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Elementarteilchen kuessen besser

Elementarteilchen kuessen besser

Titel: Elementarteilchen kuessen besser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Regina Wall
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suchen. Andererseits war der Name auch wieder sehr zutreffend, wenn man davon ausging, dass dies wirklich der einzige Ort auf diesem riesigen Schiff war, der tatsächlich der Fitness vorbehalten war. Überall sonst ging es nur um grundlegende Urlaubsbedürfnisse wie Schlafen, Faulenzen und Völlerei.
    Ansonsten war der Raum eher nüchtern und zweckmäßig eingerichtet, da jeder Quadratzentimeter ausgenutzt werden musste. Er beinhaltete die wichtigsten Geräte und Maschinen, mit denen man seinen Körper auch im Urlaub erfolgreich schinden konnte. Verspiegelte Wände schafften die optische Illusion, man würde in einem weitläufigen Fitnessraum trainieren. Indirekte Beleuchtung, die alles in angenehmes, goldenes Licht tauchte, und künstliche Minipalmen in den Ecken zauberten ein wenig karibische Urlaubsstimmung in die nüchterne Sachlichkeit. Dank der guten Klimaanlage war die Luft angenehm neutral, ganz ohne die zu erwartenden muffigen Ausdünstungen Sport treibender Menschen.
    Glücklicherweise war nicht viel los. Nur eine Frau und drei Männer trainierten an den Geräten, während durch die Lautsprecher leise Popmusik rieselte.
    Linda hatte sich nach einer kurzen Aufwärmphase an diversen Geräten auf dem Laufband abreagiert und saß nun am Butterfly, um ihre Brustmuskeln auf Vordermann zu bringen.
    Dabei ließ sie ihre Gedanken fließen, wie sie es immer beim Trainieren tat. Dadurch erreichte sie fast schon einen meditativen Zustand, der ihr beim Abschalten half. Zuhause war das ihr Rettungsanker, um Abstand zur Arbeit zu gewinnen und nicht den ganzen Abend über wissenschaftlichen Problemen zu grübeln und nach Lösungen zu suchen.
    Hier auf dem Schiff wurde sie von ihrer Arbeit glücklicherweise nicht verfolgt ... nur manchmal von Überlegungen zu ihrer Habilitation ... aber es gab ein anderes Thema, das sich sehr oft in ihre Gedanken schlich. Einen anderen Menschen, der ... Aber darüber wollte sie nicht schon wieder nachdenken, beschloss sie und schob die flutartig auftretenden Gedanken energisch beiseite. Doch während ihre angewinkelten Arme sich öffneten und schlossen, musste sie doch wieder daran denken, wie sie – wie der größte Trampel überhaupt – über die Liege gestolpert war und Philipp ihr aufgeholfen hatte. An seine lachenden Augen, als er ihre Behauptung, sich nur das Knie gestoßen zu haben, Betty und Anna gegenüber bestätigt hatte.
    Wieder überprüfte sie ihre Armhaltung, den Druck der Maschine auf ihre Unterarme und die notwendige Kraft, die sie aufwenden musste. Und wieder schoben sich Bilder von Philipp vor ihr geistiges Auge. Schließ die Augen und konzentrier dich, um Gottes willen! Öffnen ... schließen ... öffnen ... schließen ...
    Als sie die Augen wieder öffnete, begegnete sie in einem der Spiegel einem blauen Augenpaar. Dummerweise wurde der Blick auf Lindas überraschtes Starren hin nicht abgewendet, sondern wurde noch eine Spur freundlicher mit einigen Lachfältchen in den Augenwinkeln.
    Verunsichert senkte sie die Augen. Heute war nicht der geeignete Tag, um noch mehr Missgeschicke herauszufordern. Wer wusste schon, was Linda mit schweren Hanteln oder anderem Gerät anstellen konnte, wenn sie nicht aufpasste. Der Vorfall mit der Liege vorhin hatte ihr schon gereicht.
    Als sie kurz darauf eine Bewegung am rechten Gesichtsfeldrand bemerkte, blickte sie automatisch dorthin. Vor einem Regal mit einer Auswahl an Kurzhanteln legte ein durchtrainierter Mann gerade eine davon zurück und schnappte sich ein blütenweißes Handtuch, mit dem er sich das Gesicht abwischte und es um den Nacken legte. Als ihre Blicke sich kreuzten, schien die Zeit für eine Sekunde stehen zu bleiben. Das waren die Augen, die sie im Spiegel beobachtet hatten.
    Dann grüßte er sie freundlich.
    Linda nickte überrascht in seine Richtung und widerstand dem Impuls, sich umzudrehen, ob vielleicht jemand anderes hinter ihr gemeint war. Daraufhin schlenderte er mit einer Trinkflasche an ihr vorbei in Richtung Ausgang.
    Eine Gänsehaut zog sich über Lindas Arme, während sie reglos auf dem Sitz der Butterfly-Maschine saß und ihm hinterherblickte. Natürlich war es mehr als schmeichelhaft, dass er sie überhaupt wahrgenommen hatte. Aber wie sehr sie allein durch seinen Gruß aus der Fassung gebracht worden war, schockierte sie doch sehr. Sie musste, was zwischenmenschliche Dinge anging, noch viel lernen. Das stand fest.
    Außerdem musste sie sich jetzt hundertprozentig auf ihr Training konzentrieren, sonst

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