Elementarteilchen kuessen besser
stimmt und die Schnur am Verschluss auch. Ich hatte in der Eile des Packens das Schloss nämlich nicht gefunden.“
„Dann ist ja alles in Ordnung“, begann Linda. „Sie haben wohl nicht zufällig meinen Koffer bei sich stehen?“
„Nein, leider nicht. Es wurde noch gar kein Koffer geliefert. Und da ich eingeschlafen bin, habe ich auch nicht bemerkt, wie die Zeit vergangen ist.“ Er blickte kurz auf seine Armbanduhr. „Wie sieht ihr Koffer denn aus?“
„Fast genauso wie Ihrer. Deshalb habe ich es auch anfänglich nicht bemerkt. Erst als ich ihn öffnen wollte, fiel mir die unterschiedliche Größe der Vordertasche auf und die Schnur am Reißverschluss.“
Manuel, der die ganze Zeit still und höflich lächelnd dagestanden hatte, verstand, dass ihr Koffer noch vermisst wurde, und versprach ihr, sich darum zu kümmern.
Nach einer kurzen Verabschiedung, bei der sich Philipp nochmals bei Linda bedankte, schloss er seine Tür und lehnte sich erschöpft dagegen. Gedankenverloren rieb er sich erst seinen Nacken, dann seine Augen hinter der Brille. Er fühlte sich immer noch wie gerädert.
Immerhin hatte er schon sein Gepäck, wohingegen diese Blondine mit der leicht rauchigen Stimme wohl noch eine Weile darauf warten musste.
Er dachte an ihre Augen, mit denen sie ihn anfänglich gemustert hatte. Ein so intensives Grün hatte er vorher noch nie bei einem Menschen gesehen. Oder hatte er sich durch das Flurlicht täuschen lassen?
Die Art, wie sie ihn angesehen hatte, fand er etwas irritierend. Er war sich vorgekommen, als ob sie ihn in Bezug auf etwas einschätzen wollte, von dem er nichts wusste – wie eine Promenadenmischung, die zufällig bei einem Hunde-Schönheitswettbewerb voller kunstvoll frisierter Pudel gelandet war. Am Schluss hatte diese Frau dann aber doch etwas enttäuscht gewirkt, was seiner Meinung nach nicht nur auf den fehlenden Koffer zurückzuführen war.
Ihre ansonsten sachlich-unterkühlte Ausstrahlung wurde nicht nur von ihrer korrekten Freizeitbekleidung und ihrem streng nach hinten gekämmten Dutt hervorgerufen, der die feinen Linien ihres Gesichts hervortreten ließ. Nein. Es lag auch daran, dass sie ihn während dieser Begegnung kein einziges Mal angelächelt hatte – obwohl sie einen schön geschwungenen Mund hatte, der auch ohne Lippenstift überaus sinnlich wirkte. Sie hatte – wie sie da vor seiner Tür gestanden hatte – so kühl auf ihn gewirkt, dass es ihn bei diesen karibischen Temperaturen beinahe gefröstelt hätte.
Und doch ... irgendetwas an ihrem kühlen, geschäftsmäßigen Tonfall hatte ihn aufhorchen lassen. Etwas für ihn nicht Fassbares hatte unterschwellig mitgeschwungen ...
Frustriert rieb sich Philipp über seinen Magen. Das flaue Gefühl hatte sich noch nicht gelegt, auch wenn er zwischenzeitlich etwas davon abgelenkt worden war.
Wenn er sich noch mal hinlegen würde, um sich danach unter der Dusche zu erfrischen, würde er sich sicher etwas besser fühlen. Dann hatte er hoffentlich auch die Kraft, das Nötigste für die erste Nacht auszupacken und sich hinzulegen. Das Abendessen würde er vermutlich ausfallen lassen.
„Wie, ihr habt keinen einzigen der vielen Ausflüge auf dieser Reise gebucht? Sollen wir die ganzen vierzehn Tage auf dem Schiff rumsitzen, uns langweilen und die vielen Sehenswürdigkeiten der Karibik verpassen?“ Eine leichte Panik stieg in Linda hoch. Sie wollte unbedingt etwas vom Land und von der exotischen Natur sehen, wenn sie schon einmal hier ihren Urlaub verbrachte.
„Nein, beruhige dich“, meinte Anna mit ihrer angenehmen, melodiösen Stimme und nahm Linda die Bordzeitung aus der Hand, in der diese die Übersicht aller Ausflüge studiert hatte. „Betty hat eine Freundin, die schon öfter auf Kreuzfahrten war. Als sie uns erzählte, wie es bei diesen Landgängen zugeht, war uns klar, dass wir das nicht mitmachen wollen ...“
„Genau“, unterbrach Bettina Annas Begründung und führte sofort einen passenden Vergleich an. „Es geht an solchen Tagen zu wie bei der Massentierhaltung. Man trifft sich irgendwo im größten Theatersaal des Schiffs, in den achthundert Leute passen, von wo man farblich nach Gruppen sortiert zum Auschecken aufgerufen und anschließend in mehrere Busse gepfercht wird, die einen zu den Sehenswürdigkeiten bringen, von denen man eh nicht viel mitbekommt, da sich so viele Touristen drum herum drängeln, dass man noch nicht mal ein Foto schießen kann. Der Rückweg ist um nichts angenehmer, nur dass
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