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Elementarteilchen

Elementarteilchen

Titel: Elementarteilchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michel Houellebecq
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aufgenommen worden ist; sie kritisierten die Haltung des Papstes hinsichtlich der Abtreibung, des Präservativs und diesen ganzen Unsinn. Zugegeben, ich habe mich auch nicht sonderlich bemüht, sie zu verstehen. Ich erinnere mich noch, die Treffen fanden abwechselnd bei den verschiedenen Paaren statt; jeder brachte etwas mit, einen gemischten Salat, ein t aboulé oder einen Kuchen. Ich verbrachte den ganzen Abend damit, blöd zu lächeln, den Kopf hin und her zu wiegen und die Weinflaschen zu leeren; ich habe nie zugehört, was gesagt wurde. Anne dagegen war ganz begeistert, sie hat sogar in einer Alphabetisierungsgruppe mitgearbeitet. An jenen Abenden habe ich Victor eine Schlaftablette in sein Fläschchen getan und dann habe ich mir einen runtergeholt, während ich per Minitel nach Sexpartnern gesucht habe; aber ich habe es nie geschafft, jemanden kennenzulernen.
        Im April habe ich Anne einen silberdurchwirkten Strapshalter zum Geburtstag geschenkt. Erst hat sie ein wenig protestiert, aber dann hat sie sich bereit erklärt, ihn anzulegen. Während sie sich bemühte, das Ding zuzuhaken, habe ich den Rest des Champagners ausgetrunken. Dann habe ich gehört, wie sie mit leiser, etwas zittriger Stimme gesagt hat: >Ich bin soweit ... < Als ich ins Schlafzimmer kam, wußte ich sofort, daß es ein Schuß in den Ofen war. Ihre Arschbacken hingen herab, wurden von den Strapsen zusammengequetscht; ihre Brüste hatten das Stillen nicht unbeschadet überstanden. Sie hätte eine Liposuktion vornehmen und sich Silikon spritzen lassen müssen, das ganze Programm ... sie hätte sich nie darauf eingelassen. Ich habe die Augen zugemacht und einen Finger unter ihren Tanga geschoben, mein Schwanz war völlig schlaff. In diesem Augenblick hat Victor angefangen, im Nebenzimmer vor Wut zu schreien - ein langes, schrilles, unerträgliches Geschrei. Sie hat sich einen Bademantel übergeworfen und ist in sein Zimmer geeilt. Als sie wiederkam, habe ich sie nur gebeten, mir einen zu lutschen. Sie lutschte schlecht, man spürte ihre Zähne; aber ich habe die Augen geschlossen und mir den Mund eines Mädchens aus meiner elften Klasse vorgestellt, einer Ghanaerin. Als ich an ihre etwas raue rosa Zunge dachte, ist es mir gelungen, meinen Samen im Mund meiner Frau loszuwerden. Ich hatte nicht die Absicht, weitere Kinder zu bekommen. Am nächsten Tag habe ich den Text über die Familie geschrieben, den Text, der veröffentlicht worden ist.« »Ich habe ihn noch ...«, unterbrach ihn Michel. Er stand auf, holte die Zeitschrift aus seinem Bücherschrank. Leicht überrascht blätterte Bruno darin und fand die Seite.

    Es gibt noch bis zu einem gewissen Grad Familien
(Funken des Glaubens inmitten der Gottlosen,
Funken der Liebe im Meer des Ekels),
man weiß nicht, wie es kommt,
daß diese Funken glitzern.

    Als Sklaven unverständlicher Tätigkeiten
können wir unser Leben nur im Sex verwirklichen
(Selbst das gilt nur für jene, denen Sex erlaubt ist,
für jene, die Gelegenheit dazu haben).
    Ehe und Treue verhindern heute jede Möglichkeit, unser Dasein zu verwirklichen,
    denn die Kraft, die Spiel, Licht und Tanz erfordert,
l äß tsi ch nicht in Büros oder Klassenräumen finden;
und wir versuchen, mit Liebschaften, die immer
schwieriger werden, unser Schicksal zu erfüllen,
wir versuchen, einen Körper anzupreisen,
der sich erschöpft, störrisch widersetzt.
Und wir verschwinden im Dunkel der Trauer,
bis uns tiefste Verzweiflung übermannt.

    Wir gehen den einsamen Weg hinab
    bis zu der Stelle, an der alles schwarz ist. Ohne Kinder und ohne Frauen
    tauchen wir mitten in der Nacht in den See (und das Wasser aufunseren alten Körpern ist so kalt).

    Gleich nachdem Bruno diesen Text geschrieben hatte, war er in einem alkohol-induzierten Koma versunken. Zwei Stunden später wurde er durch das Geschrei seines Sohns aus dem Schlaf gerissen. Im Alter zwischen zwei und vier Jahren entwikkeln Kinder ein verschärftes Ich-Bewußtsein, das bei ihnen Krisen egozentrischen Größenwahns auslöst. Ihr Ziel besteht dann darin, ihre soziale Umgebung (die im allgemeinen aus ihren Eltern besteht) in Sklaven zu verwandeln, die dem geringsten Aufflackern ihres kindlichen Begehrens unterworfen sind; ihr Egoismus kennt keine Grenzen; das ist die Folge der individuellen Existenz. Bruno erhob sich vom Teppichboden im Wohnzimmer; das Geschrei wurde immer lauter, verriet eine rasende Wut. Er zerbröselte zwei Tabletten Lexomil in etwas Marmelade und ging

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