Elementarteilchen kuessen besser
Gefängnis emporschlängelte und im Raum verteilte. Mitten im Dunst waren wieder diese Augen, die ihn nicht anblickten. Das lange Haar bewegte sich wie von Geisterhand und schwebte um das ehemals schöne Gesicht. Es schien ihn zu locken. Doch er wollte es nicht berühren.
Er hatte Angst.
Nun da er gefunden hatte, wonach er so verzweifelt gesucht hatte, hätte er am liebsten beide Beine in die Hand genommen und wäre um sein Leben gelaufen. Doch er konnte sich nicht bewegen. Verzweifelt versuchte er, sich umzudrehen, davonzurennen, irgendwohin ... doch noch immer war er gefesselt von diesen starr an ihm vorbeiblickenden Augen, in denen der Glanz erloschen war. So sehr er sich auch bemühte, zurückzuweichen, kam dieses früher so vertraute Gesicht immer näher auf ihn zu. Die schlängelnden Haarsträhnen wurden länger und länger – und er versuchte immer noch, verzweifelt zu entkommen. Doch schon bald hatten sie ihn erreicht. Die ersten nassen Locken kringelten sich um seine Handgelenke, andere wuchsen nach und umfassten seine Oberarme. Wieder andere langten nach seinen Beinen. Er wollte schreien, um Hilfe rufen. Sein Überleben hing davon ab. Doch wie schon oft in dieser Situation kam kein Ton über seine Lippen. Ein enormer Druck lastete auf seiner Brust, er bekam keinen Atem und schnappte wie ein sterbender Fisch an Land nach rettender Luft.
Und dann ... dann blickten ihn die Augen plötzlich an ... wurden rot glühend ... und schnitten ihm wie heiße Messer in die Seele. Wie konntest du nur? , schienen sie zu rufen. Du bist schuld an meinem Schicksal.
Und dann auf einmal schlangen sich ihre Haare Tentakeln gleich um seinen Körper und zogen ihn schreiend ins kalte, dunkle Wasser ...
Als Philipp schwer atmend aufrecht im Bett saß, merkte er, dass er im Traum seinen eigenen Schrei gehört hatte. Irritiert bemerkte er, dass das Licht brannte, und stützte seinen Kopf erschöpft in die Hände. Doch selbst das konnte nichts an seinem zusammengeschnürten Gefühl in seiner Brust ändern. Er fühlte sich unendlich allein ...
Da spürte er plötzlich eine tastende Hand, die sich beschwichtigend auf seinen Rücken legte. Eine beruhigende Stimme fragte, was passiert sei.
Überrascht blickte er über seine rechte Schulter und entdeckte Linda, die ihn, auf den Ellenbogen gestützt, mit schläfrigen Augen besorgt anblinzelte. Aus lauter Dankbarkeit und Erleichterung schloss er sie wortlos in die Arme und hielt sie fest. Sog den vertrauten und tröstlichen Duft ihrer Haut ein. So beruhigte sich sein Herzschlag und er seufzte, wie von einer schweren Last befreit.
„Danke. Danke, dass du da bist.“
Linda, die von seiner Gefühlsregung sehr überrascht war, strich ihm sanft über den Rücken. „Hattest du einen Albtraum? Du bist schreiend aufgewacht.“
„Ja“, sagte er nur an ihrer Halsbeuge. „Das war ein alter Traum, den ich schon zu oft hatte. Allerdings hatte ich jahrelang Ruhe davor ... bis es auf diesem Schiff wieder anfing.“
„Willst du darüber reden?“
„Nicht jetzt. Mein Magen fühlt sich noch nicht so stabil an, als dass ich die Kraft dazu hätte.“ Er küsste sie auf die Nasenspitze. „Lass uns den Rest der Nacht schlafen. Dann geht’s mir vielleicht wieder besser.“
Philipp gab Linda einen kleinen Stups, damit sie sich umdrehte und ihm den Rücken zuwandte. Dann zog er sie an den Bauch, nachdem sie das Licht gelöscht hatte, und seufzte wohlig.
„Das Meer hat sich etwas beruhigt“, murmelte Linda zufrieden. Sie fühlte sich in Philipps Armen geborgen und beschützt.
„Ich habe immer noch das Gefühl, Achterbahn zu fahren.“
„Ist dir noch schlecht?“
„Nein. Da ist nichts mehr in meinem Magen, das mich noch stören könnte.“ Nach ein paar Atemzügen fügte er an: „Auch wenn ich in dieser Nacht kein Eishockey gespielt habe, ist mir doch ein Hattrick gelungen. Die einen schießen drei Tore in ein und demselben Spiel, andere lieben sich dreimal in einer Nacht und ich lasse mir mein Essen dreimal durch den Kopf gehen.“
„Na Hauptsache, du hast deinen Humor nicht verloren.“
Als Linda am Morgen aufwachte, klebte sie immer noch an Philipps Bauch. Da sie dieses Gefühl, enger körperlicher Verbundenheit noch mehr als ungewohnt empfand, tastete sie vorsichtig nach seinem Arm, der über ihrer Taille lag.
Er war tatsächlich real ... kein Traum.
Unglaublich.
„Mmhmmmh, ... hallo Süße“, murmelte Philipp verschlafen an ihrem Haar.
„Hallo. Wie geht es
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