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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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Westernsaloons eingerichtet war, meinte Betty, dass sie genau hier gerne etwas trinken würde. „Ich bekomme fast kein Wort mehr raus, weil mir die Zunge am Gaumen festklebt.“
    Anna riss ihre Arme theatralisch in die Höhe und rief: „Gott bewahre, dass wir heute Abend zu ungastlichem Schweigen verdammt sind! Da müssen wir natürlich unbedingt etwas dagegen unternehmen.“
    Lachend hakte sich Betty bei ihren Freundinnen ein und zog sie in die Bar. Nachdem sie es sich auf Barhockern an einen Stehtisch gemütlich gemacht hatten – Anna wäre mit ihren kurzen Beinen fast nicht hochgekommen –, bestellten sie etwas zu trinken und unterhielten sich über die Ausflugsziele in den nächsten Tagen.
    Als Anna danach einen Witz über einen Kapitän zum Besten gab, der nach zweijähriger Abwesenheit zu seiner schwangeren Frau heimkehrte, schaltete sich Linda ein: „Ah, apropos! Ich kenne auch einen.“ Linda, die sich sonst nie Witze merken konnte und demzufolge auch nie welche erzählte, grinste breit. „Zwei Quantenphysiker treffen sich in einem dunklen Tunnel. Da fragt der eine ...“ Sie stockte, als sie die missbilligend in Falten gelegte Stirn Bettys bemerkte. „Was ist? Ich habe letztens zwei Kollegen belauscht, als sie ...“
    Betty ergriff Lindas Hand und meinte in einem für sie untypisch langsamen Tempo, so als wolle sie einem kleinen Kind etwas erklären: „Falls du es noch nicht bemerkt haben solltest: Wir sind im Urlaub. Du hast deinen Laptop zuhause gelassen, ebenso deine Fachbücher, ... das Institut und die Kollegen sowieso. Du hast einen tollen Frauenroman zur geistigen Zerstreuung bekommen und hier auf dem Schiff ein fast unüberschaubares Angebot zur seelischen und körperlichen Erholung. Gerade weil du, was deine Arbeit angeht, extrem rückfallgefährdet bist, möchte ich in diesem Urlaub kein einziges Wort darüber hören, verstanden? Und ich meine auch wirklich kein einziges Wort! Ich rede ja auch nicht ständig von Life-Cycle-Management, Prozessoptimierung und Simulationspro grammen zur Absicherung von Produkteigenschaften – oder Anna von chemischen Verbindungen, die ich nicht mal aussprechen kann, geschweige denn weiß, was sich dahinter verbirgt.“
    Linda verdrehte übertrieben die Augen. „Dann entgeht euch eben ein wirklich guter Witz.“
    Während sich Bettina noch speziell über den Punkt mit der körperlichen Erholung ausließ, blickte Linda von ihrer Weißweinschorle auf und hätte sich fast verschluckt.
    Da war er wieder.
    Anna, die Lindas verändertes Verhalten bemerkte hatte, fragte, was los sei. „Nichts. Ich meine, mit mir ist nichts. Ich habe ihn nur gerade eben da vorne gesehen.“
    Wie auf Kommando schauten Anna und Bettina zum Eingang, als Philipp Graf – immer noch blass um die Nase – auf eine Gruppe Männer im Alter von schätzungsweise dreißig bis fünfundvierzig Jahren zulief. Er wurde mit viel Hallo begrüßt, wobei einer der Männer ihm ein frisch gezapftes Bier in die Hand drücken wollte, das er dankend ablehnte. Als die Gruppe sich teilte, trat eine Frau vor, um ihre Hand auf sein Revers zu legen und ihn etwas zu fragen. Ein Lächeln und ein kurzes Nicken waren seine Antwort. Danach wechselte er ein paar Worte mit einem der Männer und lächelte noch einmal kurz, bevor er wieder hinausging. Alle drei Augenpaare der Freundinnen folgten ihm, bis er nicht mehr zu sehen war.
    „Alles klar. Wie hattest du ihn noch mal beschrieben? Braune Haare, Brille, ganz normal? Allerdings hast du seine muskulösen Schultern und seinen knackigen Hintern völlig unterschlagen. Gut, er könnte sich einen besseren Friseur zulegen, aber der ganze Rest ist doch sehr ansprechend, findet ihr nicht?“ Bettina schaute die anderen beiden fragend an und strich sich eine rotblonde Strähne aus der Stirn.
    Während Anna nur verzückt lächelte, meinte Linda mit gerunzelter Stirn: „Findest du?“
    „Schon. Bei dem würde ich glatt zweimal vom Dessert naschen.“
    Linda, die von Philipps Erscheinen abgelenkt war, fragte nur erstaunt: „Was für ein Dessert?“
    „Na, 'vom Dessert naschen'. Kennst du den Ausdruck etwa nicht?“
    „Klar doch, wenn ich zu Mittag gegessen habe ...“
    „Mit 'Dessert' meinte Betty natürlich Philipp“, schaltete sich Anna ein.
    „Ach so, so ein Dessert ... ich war gerade abgelenkt, deshalb habe ich dich falsch verstanden.“ Linda nahm noch mal einen Schluck von ihrem Glas, um ihre Verlegenheit zu überspielen. Manchmal war sie wirklich schwer von

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