Elementarteilchen kuessen besser
am jeweils anderen Geschlecht.“ Linda glühte still vor Begeisterung. „Und seine Stimme geht mir unter die Haut wie keine andere.“ Sie suchte kurz Philipps Blick. Außer deiner.
Philipp spürte, dass irgendetwas Bedeutendes in der Luft hing. Da er es nicht greifen konnte, schmunzelte er nur: „Dann hörst du vermutlich öfter in seine CD rein ...“
„Ja. Er hat mittlerweile drei davon auf den Markt gebracht und sie laufen bei mir fast täglich. Im Auto zur Arbeit, beim Aufräumen zuhause. Sie sind wie Balsam auf meiner Seele.“
„Wenn du ein so großer Swing-Fan bist, dann kannst du die zweite Stimme bei Somethin' Stupid sicherlich mit traumwandlerischer Sicherheit auswendig singen. Hab' ich recht?“
Linda zuckte mit den Schultern. „Bis jetzt habe ich immer nur zum Original mitgesungen. Wie ich mich zur Karaokeversion anstelle, weiß ich nicht.“ Sie überlegte. „Du hast sicher keine Textkopie hier, oder? Brauchst du eine?“
„Nein, nicht unbedingt. Ich vermute, du kennst den Text sowieso auswendig. Dann kannst du mir weiterhelfen, wenn ich ins Stocken gerate.“
„Wir probieren es.“ Linda schloss ihre Augen, damit sie Philipp nicht ansehen musste.
„Äh, ... könntest du den ersten Ton bitte summen, damit wir in derselben Tonart beginnen?“ Philipp schaute fasziniert zu, wie sie sich konzentrierte und nur mit einem „Mmh“ antwortete. Ein tiefes Summen ertönte und Linda zählte mit den Fingern stumm von Eins bis Vier. Dann setzte sie ein und begann zu singen. Nach zwei Takten blinzelte sie irritiert Philipp an. „Wolltest du nicht mitsingen?“
Er lachte verlegen. „Ich habe den Anfang des Textes nicht so spontan zusammenbekommen. Tut mir leid. Jetzt weiß ich aber wieder, wie das Lied beginnt.“
Philipp verschwieg wohlweislich, dass er von Lindas weichen Lippen abgelenkt worden war. Er riss sich zusammen und konzentrierte sich auf ihren Einsatz, den sie stumm vorgab. Anfangs waren beide noch etwas unsicher, doch schon nach wenigen Takten spürte Philipp, wie Linda festen Boden unter den Füßen gewann und ihre Stimme kräftiger wurde. Sie sang die tiefe Frauenstimme mit einem rauchigen Timbre, aber doch dezent und leise, um seiner Stimme genügend Raum für die Melodie zu geben.
Als er sie singend beobachtete, merkte er, dass sie kurz schauderte, sich aber wieder fing, ohne dass man es an ihrem Gesang gehört hätte. Man merkte ihr an, dass sie nicht einfach nur musikalisch, sondern besonders talentiert war, da die Intonation auf den Punkt genau stimmte und sie ihre Lautstärke seiner Stimme perfekt anpasste. Seltsam, dass sie aus ihrem Gesang nie mehr gemacht hatte, als ihn für den Privatgebrauch zu nutzen.
Nach dem ersten Refrain kam Philipp ins Stolpern. Er hatte das Lied zwar auch schon oft mitgesungen, aber wirklich textsicher war er nicht. Außerdem fesselte Lindas gelöster Gesichtsausdruck beim Singen seine Aufmerksamkeit mehr, als gut für ihn war. Er sollte doch wohl lieber die Augen schließen wie sie.
Nachdem Linda ihm die betreffende Stelle vorgesungen hatte, meinte sie noch: „Der Text steht beim Singen auch auf dem Monitor. Du musst ihn also gar nicht auswendig können.“
„Möchte ich aber. Ich singe meist die Lieder bei Karaoke-Abenden, die ich wenigstens zu achtzig Prozent auswendig kann. Ich finde es fürchterlich, wenn die Sänger immer so am Monitor kleben. Da hat man keine Möglichkeit, sich beim Auftritt frei zu bewegen.“
So, wie die gekonnten Hüftschwünge bei seiner Elvis-Imitation , dachte Linda.
„Soll ich noch die Klimaanlage herunterdrehen? Ich hatte vorhin den Eindruck, du würdest frieren“, fragte Philipp mit einem besorgten Stirnrunzeln.
Doch Linda schüttelte nur den Kopf und meinte, es ginge schon. Es war in seiner Kabine wirklich nicht kalt. Aber sie konnte ihm schließlich nicht beichten, dass seine Stimme sie erschaudern hatte lassen. Sie musste an sich halten, bei der Erinnerung nicht wieder automatisch über ihren Arm zu streichen, um das Kribbeln zu stoppen.
Sie versuchten es erneut und sangen zum ersten Mal ohne Unterbrechungen bis zum Schluss. Nach zwei weiteren Versuchen fühlte sich Philipp soweit sicher, dass er auch wieder die Augen aufmachen konnte, ohne ins Straucheln zu geraten.
In einer Pause meinte er nebenbei: „Du hast wirklich eine gute Stimme. Gefällt mir.“ Und bevor er sie wegen des unerwarteten Kompliments wieder in Verlegenheit bringen konnte, fragte er: „Meinst du, wir sollten noch irgendetwas
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