Elena - Ein Leben für Pferde
Wochen.«
Nick Klauser zog die Augenbrauen hoch, Stella ließ einen Augenblick von der Zucchini ab und sah ihre Tochter verwirrt an.
»Oder Monate ...?«, fragte Maxi, schon deutlich weniger fröhlich.
»Du meinst das Vierhundert-Euro-Handy aus dem Prospekt, den du dreimal hintereinander ganz unabsichtlich auf meinem Schreibtisch vergessen hast?«
Na endlich, dachte Maxi und nickte enthusiastisch. Ein Glück, dass ihre Mutter empfänglich für so dezente Signale war.
»Aber dein Handy funktioniert doch tadellos!«, schaltete ihr Vater sich ein.
»Deine alte Schreibmaschine funktioniert auch noch!«, gab Maxi zurück. »Trotzdem arbeitest du lieber auf dem coolen Apple!« Als ob es bei einem Handy nur darauf ankam, dass es funktionierte! Musste man den beiden denn wirklich alles erklären?
»Also ein Vierhundert-Euro-Handy ist momentan sicher nicht drin«, erklärte Nick, »weil wir ...« Er holte tief Luft. » ... weil wir nämlich ein paar größere Ausgaben haben werden.« Er warf seiner Frau einen Ich-hab-den-Anfang-gemacht-jetzt-bist-du-dran-Blick zu, den sie mit einem Na-klar-das-dicke-Ende-bleibt-wieder-an-mir-hängen-Blick erwiderte.
Maxi sah von einem zum anderen. »Größere Ausgaben? Was denn? Kriegen wir ein neues Auto?«
»Nein«, sagte Stella und holte tief Luft. »Wir kriegen ein neues ... Haus.«
»Ein neues Haus?« Maxi schaute verständnislos von einem zum anderen. »Was soll denn das heißen?«
»Das soll heißen, dass wir umziehen werden, Maximaus«, erklärte ihr Vater.
»Aber ihr habt doch immer gesagt, die Häuser in der Stadt sind viel zu teuer!«
»Sind sie auch«, antwortete Nick. »Darum ziehen wir auch in ein Haus auf dem Land! «
»Land?«, fragte Maxi fassungslos. »Du meinst sicher ›Land‹ wie ›Stadtrand‹!«
»Nein«, erklärte ihre Mutter unerwartet fest. »Wir meinen Land wie neunzig Kilometer südlich von hier. Land wie frische Luft und Wald und Wiese und Vogelgezwitscher.«
Mit jedem Wort, das ihre Mutter sagte, zeichnete sich das Entsetzen in Maxis Gesicht deutlicher ab. Das konnte doch nur, nein das musste ein böser Scherz sein! So etwas würden ihre Eltern nicht wirklich planen! Aber noch bevor sie etwas erwidern konnte, hatte ihr Vater den Faden aufgenommen und fuhr fort:
»Wir haben beschlossen, bei Linnart Creative aufzuhören, Maximaus. Wir wollen uns als Kreativteam selbstständig machen. Und damit haben wir die Freiheit, aus der Stadt wegzuziehen. Wenn alles klappt, werden wir ein paar Agenturkunden mitnehmen und da draußen hoffentlich noch viele dazugewinnen – vor allem im Tourismusbereich: Wellnesshotels und so.«
»Aber ...«, warf Maxi mit einer Spur von Hoffnung in der Stimme ein, » ... das dauert doch sicher ewig, bis man so ein Haus findet ... und bis dahin ...«
»Wir haben schon ein Haus gefunden«, unterbrach ihre Mutter sie. »Wir haben ja selbst nicht damit gerechnet, dass es so schnell geht, aber das Haus war wirklich ein absoluter Glücksfall, da mussten wir einfach zuschlagen!«
Dieser sogenannte Glücksfall bewirkte in Maxis Magen eine ähnliche Reaktion wie Linsensuppe: akuten Brechreiz.
»Das heißt ... ihr habt euch schon entschieden? Ohne mich zu fragen?«
Stella ging um die Theke herum auf ihre Tochter zu und legte den Arm um sie. »Schatz, es ist total schnell gegangen, wir mussten uns sofort entscheiden. Und du wirst sehen, es wird dir gefallen, es ist ganz toll dort, zu dem Haus gehört ein riesiger Garten und ein Stall und ...«
»Ein Stall? « Maxi stiegen Tränen der Wut in die Augen, sie riss sich von ihrer Mutter los und stampfte mit dem Fuß auf. »Was soll ich mit einem verdammten Stall? Ich muss weg aus der Stadt, weg von meinen Freunden, meiner Schule, noch dazu mitten im Schuljahr! Und mein Trost ist, dass es dort einen Stall gibt?«
»Maximaus ...«, versuchte ihr Vater sie zu beruhigen, doch Maxi schnitt ihm wütend das Wort ab. »Wann haben wir aufgehört, über alles abzustimmen, was in dieser Familie passiert? Wir stimmen ab, wohin wir in den Ferien fahren und was für ein Auto wir kaufen, wir stimmen sogar darüber ab, welche Nudeln wir zum Abendessen kochen – und wenn’s darum geht, wo wir wohnen ...«
»Wir haben abgestimmt, Maxi. Dein Vater und ich wollen das beide. Wir wollten immer aus der Stadt weg, das weißt du.«
Ja, natürlich wusste Maxi das. Aber es war nie mehr als eine vage Idee gewesen, einer dieser Pläne, die man ab und zu beim Abendessen erwähnt, die aber nie in die Tat
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