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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Spalt klaffte im Boden.
    Da war auch die alte Felsspalte, die Vorax’ Stakkianer überbrückt hatten. Für Sterbliche hatten sie gute Arbeit geleistet. Der ausgetretene Pfad war deutlich sichtbar; er wies dort Rillen auf, wo eine Steinplatte mit großer Mühe entlanggeschleift worden war, mit der man schließlich die Kluft verschlossen hatte. Die Platte wurde von mächtigen Holzbalken gestützt, die mit Wasser getränkt und durch die Hitze des Feuermarks schon ein wenig angesengt worden waren, doch sie hielten noch. Steine und Geröll füllten die Zwischenräume aus.
    Und dort, links davon, befand sich eine klaffende Wunde, aus der ein mächtiges, unstetes Licht hervorbrach. Darüber wölbte sich eine Höhlung. Auf dem Grund, tief unten, brannte und fauchte das Feuermark wie ein Schmelzofen. Ungeachtet der Gefahr stellte sich Tanaros an den Rand des Abgrunds und schaute hinunter.
    Die Wände des tiefen Loches waren zerklüftet und rau. Das Feuermark brannte so hell, dass es ihm beinahe die Augen versengte. Er hob den Blick, wo seine Gestalt einen großen, mächtigen Schatten an die Decke warf. Auch diese schien neu geschaffen – als ob große Felsbrocken von ihr abgeschlagen worden seien.
    Tanaros runzelte die Stirn. »Es muss irgendeine Schwachstelle im Fundament sein, die das hier verursacht hat. Kein Wunder, Vetter, wenn das Ganze auf dem Feuermark errichtet wurde.« Er drehte sich zu Uschahin um. »Hast du schon mit dem Fürsten darüber gesprochen?«
    »Ja«, sagte Uschahin nur.
    »Und?«
    In der erstickenden Hitze schlang Uschahin die Arme um sich, als wollte er sich vor Kälte schützen. Als er antwortete, lag in seiner Stimme eine ungewohnte Spur von Angst. »Der Fürst sagt, das Fundament sei fest.«
    Tanaros wandte sich wieder um und starrte in die brodelnden Tiefen der Kluft. Lange schwieg er. Als er endlich sprach, drehte
er sich dabei nicht um. »Ich will dich noch einmal fragen, Traumspinner: Was hat das mit Fäulnis zu tun?«
    »Es liegt eine verderbliche Helle im Herzen dieses Ortes«, sagte Uschahin leise. »So wie sie in den Gedanken meiner Irrlinge schwärt, so wie sie auch in deinem Herzen schwärt, Vetter, so schwärt sie in der Seele des Fürsten, nagt an seinem Stolz und treibt ihn zu halsstarrigen Dummheiten. Das Fundament trägt keine Schuld, Schwarzschwert. Fürst Satoris ist das Fundament von Finsterflucht. Wie offen soll ich reden?«
    »Was du sagst, ist Verrat«, murmelte Tanaros.
    »Es hat bewirkt, dass der Regen wie Säure gefallen ist.«
    Diese Worte, angefüllt mit unausgesprochener Bedeutung, standen zwischen ihnen. Langsam drehte sich Tanaros um. Seine dunklen Augen waren hell vor Tränen. »Ich weiß«, sagte er. »Ich weiß . Er hatte gute Gründe, erzürnt zu sein, Uschahin!« Er breitete die Arme in einer Geste der Hilflosigkeit aus. »Ja, es liegt Wahnsinn in der Wut. Niemand weiß das besser als ich. Alles, was ich habe, und alles, was ich bin, hat der Fürst mir geschenkt. Willst du, dass ich ihn jetzt verlasse?«
    »Nein!« Uschahin riss den Kopf hoch; in seinen verschiedenfarbigen Augen loderte Feuer. »Versteh mich nicht falsch, Vetter.«
    »Was dann?« Tanaros sah ihn fest an und schüttelte den Kopf. »Nein. Oh nein. Das ist nicht Cerelindes Schuld. Sie ist nur eine Spielfigur, mehr nicht. Und ich werde nicht den Befehlen des Fürsten zuwiderhandeln, nur damit du deinem Hass auf die Ellylon freien Lauf lassen kannst, Vetter.«
    »Es würde die Prophezeiung vereiteln …«
    » Nein! « Tanaros’ Stimme hallte in der Höhle wider; die Echos verschmolzen mit dem Brüllen des Feuermarks. »Denk nicht einmal daran, Traumspinner. Egal ob er verrückt oder bei klarem Verstand ist, sein Wille herrscht hier uneingeschränkt. Ja, und auch sein Stolz!« Zitternd holte er Luft. »Willst du, dass er geringer als Haomane wird? Ich werde den Fürsten nicht darum bitten, er möge seinen Stolz zähmen, nicht um deinetwillen und auch nicht um meinetwillen. Dieser Stolz hat ihn so lange am Leben erhalten, obwohl
er mit jedem Atemzug unaussprechliche Schmerzen leidet. Wo wäre jeder von uns Drei ohne ihn?«
    »Was das angeht, Vetter«, sagte Uschahin mit leiser Stimme, »so müsstest du deswegen die Hohe Frau Cerelinde fragen. Es gehört nämlich in den Bereich des Was-hätte-sein-können. « Er neigte den Kopf, schloss die Augen und berührte seine Lider wie ein Blinder. »So sei es. Erinnere dich eines Tages daran, dass ich dir das hier gezeigt habe.«
    Er drehte sich um und machte

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