz der Ellylon zu wirken. Blaise unterhielt sich mit seinem Stellvertreter und gab ihm Befehle. Der größte Teil der Grenzwächter zog sich zurück, um auf den grünen Wiesen vor dem Osttor Meronils ihr Lager aufzuschlagen.
    All das verursachte Lilias Kopfschmerzen.
    Der Torwächter sprach ein Wort, und in der Luft funkelte es schwach. Das Tor öffnete sich. Sie ritten hindurch, und hinter ihnen schloss sich das Tor wieder.
    Sie hatten Meronil betreten.
    Die Riverlorn kamen heraus und wollten sie sehen. Sie waren Ellylon; sie glotzten nicht. Aber sie standen entlang des Weges – auf Balkonen, in Türeingängen und aufrecht in den flachen Booten – und beobachteten die Ankömmlinge. Männer und Frauen in eleganter Kleidung sahen sie an. Einige hoben die Hand zum stillen Gruß, andere blieben reglos. Ihr Alter war unmöglich zu schätzen. Sie waren groß und hellhäutig, hatten ernst dreinblickende Augen, ein schreckliches Licht in ihren Gesichtern und einen schrecklichen Kummer in ihren Herzen. Ihr Schweigen wog schwer.
    Musik hätte spielen sollen.
    Meronil war eine Stadt, die für Musik gemacht zu sein schien, eine Sinfonie der Architektur; ihre hoch aufragenden Türme und weit sich spannenden Brücken beriefen sich aufeinander und sprachen zueinander über dem Murmeln des Aven.
    Doch es herrschte nur traurige Stille.
    In der Stadt entließ Lorenlasse von Valmaré seine Gefährten. Ihre Wege trennten sich, einige kehrten nach Hause zurück, andere gruppierten sich neu und erwarteten weitere Befehle. Lorenlasse beugte sich tief zu Aracus Altorus hinunter, bevor er sich verabschiedete, und versprach ihm, bald wieder mit ihm zusammenzutreffen. Lag da ein gewisser Spott in seiner Verbeugung? Lilias wusste es

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