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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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augenfällig?«
    »Natürlich ist es augenfällig, aber bei geistig nicht Zurechnungsfähigen muß es augenfällig sein. Ihnen fehlt die Fähigkeit, Finessen zu begreifen.«
    Arashams Stimme hob sich zu einem schrillen Höhepunkt, und seine Anhänger jubelten am Ende jeder seiner Verkündigungen. Dann segnete er sie, und schließlich begann sich die Menge aufzulösen.
    Von einer dichtgedrängten Schar aufeinander eifersüchtiger Jünger umringt, schritt der heilige Mann langsam durch die Massen auf sein Zelt zu. Sperber und Sephrenia gelang es, sich ihm in den Weg zu stellen.
    »Zur Seite!« befahl einer der Jünger erzürnt.
    »Verzeiht, o erhabener Jünger«, sagte Sperber so laut, daß der tattrige Greis es hören mußte. »Ich habe eine Botschaft des Königs von Deira für den heiligen Arasham. Seine Majestät sendet Grüße an das wahre Oberhaupt der elenischen Kirche.«
    Sephrenia würgte einen Laut herunter, der ihr fast entschlüpft wäre.
    »Den heiligen Arasham interessieren Könige nicht«, erklärte der Jünger von oben herab und verzog höhnisch das Gesicht.
    »Einen Augenblick, Imkad«, rief Arasham mit überraschend schwacher Stimme. »Wir wollen mehr von dieser Botschaft unseres deiranischen Bruders hören. Es könnte sein, daß sie die Nachricht ist, die Gott erwähnte, als er das letzte Mal zu uns sprach.«
    »Allerheiligster Arasham«, sagte Sperber mit einer tiefen Verbeugung. »Seine Majestät, König Obler von Deira grüßt Euch als Bruder. Unser König ist sehr alt, und Alter bringt stets Weisheit mit sich.«
    »Wahr, wahr«, bestätigte Arasham und strich durch seinen langen grauen Bart.
    »Seine Majestät beschäftigt sich schon lange mit der Lehre des heiligen Eshand«, fuhr Sperber fort. »Und ebenso interessiert hat er Euren Weg hier in Rendor verfolgt. Die Kirche hingegen betrachtet er mit wachsendem Mißfallen. Er findet die Kirchenherren heuchlerisch und selbstsüchtig.«
    »Ganz meine Meinung!« rief Arasham erfreut. »Genau dasselbe sagte auch ich schon hundertmal und öfter.«
    »Seine Majestät macht keinen Hehl daraus, heiliger Arasham, daß Ihr der Urquell seiner Überzeugung seid.«
    »Ah, ja«, murmelte Arasham, und seine Brust schwoll sichtlich.
    »Seine Majestät ist der Ansicht, daß die Zeit für eine Läuterung der elenischen Kirche gekommen sei, und er ist überzeugt, daß Gott Euch auserwählt hat, die Kirche von ihren Sünden zu erlösen.«
    »Habt Ihr meine Predigt heute abend gehört?« fragte der Greis eifrig. »Genau darüber sprach ich.«
    »Ja, in der Tat«, bestätigte Sperber. »Mit Erstaunen habe ich festgestellt, wie sehr Eure Worte mit jenen Seiner Majestät übereinstimmen, die ich Euch in seinem Auftrag mitteilen soll. Wisset jedoch, o heiliger Arasham, daß Seine Majestät beabsichtigt, Euch mehr Unterstützung zukommen zu lassen als nur die Versicherung seiner respektvollen Zuneigung. Die Einzelheiten seiner weiteren Pläne sind jedoch einstweilen nur für Eure Ohren bestimmt.« Sperber schaute scheinbar mißtrauisch über die Massen, die gegen sie drängten. »In einer so gewaltigen Menge wie dieser könnten doch so einige nicht das sein, was sie zu sein vorgeben, und wenn das, was ich Euch übermitteln soll, Chyrellos erreichen sollte, würde die Kirche alles tun, um dem Plan Seiner Majestät entgegenzuwirken.«
    Arasham versuchte pfiffig zu wirken, was ihm jedoch nicht recht gelang.
    »Eure Vorsicht ehrt Euch, junger Mann«, lobte er. »Begeben wir uns in meinen Pavillon, wo Ihr mir die Pläne meines teuren Bruders Obler ungestört mitteilen könnt.«
    Sperber bahnte sich einen Weg durch die übereifrigen Jünger, um dem greisen Zeloten die Stütze seines Armes anzubieten. »Heiliger«, sagte er liebedienernd, »scheut nicht, Euch auf mich zu stützen, denn wie der heilige Eshand verkündete, ist es die Pflicht der Jungen und Starken, den Älteren und Weisen zu dienen.«
    »Wie wahr, mein Sohn, wie wahr.«
    So schritten sie durch das Palisadentor und über den von Schaflosung bedeckten Sandstreifen.
    Im Innern war Arashams Zelt viel luxuriöser, als dem nüchternen Äußeren nach zu erwarten gewesen war. In der Mitte brannte teures Öl in einer Lampe, und kostbare Teppiche bedeckten den Sandboden. Ein seidener Vorhang teilte das Zelt, und durch ihn hindurch war das Kichern von Knaben zu hören.
    »Bitte setzt Euch und macht es Euch bequem«, forderte Arasham Sperber und Sephrenia auf, während er sich selbst auf einen Seidenkissenhaufen sinken ließ.

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