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Elena - Ein Leben für Pferde

Elena - Ein Leben für Pferde

Titel: Elena - Ein Leben für Pferde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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fragte er nur.
    Ich wusste, dass ihm das, was in den letzten Tagen geschehen war, absolut nicht passte. In seinen Augen war ich eine talentfreie Ponyreiterin und urplötzlich hatte ich sogar ein Berittpferd und auch noch Fritzi, den er immer einen lahmen Zossen genannt hatte.
    »So«, sagte Papa, der mit Fritzis Sattel und Trense aus der Box kam. »Den Rest kannst du machen.«
    »Klar.« Ich strahlte.
    Papa ging zu Mama und legte ihr einen Arm um die Schulter. Er gab ihr einen Kuss und mein Herz machte einen Satz. Ich hatte schon oft gesehen, wie meine Eltern sich küssten, aber seit heute Nachmittag wusste ich auch, wie sich das anfühlte.
    »Beeilt euch ein bisschen«, sagte Papa im Weggehen zu Christian und mir. »Lajos kommt später zum Abendessen.«
    Papa und Mama verschwanden händchenhaltend.
    »Lajos«, schnaubte Christian verächtlich. »Pah!«
    »Du kannst doch froh sein, dass Lajos Lagunas gestern Abend wieder hingekriegt hat«, sagte ich.
    »Halt bloß die Klappe!« Christian trat mir in den Weg, als ich mit dem Sattelzeug in die Sattelkammer gehen wollte. »Macht dir Spaß, dass die Alten so ein Geschiss um dich und deinen lahmen Gaul machen, was?«
    »Lass mich durch«, sagte ich nur und er machte Platz.
    Aber dann stellte er sich in die Tür und breitete die Arme aus. Seine Augen funkelten böse. »Du bist eine ganz miese kleine Schleimkuh!«, zischte er grimmig.
    »Und du«, entgegnete ich, »bist eine blöde Petze! Du bist doch nur sauer, weil du was falsch gemacht hast und ausnahmsweise mal nicht im Mittelpunkt stehst.«
    Da verzerrte sich sein Gesicht. Er packte meinen Arm und verdrehte ihn. Ich trat nach ihm und traf ihn am Knie. Sekunden später wälzten wir uns auf dem Boden der Sattelkammer. Der Sattelhalter kippte mit Donnergepolter um. Wir kämpften verbissen, ich trat und kratzte, Christian drehte mir den Arm um.
    »Aua!«, knirschte ich. »Lass mich los!«
    Ich war nicht empfindlich, aber das tat echt weh. Christian ließ nicht los und jetzt begriff ich erst, wie ungeheuer wütend er wirklich war. Mir sprangen die Tränen in die Augen, ich biss die Zähne zusammen und wehrte mich nach Kräften.
    »Hey! Bist du bescheuert? Hör sofort auf damit!«
    Jemand kam in die Sattelkammer und zerrte Christian von mir weg. Mein Bruder ließ mich los, versetzte mir aber noch einen Tritt gegen den Oberschenkel, bevor er das Feld räumte und wegrannte.
    Ich richtete mich auf und drehte mich um. Da erst erkannte ich, wer mich gerettet hatte: ausgerechnet Jens, von dem ich geglaubt hatte, er würde mich mit Freude unterm Misthaufen beerdigen!
    »Tut’s sehr weh?«, erkundigte er sich erstaunlich mitfühlend.
    »Geht schon«, murmelte ich und rieb mir den Arm.
    Ich musste Fritzi die Decke draufmachen und Melike anrufen, bevor Lajos zu Besuch kam.
    »Nur die Harten kommen in den Garten.« Jens streckte die Hand aus, um mir beim Aufstehen zu helfen.
    Ich ergriff sie. »Danke«, sagte ich und klopfte den Dreck von meiner Jacke.
    »Schon gut«, meinte Jens. »Denk dran, das Licht auszumachen, wenn du fertig bist, dummes Kind.«
    »Mach ich, du blöder Aknefrosch«, erwiderte ich freundlich.
    Jens grinste und ging.
    Ich wartete, bis er weg war, und rannte dann hinüber zur Scheune, um Fritzis Stalldecke zu holen.
    Was für ein Tag! Endlich musste ich Fritzi nicht mehr verstecken. Ich konnte ihn in Zukunft hier putzen und satteln und ihn reiten, wann immer ich wollte.
    Mama war wieder da und meine Eltern konnten mit dem Geld, das sie für Lagunas bekommen hatten, einen großen Teil von Opas Schulden abbezahlen. Wir konnten auf dem Amselhof bleiben.
    In drei Wochen war das erste Turnier für Fritzi und mich und ab morgen würde ich Quintano reiten.
    Ich kannte das Geheimnis der Feindschaft mit den Jungbluts, aber Tim und ich hatten nichts damit zu tun.
    Ich betrat den Stall und ging zu Fritzi, der sich in seiner neuen Box ausgesprochen wohlzufühlen schien. Schnell legte ich ihm seine Decke auf und schloss die Schnallen.
    Fritzi schnaubte und rieb seine Nase an meiner Schulter.
    »Ach, mein Fritzi«, flüsterte ich, schlang meine Arme um seinen Hals und drückte mein Gesicht an sein weiches Fell.
    Mein Handy piepste. Das war sicher Melike, die wissen wollte, wie es heute Nachmittag gelaufen war. Ich ließ Fritzi los und kramte das Handy aus meiner Tasche. Aber nicht Melike, sondern Tim hatte mir eine SMS geschrieben.
    War echt schön heute mit dir , las ich. Fahre morgen früh übrigens mit dem Bus. Du auch???

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