Elementarteilchen kuessen besser
würde ich es nicht nennen, wenn ein Mann für mich einen Strip hinlegt, an dessen Ende er nur noch mit String, Mütze und Handschellen dasteht, um mich zu verhaften.“
Erster Tag – abends
Denn es geht alles schief, was nur kann.
Das ist Murphys Gesetz. 1/10
Philipp bereute es schon wieder fast, seinem Freund und Kollegen Simon nachgegeben zu haben. Damit der bemitleidenswerte Seekranke nicht den ganzen Abend alleine in seiner Kabine verbringen musste, hatte Simon vorgeschlagen, Philipp könne doch abends statt eines opulenten Menüs nur eine klare Suppe essen, was dieser eine halbe Stunde zuvor noch für eine gute Idee gehalten hatte. Die zusätzliche Stunde Schlaf und die vermeintliche Wirkung der Tabletten hatten ihn in Sicherheit gewogen.
Nun saß Philipp vor seinem Teller am Tisch mit seinen Kollegen und spürte schon nach zwei Löffeln, wie sich sein Magen verschloss. Allein die schweren Essensdüfte, die den Saal beherrschten, verursachten bei ihm erneut ein flaues Gefühl.
„Diesen Urlaub haben wir uns wirklich hart erarbeitet ...“
„Da hast du absolut recht! So einen Stress wollte ich nicht ständig haben ...“
„Wenn ich da an die Verwechslung der Vorkommastellen des ersten Angebots denke! Das hätte alles in einer ziemlichen Katastrophe enden können ...“
„Aber es ist zum Glück gut gegangen und jetzt sind wir hier! An einem der schönsten Flecken der Erde! Dank unseres Chefs!!“
Alle hoben ihre Gläser und prosteten einem älteren Herrn in dunkelgrauem Anzug zu, der freundlich in die Runde blickte. „Das war wirklich gute Teamarbeit. Vielen Dank.“
Philipp versuchte sich an einem Lächeln und prostete mit seinem Wasserglas zu, ohne etwas daraus zu trinken. Dann starrte er einfach nur konzentriert geradeaus, um seine aufkeimende Übelkeit in Schach zu halten, und überlegte, ob er nicht doch lieber wieder in seine Kabine gehen sollte.
Eine Hand legte sich auf seinen Unterarm. „Du siehst immer noch so blass aus. Kann ich dir helfen?“, fragte Desirée, seine Kollegin aus der Marketingabteilung – und einzige Frau in dieser Männerrunde.
„Nein, es geht schon“, meinte Philipp, während er sich ein leichtes Grinsen abrang. „Ich weiß jetzt immerhin, wie sich eine Frau zu Beginn ihrer Schwangerschaft fühlt, wenn sie keine Essensdüfte verträgt. Ich gehe wohl besser wieder in meine Kabine.“
„Soll ich dich hinbringen?“, bot sie ihm an und legte schon die Gabel beiseite.
„Nein danke, iss nur ruhig weiter. So schlimm ist es zum Glück nicht.“ Bevor er aufstehen konnte, wurde seine Aufmerksamkeit von einem Tumult zwei Tische weiter angezogen, bei dem zwei Gäste aufsprangen und hektisch mit ihren Servietten hantierten. Als er genauer hinsah, bemerkte er, wie sich einige Personen bemühten, eine Flüssigkeit vom Tisch aufzuwischen, die sich anscheinend zu allem Überfluss noch über den Schoß zweier anderer Passagiere ergossen hatte. Dabei entdeckte er auch seine blonde Kofferfee. Mit hochrotem Kopf tupfte diese hastig auf der Tischdecke herum, während sie sich wortreich entschuldigte. Was gesprochen wurde, konnte er nicht verstehen. Aber er merkte, dass ihr der Vorfall ziemlich peinlich war.
Schau an, dachte er, sie ist wohl doch nicht so unterkühlt, wie er sie vor seiner Tür erlebt hatte. Ihre Augen blitzten, während sie sich beim Saubermachen über den Tisch beugte. Sie trug ein meergrünes Wickeltop, das sich züchtig und sittsam um ihren kurvenreichen Oberkörper schmiegen sollte. Anständig. Ohne viel Aufsehen.
Nur, dass weder das Top noch ihr Körper von dieser Zielvorgabe wussten und bei jeder Bewegung mehr gewährten, als beabsichtigt war. Zum Beispiel Einblicke in ihr üppiges Dekolleté mit verheißungsvollen Tiefen ...
Um die reizvolle Wirkung noch abzurunden, hatten sich – wie er fasziniert bemerkte – zwei blonde Strähnen aus ihrem strengen Haarknoten gelöst, die nun rhythmisch lockend über ihre Wangen strichen.
Als sie sich wieder auf ihren Platz setzte, hatte sie ein entschuldigendes Lächeln auf den Lippen, das ihren gesamten Gesichtsausdruck veränderte. Plötzlich war die nüchterne Sachlichkeit verschwunden und machte Platz für Herzlichkeit und Wärme.
Genau in diesem Moment machte sich bei Philipp ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend breit, das eindeutig nichts mit seiner Seekrankheit zu tun hatte.
Als sie ihren Blick wieder auf ihren Teller senkte, runzelte sie leicht ihre Stirn, was ihn etwas irritierte. Über was
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