Elementarteilchen kuessen besser
nicht mehr einschlafen. Da bin ich an Deck gegangen, um frische Luft zu schnappen.“ Dass sie dort nett mit Philipp geplaudert hatte, verschwieg sie lieber, da sie Betty nicht noch mehr Grund für ihr Schicksalsgeschwafel geben wollte. Nein, sie musste sich korrigieren. Eigentlich hatte er mit ihr geredet. Sie hatte die ganze Zeit über nur versucht, regelmäßig zu atmen, um nicht zu hyperventilieren.
„Hast du Hunger?“, fragte Betty.
„Wie ein Wolf!“, erwiderte Linda in dem Moment, als sich ihr Magen lautstark zu Wort meldete.
„Dann lass uns auf die Jagd gehen!“
Vierter Tag – nachmittags
Denn es geht alles schief, was nur kann,
und da kommt auch kein Schwein gegen an.
Denn so will es Murphys Gesetz. 1/10
Auch wenn Linda fast nichts mehr von ihren Kopfschmerzen spürte, war sie dennoch froh, auf dem Schiff geblieben zu sein. Anstelle des Frühstücks hatte es für Linda ein reichhaltiges Mittagsessen gegeben, bei dem sie unter anderem ein Poulardenbrüstchen mit Orangen-Curry-Sauce gejagt und erfolgreich erlegt hatte.
Kaum lag sie unter einem großen Sonnenschirm in einer ruhigen Ecke in der Nähe des Pools, wunderte sie sich, wie erledigt sie schon wieder war, und schloss nur kurz die Augen. Als sie sie wieder öffnete, bemerkte sie, dass sie eine halbe Stunde gedöst hatte.
„Das ist ja unglaublich“, entfuhr es ihr.
Anna blickte von ihrem Buch auf. „Was meinst du? Dass heute so unglaublich wenig am Pool los ist oder dass du nach einer so langen Nacht schon wieder geschlafen hast?“
„Letzteres, obwohl man, wenn man wirklich seine Ruhe am Pool haben möchte, wohl auf die Landausflüge verzichten sollte.“
Anna schob ihre Sonnenbrille in die großen Locken und beobachtete ein paar Passagiere, die sich einige Meter entfernt niedergelassen hatten. „Es ist schon erstaunlich. Obwohl das Schiff so riesig ist, laufen einem immer wieder dieselben Menschen über den Weg. Schau, da vorne ist das junge Pärchen, das auch in unserem Teil des Speisesaales sitzt, und dort diese Neureiche mit ihren zwei Kindern, die noch nie etwas von Regeln und Grenzen gehört haben. Genauso schlimm wie heute Morgen beim Frühstück.“ Verständnislos schüttelte Anna ihren Kopf.
Betty kam nass wie ein Pudel auf sie zu und schüttelte ihre Mähne in Lindas Richtung, dass das Wasser nur so spritzte. „Na, Schlafmütze, wieder aufgewacht?“ Sie nahm ihr Badetuch von der Liege, um sich abzutrocknen. „Das Wasser ist wunderbar erfrischend.“
„Ja, ich glaube, ich sollte auch mal reinhüpfen, bevor die Massen von Leuten wieder an Bord gehen.“
Es war wirklich herrlich. Linda schwamm ein paar Bahnen und ließ sich anschließend am Rand des Beckens im Wasser treiben. Langsam merkte man, dass sich die Liegestühle wieder füllten und es um das Schwimmbecken lauter wurde. Die Ausflügler kehrten zurück. Es musste wohl schon Zeit für's Ablegen sein. Kurz darauf kehrte sie zu ihrem Liegeplatz zurück.
„Ich habe gar nicht bemerkt, dass es an diesem Pool ein Sprungbrett gibt. Am Becken gestern gab es keins, oder?“, fragte Linda neugierig.
„Nein“, meinte Anna, während sie kurz hinüberblickte, da sie noch nicht im Wasser gewesen war. „Oh, schaut, da will einer springen. Na, hoffentlich ist das Becken auch tief genug“, fügte sie scherzhaft hinzu.
Ein Mann mit einer Sportlerfigur – breite, muskulöse Schultern, schmale Hüften, lange Beine – stieg auf das Ein-Meter-Brett, stellte sich an den vorderen Rand, bis er sich mit seinen Zehenspitzen festkrallen konnte, und wippte ein paar Mal hoch und runter. Dann sprang er kraftvoll ab, zischte wie ein Pfeil durch die Luft und machte anschließend einen Vorwärtssalto, um danach mit dem Kopf voran ohne Spritzer ins Wasser einzutauchen.
„Erste Sahne“, meinte Betty anerkennend.
„Mmh“, konnte Linda nur von sich geben.
Anna sagte gar nichts, weil sie den Mund fast nicht wieder zu bekam.
Linda wandte sich wieder ihren Freundinnen zu. „Ich hole mir etwas zu trinken. Wollt ihr auch was?“
„Oh ja, ein Wasser mit einer Zitronenscheibe, bitte“, meinte Anna.
„Für mich auch“, bestätigte Betty.
Als Linda sich schließlich ihren Weg an unzähligen Liegestühlen vorbei zur Poolbar bahnte, erblickte sie plötzlich Philipp, der von der anderen Seite des Decks in ihre Richtung steuerte. Ohne Brille und Anzug hätte sie ihn beinahe nicht erkannt. Erschrocken senkte sie den Blick und versuchte, ihren Fluchtinstinkt zu unterdrücken, der sie
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