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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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»Gönnen wir uns eine kleine Erfrischung, ehe Ihr mich über die Vorhaben meines teuren Bruders Obler von Deira unterrichtet.« Er klatschte laut in die Hände, und ein Knabe mit sanften Rehaugen trat durch den Seidenvorhang.
    »Bring uns von den frischen Melonen, Sabud!« wies ihn Arasham an.
    »Sogleich, Eure Heiligkeit.« Der Junge verbeugte sich und verschwand wieder hinter dem Vorhang.
    Arasham lehnte sich in seinen Kissen zurück. »Ich muß gestehen, Eure Botschaft, daß in Deira immer mehr von unserer guten Sache angetan sind, überrascht mich gar nicht«, lispelte er. »Ich erfuhr bereits, daß in den Königreichen des Nordens viele mit uns sympathisieren. Tatsächlich erreichte mich erst kürzlich eine entsprechende Botschaft.« Er hielt nachdenklich inne. »Da kommt mir der Gedanke – vielleicht durch Gott selbst gesandt –, daß Ihr und der andere Bote euch kennt.« Er wandte sich in die Richtung einer anderen seidenbehangenen Abteilung des Zeltes. »Kommt zu uns, mein Freund und Berater. Schaut das Antlitz unseres edlen Besuchers aus Deira und sagt mir, ob Ihr ihn kennt.«
    Ein Schatten bewegte sich hinter dem Seidenvorhang. Er schien kurz zu zögern, dann trat ein Vermummter in den Lampenschein. Er war nur ein wenig kleiner als Sperber und hatte die kräftigen Schultern eines Kriegers. Ohne zu zaudern, warf er die Kapuze zurück, so daß stechende schwarze Augen und eine dichte weiße Mähne zum Vorschein kamen.
    »Wahrlich, heiligster Arasham«, sagte Martel mit tiefer, klangvoller Stimme. »Sperber und ich kennen uns schon seit langem.«
     
    23
     
    »Es ist lange her, Sperber, nicht wahr?« sagte Martel scheinbar gleichmütig. Sein Blick war jedoch wachsam.
    Es fiel Sperber nicht leicht, seine verkrampften Muskeln zu entspannen. »Allerdings«, erwiderte er. »Mindestens zehn Jahre. Wir sollten versuchen, uns öfter zu sehen.«
    »Ja, das sollten wir.«
    Die beiden blickten einander unverwandt in die Augen. Die Luft schien zu knistern, während beide darauf warteten, daß der andere den ersten Zug machte.
    »Sperber«, murmelte Arasham nachdenklich. »Ein sehr ungewöhnlicher Name, doch mir deucht, ich hätte ihn schon einmal irgendwo gehört.«
    »Es ist ein sehr alter Name«, erklärte ihm Sperber. »Schon seit Generationen wird er in meiner Familie weitergegeben. Einige meiner Vorfahren waren sehr berühmt.«
    »Aha. Vielleicht kenne ich ihn daher«, murmelte Arasham zufrieden. »Ich freue mich, daß ich zwei alte Freunde wieder zusammenführen konnte.«
    »Wir stehen zutiefst in Eurer Schuld, Eure Heiligkeit«, entgegnete Martel. »Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie sehr ich mich nach Sperbers Anblick sehnte.«
    »Nicht mehr als ich mich nach deinem«, sagte Sperber. Dann wandte er sich an den greisen Irren. »Früher einmal waren Martel und ich fast wie Brüder, Eure Heiligkeit. Es ist wahrhaftig bedauerlich, daß die Jahre uns fern voneinander hielten.«
    »Ich habe versucht, dich zu finden, Sperber«, versicherte ihm Martel kalt. »Mehrmals.«
    »Ich habe schon davon gehört. Und ich bin daraufhin jedesmal sofort zu dem Ort geeilt, wo du zuletzt gesehen wurdest.
    Doch als ich dort ankam, warst du bereits wieder weg.«
    »Dringende Geschäfte«, murmelte Martel.
    »So ist es immer«, lispelte Arasham salbungsvoll, und sein nahezu zahnloser Mund sank bei diesen Worten in sich zusammen. »Die Freunde unserer Jugend entgleiten uns, und im Alter sind wir allein.« Er schloß die Augen in schwermütiger Erinnerung. Er öffnete sie auch nicht wieder, sondern begann bereits einen Moment später zu schnarchen.
    »Er ermüdet schnell«, erklärte Martel leise.
    Dann wandte er sich an Sephrenia, ließ dabei Sperber jedoch nicht aus den Augen. »Kleine Mutter«, grüßte er in einem Tonfall zwischen Ironie und Bedauern.
    »Martel.« Sie neigte knapp den Kopf.
    »Ah«, stellte er fest, »ich habe Euch offenbar enttäuscht.«
    »Nicht so sehr, wie Ihr Euch selbst enttäuscht habt, denke ich.«
    »Eine Strafe, Sephrenia?« fragte er spöttisch. »Glaubt Ihr, ich wäre nicht bereits genug bestraft?«
    »Es liegt nicht in meiner Natur, jemanden zu bestrafen, Martel. Die Natur kennt weder Belohnung, noch Strafe – nur Folgen.«
    »Nun gut, ich nehme die Folgen auf mich. Gestattet Ihr mir wenigstens, Euch gebührend zu begrüßen – und Euch um Euren Segen zu bitten?« Er nahm ihre Handgelenke und drehte ihre Handteller nach oben.
    »Nein, Martel«, antwortete sie und schloß die Hände. »Lieber nicht.

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