Elegie - Fluch der Götter
verdammte Zauberer nach Süden, wenn sein kostbarer Träger sich gerade in den Nordlanden verirrt?«
»Weil Malthus seinen Träger nicht finden kann, mein Stakkianer. « Grimmige Belustigung lag in Fürst Satoris’ Stimme. »Der Junge wird von einem Zauberspruch des Gesandten verborgen – vor meinen Augen und vor den Augen von Uschahin Traumspinner. Doch jetzt, da sich der Soumanië verändert hat, kann Malthus seinen eigenen Zauber nicht mehr durchbrechen. Also vertraut er den Träger meinem Älteren Bruder und dessen Prophezeiung an und geht nach Meronil, um dort den Krieg zu planen – und weil sich an diesem Ort etwas befindet, das er braucht.«
Niemand fragte, was es war. Einen Augenblick später seufzte Uschahin. »Der Speer des Lichts.«
»Ja.« Fürst Satoris kehrte zum Fenster zurück und schaute nach Westen. »Ich glaube, so ist es.« Seine Schultern, die die Sterne verdunkelten, hoben und senkten sich leicht. »Es ist unbedeutend. Malthus hat ihn schon immer in seiner Obhut gehabt.«
Tanaros’ Mund war trocken. »Was ist Euer Wille, mein Fürst?«
Der Schöpfer antwortete, ohne sich umzudrehen. »Schick die Läufer zurück zum Gebiet der Fjel. So viele Kaldjager, wie du entbehren kannst, sollen sie begleiten. Die Jagd muss fortgesetzt werden. Sobald sie fort sind, soll eine andere Gruppe die Tunnel blockieren. Zu viele in Stakkia kennen diese Wege, und es befinden sich Verräter unter ihnen. Sag den Fjel, sie sollen auf dem Landweg zurückkommen, wenn sie ihre Aufgabe erfolgreich erledigt haben.« Nun drehte er sich endlich um, und seine Augen glühten rot in der Dunkelheit. »Sag ihnen, sie sollen mir den Kopf des Trägers bringen. Ich will ihn sehen. Und ich will Malthus’ Gesicht sehen, wenn ihm der Kopf zu Füßen gelegt wird.«
Tanaros verneigte sich. »Mein Fürst.«
»Gut.« Der Schöpfer entließ ihn mit einer knappen Handbewegung. »Den Rest kennt ihr, meine Drei. Sie kommen. Bereitet euch auf den Krieg vor.«
Sie ließen ihn allein – eine dunkle Gestalt, die sich schwach von der Dunkelheit abhob. Nasse Finsternis sickerte aus seiner nicht heilenden Wunde, tröpfelte stetig herab und bildete eine leuchtende Pfütze um seine Beine. Zwei Schattenstreifen erstreckten sich an seinen massigen Schultern vorbei in die Nacht, als Uschahin den Raben befahl, den Turm zu verlassen. Tanaros sah ihnen nach und widerstand dem Drang, Bring zurückzurufen.
»Gut.« Vorax stieg die Wendeltreppe hinunter, atmete heftig aus und wischte sich über die Stirn. »Das ist es also.«
»Krieg.« Uschahin kostete das Wort. »Hier.«
»Ja«, stöhnte Vorax. Seine Schritte hallten schwer auf der Treppe wider. »Ich glaube, es besteht durchaus die Möglichkeit, dass dieser kleine Versengte tot ist und wir viel Lärm um nichts machen. Es
sähe diesem verdammten Zauberer ähnlich, wenn er uns bloß zum Narren hält.« Er versetzte Tanaros einen sanften Stoß in die Rippen. »Was sagst du dazu, Vetter? Sind diese Versengten wirklich so schwer umzubringen?«
Tanaros dachte an den Jungen, den er in den Bahnen gesehen hatte. Er hatte ein Tonfläschchen um den Hals und eine Frage in den Augen getragen. Er dachte an die Yarru-Ältesten, an Ngurra, der unter dem Schatten von Tanaros’ schwarzem Schwert so ruhig und kummervoll gewirkt hatte.
Ich kann dir nur die Wahl lassen, Königsmörder .
»Ja«, sagte er. »Das sind sie.«
Danach gingen die Drei in Schweigen weiter. Was seine Gefährten dachten, konnte Tanaros nicht mit Gewissheit sagen. Sie hatten nie darüber geredet, was aus ihnen werden sollte, falls Haomanes Verbündete siegten.
Das war ihnen bisher als unmöglich erschienen.
VIER
D as Tal, in dem der Riverlorn-Hafen von Meronil lag, war eine grüne, in Nebel gehüllte Senke. Der Nebel füllte das ganze Tal bis zum Rand, bewegte sich in sanften Strömungen, sonnendurchwirkt und anmutig, ein Schleier aus Regenbogentropfen.
Bei diesem Anblick hielt Lilias den Atem an.
Blaise Caveros warf ihr einen raschen Blick zu. »Ich habe das Gleiche gefühlt, als ich es zum ersten Mal gesehen habe.«
Sie erwiderte nichts darauf, sondern sah zu, wie Aracus Altorus und Malthus der Gesandte zum Rand des Tales ritten und in den Nebel spähten. Dort berieten sie sich miteinander. Aracus neigte den Kopf; der Soumanië saß trübe vor seiner Stirn. Nebel machte sein rotgoldenes Haar matt, und es ringelte sich in seinem Nacken.
Seine Haare müssen geschnitten werden, dachte Lilias.
Aracus sah sie nicht an. Sie
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