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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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eingeschlafen war, gab ich Twix einen Wink und verschwand mit ihm auf mein Zimmer.
    Meine erste SMS schickte ich an Melike, die mir umgehend antwortete. Meine liebste, beste Freundin! Ich hätte sie umarmen können: Sie hatte mir Tims Handynummer geschickt, um die ich sie gebeten hatte.
    Schöne Weihnachten , tippte ich also mit zittrigen Fingern ein. Hab jetzt auch ein Handy. LG E. Ich zögerte kurz, aber dann drückte ich auf »Senden«, gab Tims Nummer ein und schickte die SMS auf ihren Weg. Ich legte mich aufs Bett, das Handy in der Hand, und starrte auf das Display.
    »Ich schlafe erst ein, wenn ich eine Antwort von ihm gekriegt habe«, sagte ich zu Twix.
    Der Hund blickte mich nur müde an und gähnte.
     
    Ich schreckte aus dem Tiefschlaf hoch und blickte mich irritiert in der Dunkelheit um. Irgendein eigenartiges Geräusch hatte mich geweckt. Neben mir auf dem Kopfkissen leuchtete etwas. Ja klar, das Handy! Ich war mit einem Schlag hellwach. In der linken unteren Ecke des Displays war ein kleines Briefumschlagsymbol zu sehen– ich hatte eine SMS bekommen! Und sie war von – Tim!
    Cool! , schrieb er. Dir auch schöne Weihnachten. T.
    Mein Herz klopfte und ich erwischte mich dabei, dass ich morgens um kurz nach halb sechs mit einem blöden, glücklichen Grinsen in meinem Bett lag.
    Ich war viel zu aufgeregt, um noch mal einschlafen zu können, Tim war schließlich auch schon wach. Ohne Opa, Heinrich, Stani und den Aknefrosch würden Papa und Mama später die ganze Stallarbeit machen müssen. Deshalb stand ich auf, zog mich an und ging nach unten, um den Frühstückstisch zu decken.
    Zehn vor sechs. Der Tisch war gedeckt, der Kaffee lief durch die Maschine, aber vom Rest meiner Familie war noch nichts zu sehen oder zu hören. Völlig unmöglich, jetzt einfach hier in der Küche herumzusitzen und zu warten. Genauso gut konnte ich den Pferden Heu füttern. Leise zog ich meine Jacke und die Stallschuhe an, nahm den Stallschlüssel vom Brett und trat hinaus in die Kälte.
    Ich liebte es, morgens früh im Stall zu sein. Robbie begrüßte mich erfreut, als ich die Stalltür aufschloss und das Licht anmachte. Die Pferde blinzelten, manche von ihnen lagen noch im Stroh. Wo sollte ich anfangen? Papa hatte gestern Abend noch mit dem Frontlader in jede der drei Stallgassen einen Rundballen Heu gefahren, und jetzt suchte ich nach dem Messer, um die Ballen aufzusäbeln. In der Sattelkammer im Turnierstall hing eins, das holte ich und beschloss, gleich hier anzufangen. Bei Heinrich und Stani sah das immer so leicht aus. Ich biss die Zähne zusammen und schlitzte mühsam das Netz auf. Der Ballen fiel auseinander. Nun hieß es, mit der Heugabel die Ration für jedes Pferd in die Boxen zu schieben. Allein im Turnierstall waren das zwanzig Boxen. Außerdem brauchten die Pferde frisches Wasser. Eimer um Eimer schöpfte ich aus der Tonne, die vorn im Stall neben dem Solarium stand. Als ich endlich alle Pferde versorgt hatte, war ich klatschnass geschwitzt. Dabei hatte ich gerade mal ein Drittel geschafft. Aber aufgeben galt nicht.
    Es war zwanzig nach sieben, als ich allen Pferden Heu und Wasser gegeben hatte, auch Fritzi und den Gnadenbrotpferden in der Scheune. Ich schob das große Tor zu und drehte mich um. Mir blieb vor Schreck beinahe das Herz stehen, als sich aus der Dunkelheit ein Schatten löste. Vom Bewegungsmelder ausgelöst, flammte der Strahler an der Scheunenwand auf.
    »Papa!«, stieß ich hervor. »Du hast mich fast zu Tode erschreckt!«
    Mist! Eigentlich wollte ich auch schon gefüttert haben, bis er im Stall auftauchte.
    »Du mich aber auch«, erwiderte Papa. »Was machst du denn hier um diese Uhrzeit?«
    »Ich wollte euch überraschen, weil Weihnachten ist«, gab ich zu und fröstelte in der eisig kalten Luft. »Ich hab schon alle Pferde getränkt und ihnen Heu gegeben.«
    »Du bist ja eine Nummer! Wann bist du denn aufgestanden?«
    »Ich glaub, um halb sechs«, sagte ich. Das erste Mal seit Wochen sah ich Papa lächeln, richtig freundlich mit Lachfältchen um die Augen, ganz so wie früher.
    »Und den Frühstückstisch hast du auch schon gedeckt.« Er legte seinen Arm um meine Schultern, zog mich an sich und drückte mir sogar einen Kuss auf die Stirn. Das hatte er schon so lange nicht mehr getan, dass ich mich kaum noch daran erinnern konnte. »Danke, meine große Kleine!«
    Seine Stimme klang rau und ich verspürte ein Gefühl der Erleichterung. In der letzten Zeit war es echt nicht leicht gewesen, Papa zu

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