Elementarteilchen kuessen besser
man sich vor dem Schiff wieder in eine elendslange Schlange einreihen darf, um sich mit Reisepass und Bordkarte zurückzumelden und fix und alle am Schiff anzukommen, nur um sich wieder erholen zu müssen. Und dafür bist du bei jedem Ausflug auch noch eine ordentliche Stange Geld los. Undsowaswolltenwirdirnichtantun.“
Als Bettina kurz Atem holte, fragte Linda mit gerunzelter Stirn: „Und was habt ihr stattdessen vor?“
„Da in deinem Leben sowieso dein kopflastiger Beruf mit einem klar definierten Tätigkeitsfeld und einer erfolgsorientierten Karriere im Mittelpunkt steht, haben wir uns gedacht, dir würde etwas Spontaneität und Abenteuerlust gut tun.“
„Oh, bitte nicht ...“ In Linda ging bei diesem Gedanken alles auf Abwehr, sodass sie ein dementsprechendes Gesicht machte.
„Du musst definitiv lockerer werden und alles ohne Erwartungen auf dich zukommen lassen. Du kannst nicht immer genau planen, was dir im Leben passieren soll. Und das werden wir in entspannter Atmosphäre üben, wenn wir unsere Landausflüge auf eigene Faust per Taxi oder zu Fuß machen.“
Linda machte ein unglückliches Gesicht. „Wenn es denn sein muss. Aber mir wäre bedeutend wohler in der Haut ...“
„Lass dich einfach überraschen“, unterbrach sie Annas sanfte Stimme, während sie Linda ihre Hand auf den Arm legte.
„Das ist genau das, wovor ich Angst habe“, gestand diese.
Eine Stunde später hatte Linda endlich ihren Trolley und war frisch geduscht und angezogen für die Einführungsveranstaltung bereit. Die war dann auch kurz und knapp in einer halben Stunde erledigt, wobei die Dame in ihrer schicken Uniform vorne auf der Bühne noch alle darauf aufmerksam machte, dass die übliche Seenot-Rettungsübung am nächsten Morgen nach dem Frühstück stattfinden würde. Und sie sei für alle Passagiere Pflicht.
Linda konnte es sich nicht verkeifen, Bettina zuzuflüstern: „Und wenn der Kahn heute Nacht absäuft, haben wir leider alle Pech gehabt“, worauf die Angesprochene nur zustimmend grinste.
Gemütlich schlenderten sie anschließend durch die langen Gänge der Einkaufspassagen, die im goldenen Licht der Strahler in warmen Erdtönen leuchteten. In der Mitte öffnete sich eine Art Atrium, das Ausblick auf drei Decks mit Publikumsattraktionen freigab, die über frei hängende, gläserne Fahrstühle zu erreichen waren. Anhand von Lageplänen informierten sie sich über die Freizeitangebote an Bord und bewunderten gleichzeitig die elegante Einrichtung.
„Hier sieht alles aus wie in einem vornehmen Hotel. Man kann kaum glauben, dass man sich auf dem Wasser fortbewegt.“ Bettina schüttelte ungläubig den Kopf, während sie ein aufwendiges Kunstwerk aus Mosaikfliesen betrachtete.
„Aber ein bisschen merkt man das Schlingern auf den Wellen schon. Zum Glück ist keiner von uns seekrank“, feixte Linda.
Das Restaurant war in einem so großen Saal untergebracht, dass man die Tische kaum zählen konnte. Überrascht stellte Linda fest, dass die Höhe des Raums in zwei Ebenen aufgeteilt war, sodass manche Gäste beim Abendessen wie auf einem Balkon residierten und auf die anderen Tischgruppen hinabsehen konnten. In der Mitte des Saales hing fünf Meter über ihren Köpfen ein gigantischer Kronleuchter, der aus unzähligen, fein geschliffenen Glassteinen bestand und alles in den Schatten stellte, was Linda je in ihrem Leben gesehen hatte. Der Boden war mit kurzflorigem Teppich in königlichem Dunkelblau ausgelegt. Nur die Gänge zwischen den Tischgruppen bestanden aus Granitboden. An zwei Längsseiten des Saals standen lange Tische, die sich unter dem reichhaltigen Angebot an verschiedensten Speisen bogen. Viele Passagiere drängten sich schon mit Tellern davor, um sich von den verlockend duftenden Gerichten zu bedienen, während voll beladene Kellner mit Getränken um die Tische wuselten.
Die drei Freundinnen suchten nach ihrem reservierten Tisch, an dem schon fünf weitere Gäste saßen. Nach einer kurzen Begrüßung bedienten sie sich an einem der Buffets und saßen kurz darauf zufrieden mit fantasievollen Leckereien an ihrem Platz.
Ein Kellner, der sich als Pierre vorstellte, eilte auf sie zu und erklärte, dass er sie auf dieser Reise abends mit Getränken versorgen würde. Die schnelle, aber doch etwas geleierte Ansprache legte den Schluss nahe, dass er dies in seinem Leben schon zu oft hatte machen müssen. Außerdem schien sein ganzer Körper wie unter Strom zu stehen, da noch eine zweite Essenschicht
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