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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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und tat immer so, als wäre er der engste Vertraute des Bürgermeisters. Die meisten seiner Sätze begannen mit: »… neulich habe ich zu meinem guten Freund, dem Herrn Bürgermeister, gesagt …«, oder: »… der Bürgermeister und ich meinen, dass …«
    Diese beiden kamen nun die Stallgasse entlang und blieben zwei Boxen entfernt vor der Box von Corinnas Pferd stehen.
    »… waren neulich bei uns zum Essen, und da haben sie es erzählt«, sagte Corinna gerade mit halblauter Stimme. »Die Weilands können den Amselhof nicht mehr lange halten. So viel steht fest.«
    »Ich weiß aus sicherer Quelle«, entgegnete Engelbert bedeutungsvoll, »dass es im nächsten Jahr hundertprozentig zur Zwangsversteigerung kommen wird. Denen steht das Wasser längst bis Oberkante Unterlippe. Die Zinsen stottern sie nur ab. Das weiß ich von meinem Schwager, der sitzt im Kreditausschuss bei der Sparkasse.«
    Melike und ich sahen uns an.
    »Trotzdem tut die Susanne so, als wäre alles in bester Ordnung.« Das war wieder Corinna. »Den ganzen Stall haben sie voll mit teuren Turnierpferden, zwei große Lkws, hier ein neuer Sattel, da neue Reitstiefel … Es würde denen besser anstehen, mal etwas sparsamer zu leben.«
    »Dabei ist der Stall voll«, erwiderte Engelbert. »Wer weiß, was die mit dem ganzen Geld machen.«
    »Susanne könnte ja auch arbeiten gehen. Wenigstens halbtags«, lästerte Corinna. »Aber da ist sie sich zu fein für.«
    »Ich nehme an, die wissen noch gar nicht, was für ein Damoklesschwert über ihnen schwebt.« Engelbert lachte gehässig. »Mal sehen, was die sagen, wenn erst der Konkursverwalter auf dem Hof auftaucht.«
    »Oder wenn der Teichert den Hof kauft«, gluckste Corinna.
    Ich spürte, wie eine wilde Wut in mir aufstieg. Wie konnten Menschen nur so scheinheilig sein! Corinna gab sich immer superfreundlich, schwatzte stundenlang mit Mama und tat so, als wäre sie eine gute Freundin. Wahrscheinlich versuchte sie nur auf diese Weise, Neuigkeiten von Mama zu erfahren, um sie am Tresen im »Goldenen Schwan« gleich weiterzutratschen. So eine hinterhältige Person! Und Engelbert, dieser Wichtigtuer! Heute Mittag hatte er noch neben Papa am Tisch im Stübchen gesessen und seine großen Ohren aufgesperrt, begierig nach etwas Interessantem, was er seinem Freund, dem Bürgermeister, oder seinem Schwager vom Kreditausschuss erzählen konnte. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und hätte die beiden angeschrien.
    »Susanne läuft lächelnd herum«, zischte Corinna jetzt, »als hätte sie überhaupt keine Sorgen. Aber manche Leute stört es nicht einmal, wenn sie eine Million Schulden haben.«
    »Wie kann sie so etwas behaupten?«, flüsterte ich empört.
    »Ich für meinen Teil hätte keine ruhige Nacht mehr«, pflichtete Engelbert Corinna bei.
    Ich schluckte. Was wussten die beiden schon davon, wie schwer es Mama fiel, nach außen hin gelassen und fröhlich zu wirken? Sie konnte ja schlecht dauernd mit Tränen in den Augen herumlaufen und sich bei jedem ausheulen. Aber das hätte Corinna wahrscheinlich gefallen.
    Auf einmal hörte ich Mamas Stimme.
    »Ach, Engelbert, Corinna. Ihr seid ja noch da«, sagte sie. »Habt ihr zufällig Elena und Melike irgendwo gesehen?«
    »Nein«, erwiderte Corinna, »hier sind sie nicht. Wie viele Stunden gibt es denn noch heute Abend?«
    »Das ist die vorletzte«, erwiderte Mama.
    »Der Lehrgang scheint gut besetzt zu sein«, heuchelte Engelbert Interesse.
    »Ja, wir sind zufrieden«, sagte Mama. »Schönen Abend euch noch.«
    »Gut besucht!« Corinna hatte abgewartet, bis Mama wieder verschwunden war. »Da wäre ich allerdings auch zufrieden: acht Stunden mit jeweils vier Reitern. Das Geld kassieren die bar. Stecken es sich in die Tasche, schwarz, ohne Steuern zu bezahlen.«
    »Da lässt es sich natürlich bequem mit Schulden auf der Bank leben«, bestätigte Engelbert mit boshafter Stimme. »Wenn da mal das Finanzamt dahinterkommt! Aber solche Leute haben ja immer Glück, und wir ehrlichen Leute bezahlen uns dumm und dämlich an Steuern.«
    Melike hielt mich fest, sonst wäre ich aufgesprungen.
    »Diese gemeinen Schweine!« Ich zitterte vor Wut am ganzen Körper.
    »Echt wahr.« Melike nickte betroffen. »Vornerum sind sie scheißfreundlich und hintenrum lästern sie ab. Voll fies.«
    »Ich glaube, die würden sich noch freuen, wenn wir den Amselhof verkaufen müssten.« Mir stiegen die Tränen in die Augen, so sehr schockierte mich die Erkenntnis, wie hinterhältig manche Menschen

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