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Elegie - Fluch der Götter

Elegie - Fluch der Götter

Titel: Elegie - Fluch der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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Welt. »Ich weiß alles, was Calandor wusste, Blaise. Ich weiß alles, bis zum bitteren Ende.« Sie rieb sich die Tränen aus den Augen; Verachtung gab ihrer Stimme einen dunklen Klang. »Werdet Ihr mir jetzt verraten, welche Moral in Eurer Geschichte liegt? Dass sogar ich noch durch Arahilas Gnade erlöst werden kann?«
    »Nein.« Er schüttelte den Kopf. »Das wollte ich nicht sagen.«
    »Was dann?«
    Blaise zuckte die Achseln. »Auch wenn ich der Meinung bin, dass Gift zu einem schmutzigen Tod führt, bedauere ich, dass ich Euch der Würde Eurer Wahl beraubt habe. Es war ungerecht von mir und lief vielleicht auch Haomanes Willen zuwider. Wer kann
das schließlich sagen?« Er lächelte schief. »Wenn Malthus nicht der Meinung gewesen wäre, dass Carfax von Stakkia das Recht der Wahl hatte, dann würden wir jetzt nicht dieses Gespräch führen.«
    »Nein«, sagte Lilias leise. »Das würden wir in der Tat nicht.«
    Blaise seufzte und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Ich habe Euren Stolz angestachelt, Lilias, und auch Euren Kummer. Das weiß ich, und ich weiß, was uns das gekostet hat. Ich weiß, dass die Worte des Gesandten in der großen Halle Euch sehr missfallen haben. Ich bin hier, um Euch zu sagen, dass sie unbedacht geäußert wurden.«
    Lilias blickte aus dem Fenster. Die Adler von Meronil kreisten mit ausgebreiteten Schwingen und beobachteten sie mit ihren goldumrahmten Augen. »Glaubt Ihr, das könnte meine Meinung ändern?«, fragte sie.
    »Nein. Nein, nicht wirklich.« Auch um seine Augen lagen Ringe, dunkle Ringe, entstanden aus Müdigkeit und langen Anstrengungen. »Lilias …« Er zögerte. »Wusstet Ihr, dass Finsterfluchts Armee nicht kommen würde?«
    Ihrer Ansicht nach musste ihnen das Gleiten auf den Luftströmungen ein ungeheures Gefühl der Freiheit verschaffen, doch wie frei waren diese Tiere, gefangen in ihren endlosen Kreisen? Lilias dachte an jenen Tag während der Belagerung, als sie es gewagt hatte, sich dem Knotenpunkt des Marasoumië unter dem Beschtanag zu nähern, und ihn versperrt vorgefunden hatte – hoffnungslos blockiert.
    »Ja«, sagte sie, »das habe ich gewusst.«
    »Warum habt Ihr Euch dann nicht ergeben?« Blaise runzelte die Stirn. »Das ist der Teil, den ich nicht verstehe. Die Schlacht war schon fast verloren. Ihr hättet uns verraten können, dass die Hohe Frau Cerelinde in Finsterflucht ist. Und wenn Ihr …«
    » Ich weiß! «, unterbrach Lilias ihn und holte zitternd Luft. »Dann wäre ich trotzdem Eure Gefangene, aber Calandor würde noch leben. Würde vielleicht noch leben. Wie viele andere Dinge wären dann vielleicht passiert, Grenzwächter? Wenn Ihr einen Tag später eingetroffen wäret, hätte Calandor gegen Aracus’ Armee gesiegt. Oder er und ich wären zusammen entkommen. Habt Ihr darüber
schon einmal nachgedacht?« Sie hätten fliehen und sich verstecken können. Für eine gewissse Zeit, Liliasss. Nur für eine gewissse Zeit . Die aufquellenden Tränen brannten ihr in den Augen. »Ja, ich bedauere es! Ist es das, was Ihr hören wollt? Ein paar Monate, ein paar Jahre – jetzt hätte ich sie gern gehabt. Aber Ihr hattet den Pfeil des Feuers zurückgefordert. Hätte es anders enden können?«
    »Nein«, murmelte Blaise Caveros und neigte den Kopf. Eine dunkle Haarlocke fiel ihm in die Stirn. »Eigentlich nicht.«
    »Ihr müsst Euch die gleiche Frage stellen«, sagte Lilias barsch. »War dieser Sieg das alles wert? Aracus hätte den Frieden zum Preis seines Hochzeitsversprechens erkaufen können.«
    »Ja.« Nun fuhr er sich mit beiden Händen durch die Haare, strich sie zurück und sah die Zauberin an. »Einen zeitlich begrenzten Frieden, Lilias. Und was dann? Dann hätte alles wieder von vorn angefangen. Ein roter Stern erscheint am Horizont, der Weltenspalter stellt seine Armee auf und plant abermals, uns zu vernichten – wenn nicht zu unseren Lebzeiten, dann zu denen unserer Kinder oder Kindeskinder. Ihr habt Malthus’ Worte auf der Versammlung gehört, Lilias. Ihr mögt seine Methoden verachten, aber es ist ein wunderbarer Traum, Urulat wieder zu vereinen. Und die Macht, einen Frieden zu wirken – einen dauerhaften Frieden –, liegt in unseren Händen. Aracus glaubt, dass das möglich ist, und ich glaube es auch.«
    »Malthus …« Lilias verstummte; sie war zu müde, sich zu streiten. »Ach, Blaise. Satoris hat nicht dafür gesorgt, dass der rote Stern aufgeht.«
    Er sah sie verständnislos an. »Was soll denn das bedeuten, Zauberin? Wollt

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