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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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im Sattel um.
    »Schöne Weihnachten, Tim!«, rief ich ihm zu.
    Seine Antwort hörte ich nicht mehr. Fritzi hatte es eilig, nach Hause in den warmen Stall zu kommen. Wir galoppierten beinahe den ganzen Weg bis zum Amselhof. Der Wind war eisig, und als ich endlich durchparierte, war ich mir nicht sicher, ob der Wind an meinen Tränen schuld war oder jemand anderes.

17. Kapitel
     
    Am Morgen von Heiligabend fiel das Thermometer über Nacht um fünfzehn Grad auf minus zehn; Büsche, Bäume, Wiesen und Wege erstarrten unter einer glitzernden Eisdecke. Es wurde so klirrend kalt, dass in den Ställen die Wasserleitungen platzten und die automatischen Tränken einfroren. Diesen Temperatursturz hatte niemand erwartet und er hatte zur Folge, dass Papa und Opa nach langer Zeit wieder miteinander sprachen. Zwar nur sehr kurz, dafür aber umso heftiger.
    Ich half Opa gerade, Eimer zu füllen, um die Pferde mit der Hand zu tränken, als Papa den Stall betrat.
    »Konntest du etwas reparieren?«, fragte er Opa. »Wieso hat die Begleitheizung nicht funktioniert?«
    »Woher soll ich das wissen?«, erwiderte Opa gereizt. »Ich bin kein Klempner und auch kein Elektriker.«
    »Du hättest gestern Abend das Wasser abstellen müssen«, entgegnete Papa. »Das hast du doch sonst in Frostnächten auch immer getan.«
    Geräuschvoll setzte Opa die beiden vollen Eimer ab.
    »Gestern waren es noch fast zehn Grad über null. Ich kann nicht riechen, dass es so kalt wird.«
    Papa stemmte die Arme in die Seiten. Ich sah an seiner Miene, dass er mörderisch schlecht gelaunt war. »Ach ja, klar!«, zischte er. » Ich hab schließlich jetzt den ganzen Laden am Bein! Dir kann es scheißegal sein, ob etwas kaputtgeht. Es kostet nicht mehr dein Geld.«
    Ich zog den Kopf ein und beeilte mich, in die nächste Box zu kommen. Seit Wochen war es eindeutig besser, Papa aus dem Weg zu gehen, erst recht, wenn er so drauf war wie jetzt.
    »Pass gut auf, was du sagst«, antwortete Opa scharf. »Sonst kannst du nämlich bald alles allein machen. Und das heißt auch, dass du selbst die Reitstunden geben und die Boxen ausmisten kannst.«
    »Du willst mich also im Stich lassen?«
    »Ich lasse mich nicht von meinem eigenen Sohn wie der letzte Dorftrottel behandeln!« Nun hob auch Opa seine Stimme. »Merk dir das!«
    »Ich dachte, wir hätten die Arbeitsaufteilung klar besprochen!«, schrie Papa. »Ich verdiene mein Geld auf den Turnieren! Wie soll ich Kundschaft bekommen, wenn ich hier mit dem Traktor herumfahre?«
    Damit drehte er sich um und rannte fast Christian über den Haufen, der gerade mit zwei leeren Eimern aus dem langen Stall zurückkam.
    »Was geht ’n hier ab?«, fragte er mich.
    »Kommt, Kinder«, sagte Opa, bevor ich etwas erwidern konnte. »Ich fahre zum Futtermittelhändler und besorge Eimer. Jedes Pferd kriegt einen Eimer in die Box gehängt. Ihr holt in der Zwischenzeit das große Wasserfass aus der Scheune, hängt es an den kleinen Stallschlepper und lasst es volllaufen. Man kann nicht jeden Tag sechzig Pferde mit der Hand tränken.«
    Christian und ich nickten. Opa hatte wenigstens immer praktische Einfälle und handelte, anstatt sinnlos herumzubrüllen.
     
    Weihnachten wurde in diesem Jahr zu einer ziemlich traurigen Angelegenheit. Nachdem Opa die Eimer vom Futtermittelhändler geholt und wir sie in allen Boxen aufgehängt und mit Wasser gefüllt hatten, fuhr er mit Oma zu Onkel Matthias und seiner Familie, die in der Nähe von Würzburg wohnten.
    Das erste Mal, seitdem ich mich erinnern konnte, waren wir an Heiligabend allein. Jens hatte bis morgen frei, Heinrich und Stani, die Stallarbeiter, waren nach Polen zu ihren Familien gefahren, deshalb mussten Papa, Mama, Christian und ich die Stallarbeit allein machen. Es war halb sechs, bis alle Pferde ihre Abendration Futter bekommen hatten und alle Wassereimer voll waren.
    Früher hatten wir immer mit Opa und Oma gefeiert, aber an diesem Heiligabend saßen Christian und ich mit Papa und Mama schweigsam im Wohnzimmer, aßen Fondue und redeten kaum etwas miteinander, um nur ja keinen Streit zu provozieren. Die Stimmung war gezwungen und ich räumte freiwillig die Küche auf.
    Das beste Geschenk hatte ich von Opa und Oma bekommen: ein Handy samt aufgeladener Guthabenkarte! Ich brannte darauf, endlich auf mein Zimmer verschwinden zu können, um es auszuprobieren. Christian erklärte sich großmütig dazu bereit, das Handy für mich zusammenzubauen, und als Papa um zehn Uhr auf der Couch im Wohnzimmer

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