Elementarteilchen kuessen besser
Desirée war damals eine wissbegierige und lerneifrige Schülerin gewesen. Sie hatte alles aufgesaugt wie ein trockener Schwamm. Und da sie ganz besonders talentiert war, neue Informationen zu absorbieren und sie in neuen Situationen gekonnt zu variieren, hatte sie schon nach kurzer Zeit ihren Meisterbrief in der Tasche gehabt. Sie war eine fantasievolle und manchmal bis zur Schmerzgrenze geduldige Geliebte. Meist jedoch brach sich die ungezähmte Tigerin in ihr den Weg ins Freie und verschlang ihren Liebhaber mit einer Leidenschaft, die seine Welt in den Grundmauern erschütterte.
Ja, sie hatte sich ihre Männer immer sehr genau ausgewählt ... Ganz besonders süß war ihr Mathelehrer Herr Nagel damals in der Oberstufe gewesen. Zahlen waren bis dahin noch nicht so ihr Ding gewesen, weshalb sie gezwungen war, etwas gegen die drohende Nichtversetzung zu unternehmen. Sexuell frustrierte Männer waren immer eine leichte Beute. Dass seine Frau eine verklemmte Zimtzicke war, wusste die ganze Schule und kam Desirée deshalb gerade recht.
Der Vorteil ihres eigenen, mädchenhaften Äußeren bestand darin, dass keiner ihr die sexuellen Aktivitäten zutraute und sie diese im Gegenzug gut zu verheimlichen wusste. Schließlich wollte sie von ihren Mitschülern, die einfach nur ein nettes Mädchen in ihr sahen, nicht als Schlampe gebrandmarkt werden. Für die Lehrer war sie eine bewundernswerte, junge Frau mit einem starken Willen und einem klaren Lebensziel vor Augen, die jedoch aufgrund ihrer Körpergröße und dem feingliedrigen Körperbau Schwierigkeiten haben würde, in Männer dominierten Berufen für voll genommen zu werden. Ihr Körper hatte damals eben noch die femininen Rundungen eines Peter Pans nach einer heftigen Darmgrippe gehabt. Nur ihre zart knospenden, kleinen Brüste waren das Bindeglied zwischen der nach außen dargestellten unschuldigen Jungfräulichkeit und der verführenden Sirene im Geheimen. Und da sie nur mit älteren Männern intim wurde, wusste keiner in der Schule von ihrem Doppelleben.
Damals hatte sie schon seit einiger Zeit bemerkt, dass ihr Mathelehrer seinen Blick hin und wieder eine Sekunde zu lange auf ihr ruhen ließ. Was das über ihn aussagte, wollte sie lieber nicht tiefer ergründen. Doch sie wusste, seine Schwäche für ihre Zwecke zu nutzen. Als das Zwischenzeugnis wieder einmal die stete Talfahrt ihrer mathematischen Leistungen dokumentierte, musste sie vorsorgen.
Freitags nach der letzten Stunde bei Herrn Nagel legte sie den ersten Köder, der aus einer vertraulich hingeworfenen Bemerkung und einem gezielten Augenaufschlag bestand. Nun hatte er das ganze Wochenende, um darüber zu grübeln, ob er sich die Vertraulichkeit nur eingebildet oder ob sie tatsächlich stattgefunden hatte. In der Woche drauf ließ sie ihn schmoren, begegnete seinem Blick mit einer Arglosigkeit, die selbst einem kleinen Kätzchen Konkurrenz gemacht hätte. Am Donnerstag kam dann der nächste Köder, der freitags wieder unbestätigt blieb. Desirée freute sich, dass Herrn Nagels Blick manchmal mit einer Mischung aus frustrierter Ratlosigkeit und gereizter Nachdenklichkeit an ihr zu kleben schien. Sie hatte ihn am Haken. Jetzt musste sie nur noch abwarten, bevor sie die Angel anschlug und den Fisch an Land zog.
Nach zwei Wochen war es dann soweit. Die letzte Stunde kam und mit ihr der große Moment. Als sie im Klassenzimmer schließlich alleine waren und sie ihm schmutzige Fantasien ins Ohr flüsterte, während sie dabei immer wieder mit der Zungenspitze seine Ohrmuschel verführte, spürte sie die süße erregende Macht, die sie über ihn hatte. Als sie ihr geplantes Vorhaben damit zum Ausdruck brachte, dass sie seinen Namen mit einem 'n' am Ende hauchte, durchlief ihn ein Beben.
Und sie genoss die überaus große Befriedigung, wieder einmal ihr Ziel erreicht zu haben.
Auch wenn er sich wochenlang über ihre Absichten nicht im Klaren war, hatte sie dennoch sein unterschwelliges Verlangen gespürt. Ach, wie süß war seine Rechtschaffenheit, die ihr flüsternd zu verstehen gab, dass ein Verhältnis zwischen Lehrer und Schülerin nicht erlaubt sei. Natürlich nur zum Schutz der unschuldigen Mädchen.
Aber Desirée war nicht unschuldig und eine Jungfrau schon lange nicht mehr.
„Ich kann doch das Vertrauensverhältnis nicht so ausnutzen“, flüsterte er und fügte in einem ehrfürchtigen Ton noch etwas atemlos hinzu: „Und du bist noch so jung.“
Tja, jung schon. Aber dennoch deutlich erfahrener als
Weitere Kostenlose Bücher