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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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Sporen klirrten auf den polierten Fliesen. Nahe der Tür stieß er auf einen Höfling mit pomadegesteiften Löckchen und weinfarbigem Wams.
    »Ich will mit Lycheas sprechen«, sagte Sperber schroff. »Führt mich zu ihm.«
    »Aber …« Der Mann war leicht erblaßt, doch jetzt richtete er sich straff auf und sagte mit hochmütiger Miene: »Wie seid Ihr …«
    »Habt Ihr mich nicht verstanden, guter Mann?« fragte Sperber scharf.
    Der Laffe im weinroten Wams zuckte zurück. »S-sofort, Ritter Sperber«, stammelte er. Er drehte sich um und ging den breiten Mittelkorridor voraus. Seine Schultern zitterten merklich. Sperber fiel auf, daß der Höfling ihn nicht zum Thronsaal führte, sondern zu der Ratskammer, in der sich König Aldreas gewöhnlich mit seinen Ratgebern besprochen hatte. Ein schwaches Lächeln huschte über die Lippen des breitschultrigen Ritters, als er daran dachte, daß die Anwesenheit der jungen Königin, ganz in Kristall gehüllt, eine dämpfende Wirkung auf die Ambition ihres Vetters haben mußte, selbst den Thron zu besteigen.
    Die Tür zur Ratskammer wurde von zwei Posten in der roten Uniform der kirchlichen Truppe bewacht – Soldaten des Primas Annias. Automatisch überkreuzten die beiden ihre Piken, um den Eintritt zu verwehren.
    »Der Streiter der Königin möchte dem Prinzregenten einen Besuch abstatten«, sagte der Höfling mit schriller Stimme zu ihnen.
    »Wir haben keine Anweisungen, den Streiter der Königin einzulassen«, entgegnete einer der Posten.
    »Ihr habt sie jetzt«, sagte Sperber. »Öffnet die Tür!«
    Der Mann im weinroten Wams wollte davoneilen, doch Sperber hielt ihn am Arm zurück. »Ich habe nicht gesagt, daß Ihr gehen könnt, guter Mann!« Dann blickte er wieder den Posten an. »Öffnet die Tür!« wiederholte er.
    Einen Augenblick herrschte drückende Stille, während die beiden Soldaten erst Sperber und dann einander nervös anstarrten. Schließlich schluckte einer schwer, zog seine Pike zurück und langte nach der Türklinke.
    »Ihr müßt mich melden!« wandte sich Sperber an den Höfling, den er noch mit den eisenbehandschuhten Fingern am Arm hielt. »Wir möchten doch niemanden überraschen, nicht wahr?«
    Mit verstörtem Gesicht trat der Mann an die jetzt offene Tür und räusperte sich. »Der Streiter der Königin«, meldete er mit sich überschlagender Stimme. »Der pandionische Ritter, Herr Sperber.«
    »Danke, guter Mann«, sagte Sperber. »Ihr dürft jetzt gehen.«
    Der Höfling eilte davon.
    Die Ratskammer war sehr groß. Ein blauer Teppich dämpfte die Schritte, und die Vorhänge waren vom gleichen Blau. Kerzen brannten in Leuchtern entlang den Wänden und auch auf dem langen, polierten Ratstisch, der in der Mitte des Raumes stand. Drei Männer saßen an diesem Tisch, auf dem Schriftstücke ausgebreitet waren, ein vierter hatte sich halb erhoben.
    Letzterer war Primas Annias. Der Kirchenmann war in den vergangenen zehn Jahren hagerer geworden, und sein Gesicht wirkte grau und ausgezehrt. Das im Nacken zusammengehaltene Haar war nun mit silbernen Strähnen durchzogen. Er trug ein langes, schwarzes Obergewand, und der mit Edelsteinen besetzte Anhänger, das Zeichen seines Amtes als Primas von Cimmura, hing von einer dicken Goldkette um seinen Hals. Seine weit aufgerissenen Augen verrieten sein Erschrecken, als er Sperber erkannte.
    Der Graf von Lenda, ein weißhaariger Herr in den Siebzigern, der ein weiches graues Wams trug, grinste offen, und seine strahlend blauen Augen im furchigen Gesicht blitzten erfreut. Die Miene des berüchtigten Knabenfreundes, Baron Harparin, war vor Überraschung erstarrt. Seine Kleidung war in schreienden, einander kaum verträglichen Farben gehalten. Neben ihm saß ein unförmig dicker Mann in Rot, den Sperber nicht kannte.
    »Sperber!« rief Annias scharf, nachdem er sich von seinem Schrecken erholt hatte. »Was wollt Ihr hier?«
    »Ich hörte, Ihr habt nach mir suchen lassen, Exzellenz«, entgegnete Sperber. »Ich dachte, ich erspare Euch die weitere Mühe.«
    »Ihr habt Eure Verbannung gebrochen, Sperber!« sagte Annias zornig.
    »Das ist einer der Punkte, über die wir sprechen müssen. Ich hörte, daß der Bastard Lycheas als Prinzregent eingesetzt sei, bis die Königin wieder genesen ist. Laßt ihn rufen, damit wir das Ganze nicht zweimal durchgehen müssen.«
    Erneut weiteten sich Annias' Augen, diesmal vor Schock und Entrüstung.
    »Er ist doch ein Bastard, oder nicht?« fragte Sperber. »Seine Herkunft ist schließlich

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