Elementarteilchen kuessen besser
schalt sie sich, dass sie endlich mal wie eine moderne Frau denken solle. Der Urlaubsflirt war herrlich, erregend und wunderbar. Zuhause würde sie mit ihrem Leben einfach wieder weitermachen und auf schöne Erinnerungen zurückblicken. Schließlich war ihr Dasein bisher gut und erfüllt gewesen ..., hatte sie jedenfalls gedacht ...
Das Schiff machte beruhigende Schaukelbewegungen, die mitunter von einem harten Ruck unterbrochen wurden. Trotzdem fühlte sich Linda wie in einer großen Hängematte. Die weichen Bewegungen entspannten sie und lullten sie begleitet von angenehmen Bildern Philipps in den Schlaf. Ihr Körper wurde immer schwerer und ihr Geist in den angenehmen Sog des Tiefschlafs gezogen.
Mmmmhhhhhhhhhhh ...
Plötzlich stieß sie mit der Hüfte schmerzhaft auf etwas Hartes und schreckte auf. Im Dunkeln versuchte sie, sich zu orientieren. Unter den Händen spürte sie veloursartige Weichheit, auf einer Seite eine harte Wand.
Jetzt verstand sie. Durch eine besonders große Welle war sie aus dem Bett katapultiert worden und saß nun im kleinen Durchgang zwischen Wand und Bett auf dem Boden. Besorgt tastete sie nach der Nachttischlampe, um sich zu vergewissern, dass Philipp noch im Bett lag. Beruhigt stellte sie fest, dass er auf den Rücken gerollt war und Arme und Beine besitzergreifend auf der gesamten Liegefläche ausgestreckt hatte. Und was für lange Beine er doch hatte!
Linda löschte das Licht und schlich neugierig an die Balkontür, um in die Dunkelheit zu schauen. Auch wenn sie nicht viel erkennen konnte, war von einer Beruhigung noch nicht viel zu spüren. Vorsichtig tastete sie sich zurück und knipste noch mal die Lampe an, um Philipp zurück auf seine Seite zu rollen. Doch das war – wie sie schnell feststellte – fast ein Ding der Unmöglichkeit.
Da er tief und fest schlief, war Philipps Körper bis in jede Muskelfaser völlig entspannt. Auf dem Bett kniend mühte sich Linda ab, ihn herumzurollen. Doch sobald sie seinen Oberkörper auch nur annähernd in Seitenlage hatte, rollte dieser wieder herum und klemmte sie mit seinen Armen ein. Philipps Unterbewusstsein schien zu wissen, dass sich neben ihm jemand befand, den er gerne berühren und in den Armen halten wollte. Deshalb schien sich alles in ihm zu sträuben, von Linda abzurücken. Doch so, wie er jetzt dalag, würde sie innerhalb der nächsten zehn Minuten wieder auf dem Boden landen. Er musste definitiv weiter zur Sesselseite rücken.
Als Akt der Verzweiflung stellte sie sich ans Fußende und zog an den Beinen, legte sein rechtes Bein über das linke, um die Hüfte in die richtige Richtung drehen zu können. Gab ihm einen Schubs, klemmte die Beine mit ihren eigenen in der richtigen Lage fest und drehte anschließend den Oberkörper. Sie kam sich vor wie in einem Slapstickfilm mit Charlie Chaplin, bei dem man ein Klavier ein Rampe hochschieben musste – das einem aber immer wieder entgegengerollt kam.
Endlich gab Philipps Körper nach und drehte sich in eine stabile Seitenlage. Mit einem Satz war Linda neben ihm und legte sich mit dem Bauch an seinen Rücken, um ihn vor dem Zurückrollen zu hindern. Jetzt lag er gut – und Linda auch. Sein warmer Rücken an ihrem Bauch war beruhigend, als sie das Leintuch mit einer Hand über sie beide zog und sich hineinkuschelte. Vorsichtig legte sie den Arm um seine Taille und schloss die Augen.
Dann öffnete sie sie wieder und stellte fest, dass sie vergessen hatte, das Licht auszumachen. Natürlich war es für sie völlig unmöglich, von ihrer Position mit ihren kurzen Armen an den Schalter zu reichen. Aber noch mal das eroberte Territorium zu verlassen, kam überhaupt nicht infrage. Deshalb kuschelte sie sich einfach wieder an Philipps Rücken und schloss die Augen, um sich dem vollen Genuss seines Dufts hinzugeben.
Zehnter Tag – nachts
Ich kram in Erinnerungen, suche nach Glück,
durchwühl meine Seele, ich krieg's nicht zurück. 2/5
Jemand war da. Er spürte es. Jemand beobachtete ihn im Dunkeln, bedrohte ihn, ängstigte ihn.
Er blickte sich gehetzt um, konnte aber außer ein paar diffusen Lichtern nichts erkennen. Er war auf der Suche nach etwas, das er nicht benennen konnte. Aber er musste es finden. Es war extrem wichtig!
Er tastete sich weiter. Ohne Erfolg.
Alles war seltsam weich. Wie in Watte gepackt. Die Enge und die ausweglose Situation machten ihn wahnsinnig. Wenn er doch nur ...
Jetzt! Jetzt sah er etwas.
Einen grünlichen Nebel, der sich vor ihm aus dem dunklen
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