Elementarteilchen kuessen besser
würde sie sich noch vor lauter Unaufmerksamkeit einen Muskel zerren.
Erneut begann sie mit ihrer Übung. Zwanzig sollte sie schon noch schaffen, bevor sie das Gerät wieder wechselte. Öffnen ... schließen ... öffnen ... schließen ...
Vierter Tag – abends
Ich bin ... ein Sänger, ein Lover,
der Typ auf dem Cover. 1/1
Das ist wirklich eine Schnapsidee , dachte Linda. Kein normaler Mensch würde freiwillig zu einem Karaoke-Abend gehen – außer Betty. Diese wollte doch tatsächlich ihre zwei Freundinnen unbedingt nach dem Abendessen in eine Bar schleppen, in der sich ein paar Verrückte auf der Bühne lächerlich machten. Und Anna war auch noch hellauf begeistert davon.
Linda hasste es, wenn man etwas nicht gut konnte und sich dann vor anderen zum Affen machte, so wie es wahrscheinlich viele an diesem Abend tun würden – und sie es ertragen musste.
Betty hatte darauf erwidert, dass doch genau das der Grund sei, warum so viele in eine Karaoke-Bar gingen. Es sei lustig und man könne ganz unbeschwert und hemmungslos neue Seiten seiner Persönlichkeit auf der Bühne entdecken. Und manchmal waren auch wirklich gute Stimmen zu hören. Sie waren übereingekommen, dass Linda es wenigstens eine Stunde aushalten solle. Wenn sie danach keine Lust mehr hatte, durfte sie gehen.
Nun schlenderten sie über das Einkaufsdeck, da sie bis zum Abendessen noch etwas Zeit totschlagen mussten. Linda hatte sich nach dem anstrengenden Poolnachmittag noch mal hingelegt und eine Stunde geschlafen. Sie wunderte sich immer noch, wie viel Schlaf sich ihr Körper bemächtigte, wenn man ihm nur die Gelegenheiten dazu gab. Zuhause hatte sie für Faulenzereien einfach nie Zeit.
Plötzlich blieb Anna stehen und schaute in ein Schaufenster. Aha , dachte Linda, jetzt sind wir also wieder bei dem Kleid angelangt .
„Das sieht wirklich fantastisch aus“, seufzte Anna. „Und es würde dir wirklich gut stehen, da bin ich mir sicher“, wandte sie sich an Linda.
„Nein. Ich habe mir schon Gedanken darüber gemacht und es für untauglich befunden. Gut, es sieht an dieser Schaufensterpuppe sensationell aus. Aber bei meiner Figur wären das Perlen vor die Säue geworfen.“ Mit gutem Zureden schaffte es Linda, die beiden zum Weitergehen zu bewegen.
„Ich dachte nur ...“, Anna schmollte ein wenig. „Du bist immer so korrekt gekleidet“, sie warf einen kurzen Blick auf Lindas leicht ausgestellten, königsblauen Rock und die kurze Kette unter dem spitzen Kragen ihrer weißen, ärmellosen Bluse, die bis zum Hals zugeknöpft war. „... und dein Haarknoten sieht auch immer so streng aus ...“ Alarmiert durch Lindas Gesichtsausdruck, versuchte sie die Kurve zu bekommen. „Also, ich meine, du siehst wirklich gut aus und du kleidest dich auch sehr vorteilhaft. Aber manchmal wünschte ich mir, du würdest nicht nur mental, sondern auch bekleidungsmäßig locker lassen und mal etwas ganz anderes anziehen, was uns alle total überrascht.“ Sie machte ein schuldbewusstes Gesicht. „Sei mir bitte für meine fast schon ketzerischen Ansichten nicht böse.“
Linda drückte Anna mit einem Arm an sich und lächelte. „Wie kann man dir nur jemals böse sein, Anna?“
„Dann probierst du es mal an?“, fragte diese hoffnungsvoll.
„Nein“, gab Linda entschieden zurück, milderte ihre Antwort aber mit einem verschmitzten Lächeln. „Aber es würde an Betty fantastisch aussehen.“
Der Speisesaal summte wieder einmal wie ein Bienenstock. Kellner eilten mit Getränken um die elegant gepolsterten Stühle, voll beladene Teller wurden durch die Gegend getragen, bevor man den Köstlichkeiten darauf den Garaus machte, und Kinder rannten zwischen den Tischen umher, weil sie schon fertig mit Essen waren.
Nachdem Linda bemerkt hatte, dass Philipp schon mit seinen Kollegen am Tisch saß, hatte sie Anna unter dem Vorwand, es würde ziehen, gebeten, den Platz mit ihr zu tauschen. Ohne visuelle Ablenkung konnte sie eindeutig ruhiger essen.
Gleich nach dem Abendessen scheuchte Betty sie in die Karaoke-Bar, da sie unbedingt die besten Plätze ergattern wollte.
„Na, rechtzeitig sind wir jetzt auf jeden Fall dran“, meinte Linda sarkastisch, als sie die leere Bar betraten. Hier waren sie noch nicht gewesen. Alles war in weinrotem Plüsch und dunklem Holz eingerichtet. Sehr elegant. „Wann soll es beginnen? In einer Stunde?“
„Nicht ganz. Aber sobald die erste Essensschicht zu Ende ist, werden sie hier die Bude einrennen, da kannst du dich drauf
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