Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
Vom Netzwerk:
zum Losrennen verleiten wollte.
    Sie versuchte, in einem leichten Bogen zur Bar zu gelangen, damit Philipp nicht auf sie aufmerksam wurde. Dummerweise hatte sie ihr Badetuch auf der Liege zurückgelassen und nicht – wie sie es sonst tat – um ihre Hüfte geschlungen. Sie wollte nicht, dass Philipp sie so sah. Verlegen zupfte sie an ihrem bügelverstärkten Bikinioberteil herum, das ihre Brüste verzweifelt in Position hielt, und strich sich prüfend über ihr Gesäß. Ihr Hintern war leider immer noch nicht kleiner geworden.
    Sie riskierte noch einen vorsichtigen Blick aus den Augenwinkeln, um zu sehen, ob Philipp sie schon entdeckt hatte. Nein. Zum Glück schien er in eine andere Richtung zu schauen. Dann konnte sie getrost weiter ...
    Irgendetwas riss sie plötzlich von den Füßen, sodass sie der Länge nach heftig aufschlug. Scheiße, tat das weh!
    Bevor sie auch nur reagieren konnte, wurde sie schon von helfenden Händen wieder auf die Beine gestellt und gefragt, wie es ihr ginge. Als sie sich umdrehte, stand Philipp mit einem anderen Mann neben ihr und besah sich ihre Knie. Gott, das war ihr jetzt aber totpeinlich! Er musste den Eindruck haben, dass sie völlig unfähig und tollpatschig war. In gewisser Weise hätte er sogar recht damit.
    „Danke, es geht schon wieder“, sagte sie peinlich berührt zu seinem Schlüsselbein, das direkt auf ihrer Augenhöhe lag. Kurz schaute sie hoch in sein Gesicht, spürte aber den prüfenden Blick und schaute sofort wieder an seiner Brust vorbei geradeaus. „Ich wollte nur etwas zum Trinken holen und habe nicht auf die Liege geachtet. Deshalb bin ich drübergestolpert.“
    „Kein Arzt?“, fragte Philipp.
    „Nein. Ich bin nicht so schlimm auf dem Boden aufgekommen, wie es vielleicht ausgesehen hat. Danke für die Hilfe.“ Noch mal riskierte sie einen kurzen Blick in seine Augen, die sie zweifelnd betrachteten.
    „Darf ich dir dann vielleicht die Getränke besorgen?“
    „Nein, ... nein, danke. Es geht schon.“ So schnell sie konnte, ging Linda weiter. Dass ihr linkes Knie doch mehr wehtat, als sie zugegeben hatte, versuchte sie beim Gehen zu kaschieren. Sie würde sich nicht umdrehen. Wahrscheinlich stand Philipp noch an derselben Stelle und schaute ihr nach, wie sie davonwackelte. Und dass er ungestraft die ganzen Ausmaße ihres Hinterteils erleben durfte und sich womöglich noch insgeheim darüber amüsierte, machte sie ziemlich wütend.
    Philipp stand tatsächlich noch an derselben Stelle und blickte ihr versonnen nach. Was er in Wirklichkeit sah, gefiel ihm eindeutig besser als das, was er sich bei ihrem Anblick nachts an der Reling zusammenfantasiert hatte. Sie hatte wirklich eine tolle Figur ...
    Reiß dich zusammen, mahnte er sich und wandte den Blick widerwillig ab. Sonst merkt jeder an Bord, wie sehr du dich freust, sie zu sehen.

    Als Linda mit drei Plastikbechern, in denen jeweils eine Scheibe Zitrone lag, und einer großen Flasche Wasser bewaffnet den Rückweg antrat, haderte sie noch mit ihrer Schusseligkeit und fragte sich wieder einmal, wie sie diese überdimensionale Liege hatte übersehen können.
    Kurz bevor sie bei Betty und Anna ankam, merkte sie, dass sich beide strahlend lächelnd mit jemandem unterhielten, der ihnen gegenüber auf Lindas Liege saß. Sie hielt wie festgeklebt inne.
    Herr im Himmel! Warum konnte sie nicht jemand erlösen und ganz einfach erschießen? Sie hatte es so satt, diese ständigen Missgeschicke und die damit einhergehenden Demütigungen. Wenn sie gewusst hätte, dass dieses ganze Übel im Urlaub wieder so erbarmungslos zuschlagen würde, hätte sie sich vorher bei ihren Freundinnen krankgemeldet, wäre einfach zuhause in ihren sicheren vier Wänden geblieben und hätte sogar an ihrer Habilitation weiterarbeiten können! Dann atmete sie tief durch und schritt mutig weiter.
    „Linda, hast du eigentlich gewusst, dass Philipp diesen Wahnsinnsköpfer vorhin gemacht hat?!“, begrüßte sie Betty, ohne sie zu Wort kommen zu lassen. „Ohne Brille und Anzug hätte ich ihn gar nicht erkannt, wenn er nicht direkt an unseren Liegen vorbeigelaufen und gegrüßt hätte.“ Das war Linda auch nicht neu. „Sein Chef hat ihn früher als die anderen von der Besprechung befreit, da er heute Nachmittag den Rat eines Rechtsanwalts nicht braucht. Das ist doch toll, oder?!“
    Ja, toll! Sie lief vorsichtig zwischen Philipp, der auf der einen Liege saß, und ihren Freundinnen durch, die es sich wie ein siamesisches Zwillingspärchen auf

Weitere Kostenlose Bücher