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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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gebleckten Zähnen. »Das denke ich nicht. Folge mir.«
    Er tat es, ließ die erleuchteten Zelte hinter sich und ging zu Fuß über die steinige Erde. Vor ihm bewegte sich ein grauer Schatten geduckt am Boden – geräuschlos, vom gelegentlichen Scharren abgesehen, das harte Krallen auf Stein verursachten. Weiter und weiter gingen sie, bis die Lampen der Jakar in weiter Entfernung glommen und der Wald sie umfing.
    Sein Führer verließ die ausgetretenen Wege und lief auf weichen Kiefernnadeln, bis er eine Lichtung erreichte, wo das Mondlicht auf silbernem Fell schimmerte und im Kreise vieler eine auf ihn wartete. Schon allein daran, an der Ehre, die ihr das Rudel erwies, erkannte er sie.
    »Alte Mutter.« Uschahin verneigte sich tief. »Ich ehre dich.«
    »Sohn meines Selbst.« Ritualisierte Worte ohne jegliche Zuneigung. Die Graufrau Vaschuka stand aufrecht, und ihre bernsteinfarbenen Augen verengten sich im Mondlicht. Eine Gruppe dunkler Figuren duckte sich wachsam und mit aufgestelltem Nackenfell neben ihr. »Die Graufrau Sorasch schenkte dir heiliges Vertrauen. Warum hast du es verwendet, um mich hierherzurufen, so nahe an einen Ort der Menschen?«
    »Geehrte, vergib mir.« Ihm war übel, und das Brandzeichen auf seiner Brust verursachte einen brennenden Schmerz. »Oronins
Kinder sind meine Familie, aber ich habe einen stärkeren Eid geschworen.«
    Ihre Lefzen kräuselten sich und zeigten ihre Eckzähne, die noch ganz weiß waren. »Satoris.«
    »Meinem Fürsten Satoris, ja.« Uschahin holte tief Luft und versuchte, den Druck auf der Brust zu lockern. Wo waren die Raben? Sie sollten überall in den Bäumen sitzen, doch die Wipfel waren leer. Er suchte mit seinen Gedanken nach ihnen, und ein lang gezogenes Knurren aus vielen Kehlen drang aus dem Kreis der kauernden Wehre.
    »Brüder! Ist es schon so weit gekommen?« Vaschuka hob die zusammengeballte, pfotenartige Hand, und der Kreis schwieg. Ihr Blick wich keinen Augenblick von ihm. »Sag es uns, Uschahin-der-zwischen-Morgen-und-Abenddämmerung-umgeht. Wie weit ist es gekommen?«
    »Es geht um einen Gefallen.« Ihr standzuhalten war schwerer, als er es sich vorgestellt hatte. Sein ganzer Körper war verletzlich. Er mochte einer der Drei sein, aber er war kein Krieger wie Tanaros oder Vorax. Seine verkrüppelten Hände konnten kaum einen Schwertgriff halten, und die Kräfte, die er besaß, würden ihm gegen die Wehre kaum nützen, denn diese Wesen waren selbst aus dem Stoff, aus dem die Albträume der Menschen waren. »Tod.«
    »Krieg!«, knurrte sie, und das Rudel wiederholte ihr Wort.
    »Nein.« Uschahin schüttelte den Kopf. »Du hast dich geweigert, Oronins Kinder in den Krieg zu führen, Geehrte, und Satoris der Drittgeborene erkennt das an. Er erbittet von euch den Tod – eine Jagd, weit entfernt von jedem Schlachtfeld. Es gibt eine Truppe, eine kleine Gruppe Reisender, die nun die Wälder von Pelmar betritt. Diese Reisenden wünscht mein Herr tot zu sehen.«
    »Er wünscht.« Die Stimme der Graufrau klang kurz angebunden. »Er erbittet. Wen sollen wir erschlagen?«
    »Malthus den Gesandten«, flüsterte er. »Und alle, die ihn begleiten.«
    Als sie das hörte, warf sie den Kopf zurück und stieß ein Geheul aus. Es hallte verloren durch den Wald, und die Wehre, die sie begleiteten, duckten sich auf den Boden und zitterten.

    »Alte Mutter«, sagte Uschahin zu ihr. »War Malthus der Gesandte ein Freund unserer Art? Waren die Söhne der Menschen uns freundlich gesinnt? Oder die Ellylon? Nein! Nur Fürst Satoris. Sieben Tode sind keine große Bitte.«
    Vaschuka schloss das Maul mit einem Ruck und verzog die Lefzen. »Haben wir nicht auch genauso viel gegeben?« Sie deutete mit dem Kinn auf den roten Stern, der über den Baumkronen am Rand der Lichtung stand. »Sieh dort, Uschahin-der-zwischen-Morgen-und-Abenddämmerung-umgeht. Der Soumanië des Gesandten Dergail, den wir ihm entwanden! Dafür nennen uns Menschen und Ellylon ihre Feinde und jagen uns gnadenlos.« Sie verschränkte die Arme über ihrer hageren Brust. »Ich bin die Graufrau, ich erinnere mich. Ich bin die Graufrau, ich sage, nicht weiter.«
    »Und ich sage«, erklärte Uschahin voll unendlichem Bedauern, »dass Fürst Satoris, wenn ihr euch weigert, euch seine Feinde nennen wird. Und es kommt ein Heer, alte Mutter. Ein Heer von Fjeltrollen mit Häuten wie Leder und mit der Stärke, Berge zu versetzen, befehligt von Heerführer Tanaros Schwarzschwert höchstselbst. Schon jetzt steht eine

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