Elementarteilchen kuessen besser
Linda heraustrat, war Anna und Betty überhaupt nicht nach Lachen zumute. Sie hatten vielmehr Probleme, ihre Münder vor Staunen wieder zuzuklappen.
„Heiliger Strohsack, genau so sollte es sein!“, hauchte Anna.
Und Betty meinte nur: „Wenn dir heute Abend nicht mindestens zwanzig Männer ihre Kabinennummer zustecken, fress' ich 'nen Besen.“
Linda trat vor den Spiegel, überrascht von der heftigen Reaktion ihrer Freundinnen, und schaute in ihr Spiegelbild. Diese Frau, die sie dort sah, war ihr völlig fremd. Sie hatte zwar auch blonde Haare und grüne Augen wie sie. Aber der ganze Rest wirkte so ganz anders als sonst.
Verführerisch. Verheißungsvoll. Betörend.
Männermordend.
Ihr langes, blondes Haar fiel in weichen Wellen über ihren Rücken und die schwarzen Riemchensandalen, die sie zehn Zentimeter größer machten, ließen ihre Beine unter dem kurzen Rock länger wirken. Unter dem malvenfarbenen Kleid trug sie nun einen schwarzen Push-up-BH, den man zwar nicht sehen konnte, der aber ihre Brüste zu einem reizvollen Dekolleté zusammendrückte. Genau über der geheimnisvollen Falte baumelte an einem dünnen, schwarzen Band ein lang gezogener silberner Tropfen, der jeden Moment zwischen ihre Brüste zu fallen schien. Die schmalen Träger des Kleides betonten ihre schön geformten Schultern, die in der karibischen Sonne schon Farbe angenommen hatten. Da das Kleid eine Handbreit oberhalb der Knie in weiten Wellen endete, schwang es bei jeder Bewegung sanft mit und umschmeichelte ihre Hüften und Schenkel. Dadurch wirkte ihre Taille noch schlanker und weiblicher als sonst. Und das Band farblich passender Glassteine unterhalb ihrer Brust gab den letzten Pfiff.
„Wow“, war das Einzige, das sie über die Lippen brachte.
„Das kannst du laut sagen! So verführerisch hast du noch nie ausgesehen, seit ich dich kenne“, meinte Betty nur, die mit Anna neben sie vor den Spiegel getreten war.
„Und wenn Sie einen Mann noch zusätzlich beeindrucken wollen, können Sie das anziehen“, meinte die Verkäuferin auf Englisch und hielt einen schlichten schwarzen String aus Satin hoch.
„Ich glaube, da nehme ich lieber die schwarzen Hotpants, die Sie mir vorhin gebracht haben“, antwortete Linda ihr nur.
„Du hast Hotpants an?! Lass sehen!!“ Betty versuchte, Linda unter den Rock zu spähen.
„Ja, ja, ist ja schon gut. Das sind auch nur Unterhosen wie andere auch“, meinte Linda verlegen. „Außerdem sind mir die lieber als diese komischen Dinger, bei denen ich immer das Gefühl habe, mein Slip sei mir zwischen die Pobacken gerutscht.“
„Also, was sagst du?“, fragte Anna strahlend. „Hatten wir recht oder hatten wir recht? Das Kleid steht dir fantastisch!“
Linda stimmte gezwungenermaßen zu. Gegen die Überzeugungskraft ihres Spiegelbilds hatte sie keine Argumente. „Aber erst, nachdem die nette Verkäuferin ein bisschen nachgeholfen hat.“
Als sie gezahlt und mit einer großen Tüte den Laden verlassen hatte, wurde sie von Betty überschwänglich umarmt.
„Ach, hat das Spaß gemacht! Findet ihr nicht?! Am liebsten hätte ich dir noch ein paar andere Sachen ausgesucht, die mir an dir gut gefallen würden. Aber ich wollte deine Geduld nicht überstrapazieren. Das können wir vielleicht noch in den nächsten Tagen nachholen.“ Sie lachte. „Wie wäre es jetzt mit einer Runde im Pool? Damit Linda ihre Portion schönes Wetter abbekommt.“
Linda war aufgeregt.
So aufgeregt wie heute Abend war sie noch nicht mal bei ihrer Promotionsprüfung gewesen. Und das wollte was heißen, wenn man bedachte, dass sie einen der strengsten Prüfer gehabt hatte, den sie sich hätte aussuchen können.
Am Pool hatte sie nur halbwegs ruhig liegen bleiben können. Deshalb war sie ziemlich bald aufgestanden und hatte auf dem Sportfeld ein Deck drüber eine Stunde Korbwürfe mit dem Basketball trainiert.
Als sie sich völlig verschwitzt unter die Dusche neben dem Pool stellte, entschied sie, doch noch im Fitnessbereich an den Geräten zu trainieren, da sie sich noch nicht so ausgepowert fühlte, um sich auf der Liege zu entspannen.
Sie musste die Zeit bis zum Essen überbrücken und dann noch die zwei Stunden danach, bis es endlich mit Singen losgehen würde. Sie hoffte, gleich dranzukommen, damit sie es hinter sich hatte und nicht den ganzen Abend wie auf glühenden Kohlen sitzen und warten musste.
„Sei doch nicht so nervös, du machst mich noch ganz hibbelig“, beschwerte sich Betty während des
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