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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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weißen, kuscheligen Jacken sehen. »Alles klar«, hatte ihre Mutter gemeint und dabei nur minimal die Augen verdreht. Und am nächsten Tag hatte Maxi die neue Jacke.
    »Ah, da sind ja die Herrschaften!« Ein stämmiger, grauhaariger Mann in verwaschener, blauer Arbeitskleidung stand plötzlich vor ihnen und grinste breit.
    »Herr Köberl!« Stella lief auf den Mann zu und schüttelte ihm die Hand. »Schön, dass Sie gerade da sind!«
    Nick und der Grauhaarige tauschten einen dieser männlichen Händedrucke, bei denen man einander stumm und ernst ins Auge blickte. Pathetisch, dachte Maxi. Sind wir in Wieselberg oder im Wilden Westen?
    »Wir haben unsere Tochter mitgebracht, damit sie das Haus kennenlernt.« Stella streckte eine Hand nach Maxi aus, die sich zögernd näherte, und zog sie zu sich. »Meine Tochter Maxi. Das ist Herr Köberl, der uns das Haus verkauft hat. Er kümmert sich um ...« Sie brach ab, zwinkerte Herrn Köberl verschwörerisch zu und fuhr fort: »Am besten, wir reden nicht lange, sondern ich zeige ihr gleich, worum sie sich kümmern, in Ordnung?«
    Herrn Köberls Grinsen wurde noch ein Stückchen breiter. Er erwiderte das Zwinkern mit einem vielsagenden Heben der Augenbrauen, ging einen Schritt zur Seite und machte den Weg frei. Während Nick Klauser offenbar noch wichtige und ernsthafte Dinge mit dem Vorbesitzer des Hauses zu besprechen hatte, ging Stella an der Hausmauer entlang über den Kiesweg voraus. Unauffällig wischte Maxi die Hand, mit der sie die von Herrn Köberl geschüttelt hatte, an ihren Jeans ab, bevor sie sie wieder in die Tasche ihrer weißen Flauschjacke steckte.
    Hatten sie das Haus zunächst vom Garten aus betrachtet, gingen sie nun an der innen liegenden Hofseite den längeren Schenkel des »L« entlang. Der kürzere L-Teil war der viel gerühmte Stall. Die große, eingezäunte Wiese vis-à-vis vom Hauseingang schien eine Art Weide oder Koppel zu sein. Dahinter war ein ebenfalls umzäuntes, sandbestreutes Viereck. Maxi verspürte plötzlich so was wie eine düstere Vorahnung, gepaart mit einem deutlichen Fluchtreflex. Aber für eine Flucht war es eindeutig zu spät. Ihre Mutter nahm sie an der Hand und zog sie durch die offen stehende, schwere Holzschiebetür ins Halbdunkel des Stalls. Ihre Vorahnung bestätigte sich.
    »Was sagst du, Maxi?«, fragte ihre Mutter mit vor Begeisterung bebender Stimme. »Du wirst dein eigenes Pferd haben!«
    »Das ist ein Pferd? « Ehrlich verblüfft betrachtete Maxi das struppige, schmutzig braune Tier, das in der mittleren Box stand. »Ich hab schon größere Hunde gesehen!«
    Stella warf ihr einen strafenden Blick zu. »Das ist ein Isländer! « Sie schob den großen metallenen Riegel zur Seite, ging in die Box und streichelte den Hals des angeblichen Pferdes. »Stimmt’s, Ringo?«, fragte sie schmeichelnd. »Ein schöner, großer, prächtiger Isländer bist du, hab ich recht, mein Süßer? Hab ich recht, mein Schöner?«
    »Mama, wenn du recht hast und das ist tatsächlich ein Pferd, dann wird es dir nicht antworten, weil es nämlich nicht sprechen kann.«
    »Ach komm, jetzt sei nicht so! Gib schon zu, dass er süß ist!« Als hätte sie ihr Leben lang nichts anderes getan, hakte Stella einen an der Holzwand hängenden Führstrick in das Halfter des struppigen kleinen Pferdes ein. Dann führte sie es vor die Box, sodass Maxi es besser begutachten konnte. Das Fell schien ungleichmäßig gefärbt zu sein, teils beige, teils braun. Der schmutzige Einschlag stellte sich auf den zweiten Blick nicht als farbliche Eigenheit, sondern tatsächlich als Schmutz heraus, genauer gesagt: als getrockneter Schlamm.
    »Er wälzt sich gern«, erklärte Stella, die wieder einmal Maxis Gedanken erraten zu haben schien. Unter den langen, borstigen Stirnfransen schauten zwei glänzende, dunkle Augen in Maxis Richtung.
    »Ja, klar ist er süß, irgendwie«, sagte Maxi.
    »Na eben.« Stella streichelte die Nüstern des Pferdes.
    »Wenn man übergroße Wildschweine mit Hippiefrisur mag«, fuhr Maxi fort.
    Ihre Mutter schien den letzten Satz nicht gehört zu haben. »Ringo ist sein Rufname, nach Ringo Starr. Die Tochter von Herrn Köberl ist Beatles-Fan.« Stella strich liebevoll Ringos Stirnhaare links und rechts zur Seite. »Aber als Isländer hat er natürlich auch einen isländischen Zuchtnamen«, fügte sie stolz hinzu. »Eigentlich heißt er Darri, das bedeutet ›Speer‹ auf Isländisch!«
    »Ach«, meinte Maxi naserümpfend, »und was bedeutet

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