Elementarteilchen kuessen besser
folgte und in der kurzen Pause dazwischen der gesamte Saal neu eingedeckt werden musste. Linda fiel Bettys passender Vergleich mit der Massentierhaltung ein.
Dann endlich begannen die drei Freundinnen, vor lauter Glückseligkeit seufzend die Köstlichkeiten zu probieren und sich mit ihren Tischnachbarn, einem älteren Ehepaar und einer dreiköpfigen Familie, zu unterhalten.
Martha Jäger, eine weißhaarige Frau um die Siebzig, tätschelte gerade den Arm ihres Mannes, als sie Anna strahlend erzählte, dass sie beide schon zum neunten Mal eine Kreuzfahrt unternahmen. Außerdem hätten sie in diesem Jahr Goldene Hochzeit, die sie auf dem Schiff feierten.
„Nicht wahr, Erwin?!“, suchte sie bei ihrem Mann mit lauter Stimme nach Bestätigung, der die ganze Zeit ungerührt über seinen Teller gebeugt dagesessen und gegessen hatte. Dieser hielt sich eine Hand hinter die Ohrmuschel und gab ein gebrummtes „Mmh?“ von sich.
„Ich habe von unserer Goldenen Hochzeit erzählt“, klärte ihn seine Frau noch etwas lauter auf.
Diesmal kam ein zustimmendes „Mmh“, das sich vom Ersten nur durch die Tonhöhe unterschied, wonach er sich gleich wieder seinem Teller zuwandte.
„Mein Mann weigert sich, ein Hörgerät zu tragen, da er von diesem neumodischen Schnickschnack nichts hält. Außerdem sagt er immer, beim unqualifizierten Geschwätz der meisten Leute würde er sowieso nichts verpassen.“ Sie blickte verschmitzt in die Runde. „Und das, wo ich mich doch immer so gerne mit jemandem unterhalte.“
Außer einem unverbindlichen Lächeln reagierte die Familie bestehend aus einer Frau mit verkniffenem Mund, einem fast kahlköpfigen Mann und einem Jugendlichen von vierzehn Jahren nicht. Betty hingegen ging sofort auf Martha Jägers Bemerkung ein und verwickelte sie in ein angeregtes Gespräch, das die alte Frau – so redselig wie sie war – erfreut begrüßte.
Da Betty kommunikationsmäßig versorgt war, wandte sich Anna Linda zu und meinte: „Ich bin wirklich froh, dass du deinen Trolley wieder hast. Er hätte ja auch aus Versehen am Quai stehen gelassen worden sein. Dann hättest du dich hier in den Schiffsboutiquen neu einkleiden müssen.“
Linda nickte nur bestätigend, während sie genussvoll ein Stück Hühnchen in Madeirasoße auf der Zunge zergehen ließ.
„War der andere Typ wenigstens angemessen dankbar, als du ihm den Koffer wieder zurückgebracht hast?“, fragte Bettina mit vollem Mund, als sie mit ihrem Gespräch fertig war. Sie schien eine multitaskingfähige Antenne für neue Informationen zu besitzen.
„Ja, ich denke schon.“ Linda dachte an Philipp Grafs verschlafenen Blick und die leicht verwuschelten Haare, als er die Tür geöffnet hatte. „Er hatte es allerdings noch gar nicht bemerkt, weil er geschlafen hatte. Zuerst schien er etwas verwirrt, dann aber erleichtert. Das kann ich ihm nicht verdenken, wenn ich mir vorstelle, was er alles eingepackt hat, um seinen Urlaub aufzupeppen.“ Uuups! Linda bereute ihre unvorsichtige Bemerkung sofort.
„Du hast in seinen Koffer geschaut!!“, rief Anna mit weit aufgerissenen Augen.
„Was kann ich dafür?! Ich dachte doch es wäre meiner! Die beiden sahen sich wirklich zum Verwechseln ähnlich“, verteidigte sich Linda. „Erst als ich den Deckel aufklappte, stellte ich fest, dass es nicht meiner war.“
„Und, was war so Bemerkenswertes drin?“, fragte Bettina neugierig.
Linda blickte ihre Freundin kurz an und überlegte sich, ob sie es den beiden wirklich erzählen sollte. Sie konnte sich nämlich schon genau ausmalen, welche Bemerkungen es nach sich ziehen würde. „Auf seinen Kleidungsstücken lagen ein Paar Handschellen, eine große Packung Kondome, ein schwarzer Herrenstring und eine amerikanische Polizistenmütze.“ Linda wartete mit hochgezogenen Augenbrauen auf eine Reaktion.
Anna starrte sie nur mit offenem Mund an. Betty hatte nicht nur die linke Augenbraue, sondern auch noch einen Mundwinkel zu einem süffisanten Grinsen hochgezogen. „Pikant, pikant“, gab sie von sich und konnte sich natürlich nicht verkneifen zu fragen: „Und, wie hat er ansonsten ausgesehen?“
Er hatte schöne braune Augen, die an den Rändern Spuren von vielen Lachfältchen aufwiesen. Außerdem hatte sein verletzlicher Blick direkt nach dem Aufwachen mein Herz gerührt. „Braune Haare, Brille. Hemd, Krawatte. Normal. Also nicht, wie man sich einen draufgängerischen Perversling vorstellt.“
„Na ja“, meinte Bettina verschmitzt, „pervers
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