Elena - Ein Leben für Pferde
es sich für keinen besseren Tag wünschen können.
Maxis gute Laune übertrug sich sichtlich auf Ringo, denn er trabte mit Feuereifer durch den Kegelslalom und über die Cavaletti, mit denen sie im Viereck einen Parcours aufgebaut hatte. Als sie ihm nach dem Reiten seine übliche Belohnungsration Äpfel und Karotten verfütterte, die er wie immer redlich mit Rambo teilte, drückte sie sich kurz an seinen Hals und flüsterte: »Ich hoffe, du bist nicht eifersüchtig, mein Süßer. Aber heute ist der Tag, an dem ich Vic küssen werde.«
Das rote Top war perfekt zu ihrem weißen Jeansmini und den roten Ballerinas, ihre naturgelockten Haare kooperierten ausnahmsweise und fielen über ihre Schultern wie ein welliger, honigblonder Umhang, und als sie dann auch noch das Lipgloss auftrug, war sie mehr als zufrieden mit sich.
»Na, da hat wohl jemand einiges vor«, meinte Nick stirnrunzelnd. »Ich sollte besser mitkommen, als Bodyguard.«
Maxi lachte. Nick machte solche Bemerkungen immer dann, wenn sie besonders gut aussah. Stella hatte ihr erklärt, dass Väter offenbar beim Anblick ihrer heranwachsenden Töchter in einem schrecklichen Konflikt zwischen Stolz, Sorge und so was wie Eifersucht gefangen waren. »Bleib lieber zu Hause und genieß die sturmfreie Bude!«, erklärte sie ihrem Vater und schenkte ihm ihren unschuldigsten Augenaufschlag. »Aber sollte ich jemals einen Bodyguard, Ritter oder Prinzen brauchen, weiß ich, an wen ich mich wende.«
»Sie schmeichelt mir«, meinte Nick mit misstrauisch hochgezogenen Augenbrauen zu Stella. »Bedeutet das, dass ich mir Sorgen um sie machen sollte?«
»Nein«, erklärte Stella ihm mitleidig. »Das bedeutet nur, dass sie begriffen hat, wie du tickst.«
»Ich muss mir also um mich Sorgen machen?«
»Ja, aber das war schon klar, als ich im fünften Monat war und der Gynäkologe sagte: ›Es ist ein Mädchen!‹«
»Ich hätte zum Ausgleich auf Zwillingsjungs bestehen müssen!«, meinte Nick finster.
»Unzureichender Ausgleich«, meinte Stella trocken. »Zu dritt habt ihr auch keine Chance.«
»Wie viele von der anderen Sorte braucht es denn?«, fragte Nick nun mit gespielter Verzweiflung. »Eine Fußballmannschaft?«
»In etwa«, erklärte Maxi nun. »Aber in Ausnahmefällen reicht auch der Kapitän!« Sie umarmte beide kurz, und während Nick noch damit beschäftigt war, das klebrige Lipgloss von seiner Backe zu wischen, war sie auch schon zur Tür draußen.
Lexi und Co. hatten ganze Arbeit geleistet. Draußen auf dem Sportplatz gab es ein Getränkebuffet und mehrere Stationen mit Dosenwerfen und anderen Geschicklichkeitsspielen. Die kleinen Kerzen in den Papierlampions würden erst später angezündet werden, wenn es dunkel war, und für lauschige Sommernachtsstimmung sorgen. Die ideale Chill-out-Atmosphäre, wenn man sich heiß getanzt hatte, dachte Maxi und lächelte vor sich hin. Es gab in der Thiergartenstraße zwar keine Knutsch-Kastanie wie im Hof ihrer alten Schule, aber es fanden sich auch hier genug Ecken, in denen man vielleicht mal ein bisschen für sich sein konnte.
Sie spürte das Brummen ihres Handys durch den Stoff ihrer kleinen, rot-weiß getupften Handtasche. Eine SMS. Lara, natürlich. »Na, wie läuft’s?«
Schön zu wissen, dass Lara mit ihr mitfieberte. »Cinderella-Vorbereitungen perfekt. Prinz noch nicht eingeritten. Talk soon«, schrieb sie zurück und steckte das Handy wieder ein. Grade hatte sich Lexi zu ihr durchgedrängt, eine Traube roter Ballons in der Hand, die sie noch am Eingang festbinden wollte. »Na, was sagst du?«, fragte sie atemlos. »Ist es so wie in deiner alten Schule?«
Maxi war gerührt. »Es ist sogar noch besser«, erklärte sie. »Wenn’s nach mir geht, bist du ab jetzt für alle Schulfeste die Deko-Chefin!«
»Ehrlich?« Lexi strahlte übers ganze Gesicht. »Danke, Maxi!«
»Wenn du Lust hast, kannst du mir auch bei meinem Geburtstagsfest mit dem Dekorieren helfen – in drei Wochen.«
Lexis Mund klappte auf und sie starrte Maxi ungläubig an. »Du meinst – ich darf da auch kommen?«
Maxi lachte. »Klar! Das ganze Team ist eingeladen!«
Lexis Gesichtsausdruck wandelte sich von Verblüffung zu vorsichtiger Ekstase. »Das ganze Team?«, quietschte sie noch eine Oktave über ihrer sonstigen Stimmlage. »Wahnsinn! Das ist … so cool! Ich mach die ganze Deko! Wir stimmen die Ballons auf dein Outfit ab und wir machen was mit Blumen und Kerzen und …«
»Schon gut«, unterbrach Maxi grinsend.
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