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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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hin.« Uschahin wartete geduldig, während Tanaros den Alkoven untersuchte. Es war nicht einfach, die Öffnung zu erkennen: eine kleine, verborgene Tür im hinteren Teil, die genau im tiefen Schatten der beiden hellen Figuren lag und deshalb fast unsichtbar war.

    »Ah.« Endlich hatte Tanaros sie bemerkt. »Einer der Gänge deiner Irrlinge?«
    »Ja.«
    »Was soll ich dazu sagen?« Tanaros zuckte die Schultern. »Mir wäre es lieber, wenn es sie nicht gäbe, Vetter, aber sie richten keinen Schaden an, solange sie sich nur in den inneren Wänden befinden. Möge das Schicksal verhindern, dass es je so kommen wird, aber falls Finsterflucht einmal einer Invasion gegenübersteht, könnten sie vielleicht sogar sehr nützlich sein. Hat nicht Fürst Satoris persönlich dir das Recht zum Anlegen dieser Gänge gegeben?«
    »Ja«, sagte Uschahin, »das Recht auf die Zwischenräume, wohin solche Geschöpfe wie ich gehören. Aber, Tanaros, wer hat diese Gänge erbaut?« Er sah dem anderen ins Gesicht und schüttelte den Kopf. »Sie waren noch nicht hier, als ich hergerufen wurde, Vetter. Meine Irrlinge haben sie nicht gebaut. Sie haben zwar andere Tunnel geschaffen, aber nicht solche wie diesen, die sich in der Struktur der Wand befinden. Das würde übermenschliche Kraft erfordern.«
    »Die Fjel …«
    Uschahin deutete auf den schmalen Spalt, der nur durch die gespreizten Beine der beiden Schöpfer zu erreichen war. »Welcher Fjeltroll würde da hindurchpassen? Ich habe die Fjel gefragt, und sie haben keine Ahnung davon, nicht diese Generation und auch nicht die vorangegangenen. Früher waren die Gänge nicht da, und plötzlich waren sie da. Finsterflucht verändert sich , Tanaros; seine Strukturen wandeln sich, so wie sich die Gedanken des Fürsten verändern. Das wollte ich dir sagen.«
    »Nun gut.« Tanaros betrachtete das Steingesicht von Fürst Satoris. Die Miene des Schöpfers sprach von Schmerz, sowohl wegen des Gottestöters in seinem Bein als auch wegen des größeren Verlustes, den er erlitten hatte. Oronins Stich hatte ihm seine nie verheilende Wunde beigebracht, die ihn seiner Gabe beraubt hatte. »Er ist ein Schöpfer, Vetter. Ist das eine so große Überraschung?«
    »Nein, Schwarzschwert. Das hier nicht. Ich weiß schon seit Jahrhunderten darum.« Angewidert schüttelte Uschahin den Kopf.
Er duckte sich unter Oronins ausgestrecktem Arm hindurch und öffnete die verborgene Tür zu dem Gang zwischen den Mauern. »Komm mit.«
    Als sie sich hinter der Wand befanden, führte er Tanaros mit großer Sicherheit und folgte einem gewundenen Pfad, der sich allmählich abwärts wandte. Die Luft wurde umso dichter und wärmer, je weiter sie gingen, und bald verlief der Weg wieder eben. Tanaros folgte schweigend; seine Schritte knirschten über Schutt. Als sie das grob aus dem Fels gemeißelte Zimmer erreicht hatten, das die Irrlinge für sich beanspruchten, blieb Tanaros stehen. Die Irrlinge hatten sich hier nicht mehr versammelt seit dem Tag, da Vorax sie bei der Hohen Frau der Ellylon gefunden hatte, und seine Stakkianer hatten den größten Teil des Schutts fortgeräumt, doch es gab noch Anzeichen ihrer früheren Gegenwart: in die Wände geritztes Kauderwelsch, vergessene Kerzenstummel in Mauerspalten.
    Tanaros seufzte. »Willst du mir erzählen, dass dies hier das Werk des Fürsten ist? Ich habe mit Vorax gesprochen, Vetter, und ich habe auch mit Cerelinde gesprochen. Ich weiß, was hier passiert ist.«
    »Oh, mir ist bekannt, dass du mit Cerelinde gesprochen hast, Vetter. « In Uschahins Stimme lag ein dunkler Unterton. »Nein, darum geht es nicht. Komm weiter.«
    Sie drängten sich durch eine enge Stelle im Tunnel. Einige Schritte dahinter fiel der Boden steil ab. Uschahin führte ihn weiter, immer tiefer hinunter, bis vor ihnen ein blau-weißes Glimmen sichtbar wurde, das so hell und kräftig war wie an jener Stelle der Skulptur, wo der Dolch aus Satoris’ Bein ragte.
    »Siehst du das?«, fragte er.
    »Ja.« Tanaros biss die Zähne zusammen. »Genau das hat Vorax mir erzählt.«
    Ein leises Brüllen lag in der Luft, und auch ein beißender Gestank, wie der Atem eines Drachen. Uschahin grinste; seine verschiedenfarbigen Augen glitzerten im Schein des Feuermarks. »Dann komm und sieh es dir genau an.«
    Sie stiegen den Rest des Weges nach unten, während Uschahin mit sicherem Schritt voranging. Sein schmerzender Leib fühlte sich
in der heißen, erstickenden Luft wohl. Sie erreichten das Ende des Abstiegs.
    Ein neuer

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