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Elegie - Herr der Dunkelheit

Elegie - Herr der Dunkelheit

Titel: Elegie - Herr der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Carey
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haben konnten, die Belastung ihrer sterblichen Schuld würde ihre Träume in Albträume verwandeln. Uschahins Lippen verzogen sich zum bitteren Anflug eines Lächelns. Waren sich Arahilas Kinder so sicher, was richtig und was falsch war? Nun denn. Sollten ihre Nächte doch erfüllt sein von ungleichen Augen und zerschmetterten Knochen, vom schrecklichen Anblick eines Steins in einer Kinderfaust, der mit zerschmetternder Wucht hinabsauste. Sollten sie doch im kalten Schweiß des Entsetzens erwachen und sich fragen, warum .
    Der fliegende Keil der Raben änderte seinen Kurs und schuf einen neuen Pfad durch das Zwielicht im Grenzland zwischen Schlaf und Wachen. Eine Ferse stieß in die Flanke seines Rosses, und der aus bloßem Seil gewundene Zügel lag auf einem schweißbedeckten Hals. Gehorsam drehte der Blutbraune ab, die reiterlosen Pferde folgten wie ein Schatten seinem neuen Kurs.
    Gemeinsam kamen sie in die Mittlande.
     
    »Sie kommen, Vorax.«
    »Sehr gut, mein Fürst.« Wenn er schon geglaubt hatte, im Thronsaal wäre es heiß, so war das nichts im Vergleich zur Brunnenkammer.
Schweiß rann seine Stirn hinab und brannte in den halb verheilten Blasen, die er sich in dem ätzenden Regen zugezogen hatte. Vorax wischte mit einer behandschuhten Hand darüber, was das Brennen jedoch nur verschlimmerte.
    »Hast du gehört?« Fürst Satoris, der um die Fontäne herumging, warf ihm einen langen Blick zu. »Uschahin Traumspinner kommt. Tanaros Schwarzschwert kommt. Es ist nur noch eine Frage der Zeit. Meine Drei werden bald schon wieder vereint sein, und dann sollen die Verbündeten meines Bruders erzittern.«
    »Jawohl, Herr.« Vorax zupfte an seiner juwelenbesetzten Halskrause und wünschte, er trüge etwas anderes als seine prunkvollste Rüstung. Es wäre besser gewesen, wenn sie sich im Thronsaal getroffen hätten. Wenigstens hatte der Fürst den Schattenhelm nicht aufgesetzt. Er lag in seiner Mauernische, die leeren Augenlöcher prüften seine Angst. Vorax war froh, dass nichts Schlimmeres sie füllte, und ebenso glücklich darüber, dass er selbst den Helm nicht mehr hatte tragen müssen, seit Satoris den Marasoumië zerstört hatte. Dennoch stank es in der Kammer nach der nicht heilenden Wunde des Fürsten, und es verbreitete sich ein kupfersüßer Geruch, schwer und widerlich; Vorax wünschte sich an irgendeinen anderen Ort. »Wie Ihr sagt. Ich freue mich über ihre baldige Rückkehr. Wünscht Ihr, dass ich dafür etwas vorbereite?«
    »Nein.« Fürst Satoris hielt inne und starrte auf das funkelnde Herz der Fontäne. Seine riesigen Hände hingen herab und zuckten, als ob sie den Gottestöter aus dem blauweißen Feuer reißen wollten. »Welche Nachrichten«, fragte er, »gibt es aus Stakkia?«
    Vorax schüttelte den Kopf, sodass die Schweißtropfen flogen. »Nichts Neues.«
    »Aha«, sagte der Schöpfer. Er neigte den Kopf, und seine Fingerspitzen zuckten. Davon abgesehen stand er bewegungslos da und betrachtete den Splitter. Dunkler Ichor glitzerte auf einem Schenkel und tropfte in langsamem Fluss nach unten, wo er sich in einer Pfütze auf den Fliesen sammelte. »Nichts Neues.«
    »Nichts Neues«, wiederholte Vorax und fühlte ein seltsames Ziehen in seinem gebrandmarkten Herzen. »Es tut mir leid, Herr, aber
ich bin sicher, dass alles in Ordnung ist. Es wird ein wenig dauern, zwei herumirrende Sterbliche zu finden, die überall im Nordland unterwegs sein könnten. Wir haben nichts anderes erwartet.« Er unterbrach sich. »Soll ich eine neue Einheit ausschicken? Wollt Ihr, dass ich selbst sie anführe? Dazu bin ich natürlich gern bereit.«
    »Ich … nein.« Fürst Satoris schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Ich kann dich hier nicht entbehren, Vorax. Nicht jetzt. Wenn Tanaros zurück ist, dann vielleicht. Aber dennoch, ich bin beunruhigt. Da ist … etwas. Ein heller Nebel verschleiert meinen Blick. Ich weiß nicht, was das bedeutet.«
    Vorax kratzte sich den Bart. »Habt Ihr …?« Er nickte zum Gottestöter hinüber.
    »Ja.« Die Falten auf der Stirn des Schöpfers vertieften sich, und er sah weiterhin starr auf den Dolch, der pulsierend und rot leuchtend inmitten der hellen Fontäne hing. »Ohne Erfolg. Falls anderswo in Urulat etwas geschehen ist, dann etwas, das mir nicht einmal die Souma zeigen kann. Und das macht mir Sorgen. Der Gottestöter hat mich noch nie im Stich gelassen, wenn ich es wagte, seine ganze Macht zu beschwören. Nicht auf Urulat jedenfalls.«
    »Zerbrecht ihn«, sagte

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