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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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nicht.
    Schließlich waren sie nur noch wenige. Haomanes Verbündete; Malthus’ Truppe. Es waren Aracus und Malthus, Blaise und Fianna, die Lilias bewachte. Von den Ellylon war nur noch Peldras bei ihnen. Ingolins Eskorte führte sie über eine weite Brücke auf die Insel zu;
der Aven floss ruhig unter ihnen hindurch, und die Einwohner Meronils beobachteten sie. Nun befand sich Lilias nicht mehr im Schutz einer großen Gruppe. Sie krümmte sich unter ihren Blicken, fühlte sich klein und schmutzig und war sich des Makels ihrer eigenen Sterblichkeit deutlich bewusst.
    Sie stellte sich die Verachtung der anderen vor.
    Das ist also die Zauberin des Ostens ?
    Sie nahm Blaise die Zügel wieder ab und konzentrierte sich darauf, sie zu halten, wobei sie den Blick auf ihre geröteten, rissigen Knöchel richtete. Das war besser, als jemanden anzusehen. Der Torwächter gewährte ihnen Einlass. Auf der Insel stieg die Gruppe ab. Auch als die Tore von Ingolins Haus bereits weit offen standen, hielt Lilias den Blick gesenkt. Unter Blaises leisem Befehl saß sie ab und ertrug den Austausch von Höflichkeiten und die Umarmungen, ohne alldem große Aufmerksamkeit zu schenken. Nichts davon besaß irgendeine Bedeutung. Sie wünschte, sie wäre irgendwo auf dieser Welt, nur nicht in dieser allzu schönen Stadt.
    » Zauberin .«
    Eine Stimme, eine einzelne Stimme, die in der Gemeinsamen Sprache redete, durchtränkt von dunkler Musik und abgründiger Weisheit, Heerscharen von Magie unter ihrem Befehl. Bei ihrem Klang riss Lilias den Kopf hoch. Sie sah in die Augen von Ingolin dem Weisen, dem Fürsten der Riverlorn.
    Er war alt, so alt, obwohl das nicht an seinem Äußeren zu erkennen war, oh nein. Oder wenn es doch so war, dann war es nicht so wie bei den sterblichen Menschen. Es stimmte, sein Haar war silbrig-weiß und fiel ihm wie ein leuchtender Strom über die Schultern. Doch diese Schultern waren breit, und keine Runzeln oder Falten liefen durch sein Gesicht. Die Male der Zeit berührten die Ellylon nicht so wie den Rest der Geringeren Schöpfer. Aber seine Augen … ah!
    Sie waren bodenlos und grau – Augen, die die Spaltung der Welt gesehen hatten.
    Sie schauten Lilias an, maßen sie und kannten sie. Sie sahen den hoffnungslosen Wirrwarr von Kummer und Neid in ihrem Herzen.
Nicht umsonst wurde Ingolin der Weise genannt. Er neigte den Kopf ein klein wenig in Anerkennung des Standes, den sie früher einmal innegehabt hatte. »Lilias von Beschtanag. Wir heißen Euch als unseren Gast in Meronil willkommen.«
    Die anderen beobachteten sie: Aracus mit dem toten Soumanië auf der Stirn, voller Verlangen; Fianna, die vor Groll schäumte; Malthus und der Ellyl Peldras, beide mit diesem scheußlichen Mitleid im Blick. Und Blaise, was war mit Blaise? Still saß er auf seinem Pferd, seine vernarbten Hände hielten die Zügel fest; er wich ihrem Blick aus.
    Lilias holte tief Luft. »Ihr verleiht meiner Gefangenschaft ein angenehmes Antlitz, Fürst Ingolin.«
    »Ja.« Ingolin schenkte ihr einfach nur dieses Wort. »Ihr wisst, wer Ihr seid, Zauberin – was Ihr gewesen seid und was Ihr getan habt. Ihr wisst, wer wir sind und was wir begehren.« Er deutete auf die offene Tür. »Ihr werdet in diesen Mauern Gastf reundschaft und auch Schutz erfahren. Dessen kann ich Euch versichern. Nicht mehr und nicht weniger.«
    Lilias hatte Kopfschmerzen. Es herrschte zu viel Licht an diesem Ort, zu viel Weiß. Mit zitternden Fingern rieb sie sich die Schläfen. »Das will ich nicht.«
    Es lag kein Mitleid in seiner Miene und in den Augen, welche die Spaltung der Welt gesehen hatten. »Dennoch werdet Ihr das bekommen.«
     
    » Er ist es«, zischte Meara.
    Cerelindes Herz krampfte sich in plötzlicher Angst zusammen. Sie war bemüht, sich den Anschein der Ruhe zu geben, bevor sie von der Stickarbeit auf ihrem Schoß aufsah. »Hat Fürst Satoris nach mir gerufen, Meara?«
    »Nicht der Fürst !« Die Irrlingsfrau zog eine Grimasse und deutete mit dem Kopf ruckartig in Richtung Tür. »Heerführer Tanaros. Er ist hier .«
    Diesmal war es eine Woge der Freude, die ihren Herzschlag beschleunigte. Doch das war noch verwirrender für sie als die Angst.
Cerelinde legte ihre Stickerei beiseite und faltete die Hände. »Danke, Meara. Heiße ihn bitte willkommen.«
    Sie gehorchte, während sie vor sich hin murmelte, und eilte davon, ohne sich für ihre Hast zu entschuldigen.
    Und dann war er da.
    Er war größer, als sie ihn in Erinnerung hatte, vielleicht wirkte er

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