Elenium-Triologie
wissen wird, wohin sie sich zuerst wenden soll. Und wenn Ihr dann rasch handelt, könnt Ihr ihre Verwirrung nutzen und Sieg um Sieg erringen. Das wird die Streitkräfte der Kirche entmutigen und demoralisieren, und Ihr und König Obler könnt des Erfolges gegen Chyrellos sicher sein.«
»Gott sei gepriesen!« rief Arasham. Er stand auf und schwang das Widderhorn wie eine Waffe.
Sperber hob eine Hand. » Aber «, warnte er, »dieser großartige Plan, der nur von Gott persönlich gekommen sein kann, hat nur dann eine Chance auf Erfolg, wenn Ihr und Seine Majestät gleichzeitig zuschlagt.«
»Das ist doch ganz klar. Gottes eigene Stimme hat mich genau in dieser Strategie unterwiesen.«
»Daran zweifelte ich nicht«, versicherte ihm Sperber und setzte eine listige Miene auf. »Ihr wißt sicher, daß die Kirche schlau wie eine Schlange ist, und sie hat ihre Ohren überall. Selbst wenn wir uns noch so sehr um Geheimhaltung bemühen, könnte es ihr gelingen, unseren Plan aufzudecken. Und wie immer wird sie dann als erstes zum Mittel der Täuschung greifen.«
»Das ist anzunehmen.« Arasham nickte.
»Es könnte also leicht sein, daß sie uns zu täuschen versucht, wenn sie erst hinter unseren Plan gekommen ist. Und wie könnte sie Euch besser täuschen als durch falsche Boten, die Euch mitteilen sollen, daß Seine Majestät bereit ist zuzuschlagen, wenn das noch gar nicht der Fall ist? Auf diese Weise könnte die Kirche Euch und Eure Jünger einen nach dem anderen vernichten.«
Arasham runzelte die Stirn. »Das ist wahr«, murmelte er. »Aber wie könnten wir eine solche Täuschung verhindern?«
Sperber tat, als dächte er nach. Plötzlich schnippte er mit den Fingern.
»Ich habe es!« rief er. »Wie könnten wir die Hinterlist der Kirche besser vereiteln als durch das Wort – ein Wort, das nur Euch und mir und König Obler von Deira bekannt ist? Dadurch würdet Ihr erkennen, daß die Botschaft echt ist. Sollte einer mit der Behauptung zu Euch kommen, daß es soweit ist, Euch aber das Wort nicht nennen können, dann ist dieser Bote zweifellos eine Schlange der Kirche, gesandt Euch zu täuschen. Ihr müßtet dann entsprechend gegen ihn vorgehen.«
Arasham dachte nach. »Ja«, sagte er schließlich, »damit ließe sich der Heimtücke der Kirche begegnen. Aber welches Wort können wir so in unseren Herzen verborgen halten, daß niemand es uns entlocken kann?«
Sperber warf einen heimlichen Blick auf Martels plötzlich verärgertes Gesicht. »Es muß ein Wort der Macht sein«, meinte er und starrte scheinbar grübelnd auf die Zeltdecke. Das Ganze war durchsichtig – ja kindisch –, aber genau das mußte es sein, wenn es dem senilen Arasham zusagen sollte, und es bot eine Gelegenheit, ein paar alte Rechnungen mit Martel zu begleichen.
Sephrenia seufzte und hob ergeben die Augen. In diesem Moment schämte sich Sperber flüchtig. Er blickte Arasham an, der sich erwartungsvoll vorlehnte, mit dem zahnlosen Mund leere Luft kaute und damit seinen langen Bart zum Wackeln brachte.
»Ich werde Euer Versprechen, das Wort geheimzuhalten, selbstverständlich ohne Bedingung akzeptieren, Eure Heiligkeit«, versicherte ihm Sperber mit scheinbarer Demut. »Ich jedoch schwöre bei meinem Leben, daß das Wort, das ich Euch nun so sagen werde, daß niemand außer Euch es zu hören vermag, nie wieder über meine Lippen kommen wird, bis ich es König Obler in Azie, der Hauptstadt seines Reiches, mitteile.«
Überschwenglich rief der Greis: »Auch ich, edler Freund Sperber, schwöre dieses Wort geheimzuhalten. Selbst Folter würde es mir nicht entlocken können!« Er bemühte sich um eine königliche Haltung.
»Euer Schwur ehrt mich, Eure Heiligkeit«, erwiderte Sperber mit einer tiefen rendorischen Verbeugung.
Er trat zu dem alten Mann, beugte sich vor und flüsterte: » Widderhorn! « Arasham roch nicht sonderlich angenehm, wie Sperber bei dieser Gelegenheit feststellte.
»Das vollkommene Wort!« rief Arasham. Er nahm Sperbers Kopf zwischen die dürren Arme und drückte ihm einen schmatzenden Kuß auf den Mund.
Martel, dessen Gesicht vor Ärger bleich war, hatte versucht, nahe genug heranzukommen, um mitzuhören, doch Sephrenia hatte sich ihm in den Weg gestellt. Seine Augen blitzten wütend und er unterdrückte offenbar mit großer Anstrengung seinen ersten Impuls, sie zur Seite zu stoßen.
Sie hob das Kinn und blickte ihm ins Gesicht. »Nun?« sagte sie.
Er brummelte etwas, drehte sich um und stapfte zur hinteren Seite des
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