Elementarteilchen kuessen besser
Lächeln.
„Aber du musst zugeben, dass das mehr als Zufall ist, dass derselbe Typ, der durch ein Versehen auch schon deinen Koffer auf seinem Zimmer hatte, dich zusätzlich noch auf diesem riesigen Schiff mit einem Flipchart umnietet. Dabei hat das Schicksal seine Hand im Spiel, da kannst du sagen, was du willst.“ Linda war nur froh darüber, dass Betty nichts davon wusste, dass sie ihm beim Frühstück auch schon begegnet war.
Da Philipp mit einem mit Eis gefüllten Tuch zurückkam, verstummte Betty und lächelte ihm nur freundlich entgegen. Er gab Linda das Eispäckchen und nahm eine kleine Taschenlampe aus seiner Sakkotasche.
„Nicht erschrecken. Ich möchte nur kurz nachschauen, ob Sie eine Gehirnerschütterung haben könnten.“ Mit diesen Worten beugte Philipp sich leicht über Linda und zog ihre Augenlider nacheinander hoch. Auf seine Frage hin, ob ihr übel oder schwindelig sei, verneinte sie.
„Bist du Arzt, dass du dich in diesen Dingen auskennst?“, fragte Betty und benutzte gleich das vertraute 'Du'.
„Nein, Rechtsanwalt. Aber ich habe früher so nebenbei ein paar medizinische Details aufgeschnappt“, meinte Philipp nur. „Vielleicht solltet ihr sie heute Nacht zur Sicherheit mal wecken, ob alles mit ihr in Ordnung ist.“
„Es ist wirklich sehr nett von dir, dass du unserer Freundin so geholfen hast“, meinte Betty dankbar.
„Ja“, lachte Philipp trocken auf, „nachdem ich sie brutal niedergeschlagen habe, mache ich das doch gerne“.
„Setz dich doch kurz. Ich heiße übrigens Betty. Und das sind Linda und Anna.“
„Philipp“, stellte sich der Angesprochene vor und nickte beiden zu, als er sich auf den freien Platz neben Linda niederließ, die noch mit geschlossenen Augen dasaß.
Sieh einer an , dachte er mit einem kurzen Seitenblick auf sein Opfer. Seine Kofferfee hieß also Linda. Klang weich und faszinierend. Obwohl er Lindas vom Sport durchtrainierte Muskeln gespürt hatte, als sie in seinen Arm geschmiegt neben ihm hergegangen war, fühlte sie sich doch weich und rund an. Wohlgeformte Hüften und ansehnliche Brüste, die sich gegen seine linke Körperhälfte gedrückt hatten. Genauso, wie er es liebte. Widerwillig gestand er sich ein, dass er die Situation mehr genossen hatte, als er vielleicht sollte.
Mit Frauen, die sich zu Mannequinfiguren abmagerten, hatte er selten etwas anfangen können. Desirée war eine Ausnahme gewesen, da sie in einem von Philipps hungrigen Momenten gekonnt ihre Reize und ihre Hartnäckigkeit eingesetzt hatte. Deshalb hatte ihn damals die Glut ihrer Leidenschaft einfach mitgerissen ...
Als er einen zweiten kurzen Seitenblick auf Linda neben ihm warf, unterdrückte er einen leichten Schauder, der ihm den Rücken hinunterrasen wollte. Ein seltsam widersprüchliches Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus. Einerseits kannte er diese Frau überhaupt nicht, die den Eindruck auf ihn machte, mit jeder Lebenslage – ohne insbesondere männliche Hilfe – souverän zurechtzukommen. Andererseits weckte sie – wie sie nun durch seine Schuld verletzt neben ihm saß – einen so übermächtigen Beschützerinstinkt in ihm, wie er ihn noch für keine Frau empfunden hatte ...
Außerdem duftete sie, wie er festgestellt hatte, leicht nach süßer Vanille, was ihn angenehm an seine Kindheit erinnerte. Jedes Jahr vor Weihnachten hatte er mit seiner Mutter in der Küche Vanillekipferl, seine liebsten Weihnachtsplätzchen, stundenlang in Form gerollt. Nicht einmal sein vier Jahre älterer Bruder hatte seine Geduld und sein Durchhaltevermögen besessen. Diese Begeisterung erlosch auch nicht, als er sich zu einem coolen Teenager entwickelte, dessen Freunde bessere Dinge zu tun hatten, als der Mutter bei der Weihnachtsbäckerei zu helfen. Das hatte sich allerdings alles schlagartig geändert, als er sechzehn war ...
„... und weil wir noch nie in der Karibik waren, haben wir beschlossen, eine Kreuzfahrt zu buchen“, hörte er Betty vergnügt vor sich hinplappern, während Anna stumm neben ihr saß und ihn aus unerfindlichen Gründen anstrahlte, als könne sie damit einen Preis gewinnen. Soweit er das richtig einschätzte, war sie der ruhende Pol des Dreigespanns. „Bist du auch mit Freunden unterwegs oder mit deiner Familie?“
Linda, die das Gespräch mit geschlossenen Augen und Eisbeutel an der Beule verfolgt hatte, stöhnte innerlich auf. Betty war wieder einmal auf Verkupplungsmission: Informationen über das infrage kommende Subjekt auskundschaften,
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