Elenium-Triologie
zu ihm hinter das Deckhaus kam.
»Ich bin mir nicht sicher«, entgegnete Sephrenia stirnrunzelnd.
»Warum achten die Soldaten überhaupt nicht auf sie?« fragte Kurik, als Flöte wieder mitten durch die Rotuniformierten ritt.
»Ich glaube, sie können sie nicht sehen.«
»Aber sie ist doch direkt vor ihren Augen!«
»Das spielt offenbar keine Rolle.« Ihre Miene verriet plötzlich Staunen. »Ich hatte davon gehört«, murmelte sie. »Ich hielt es jedoch nur für eine alte Volksmär. Aber vielleicht habe ich mich getäuscht.« Sie wandte sich an Sperber. »Hat sie schon mal zum Schiff zurückgeblickt, seit sie den Pier zum Kai hinaufgeritten ist?«
»Ja. Sie hat mir zugewinkt, als wollte sie, daß ich ihr folge.«
»Seid Ihr sicher?«
»Es sah jedenfalls so aus.«
Sephrenia holte tief Luft. »Nun, es gibt wohl nur eine Möglichkeit, das festzustellen.«
Ehe Sperber sie aufhalten konnte, richtete sie sich auf und trat hinter dem Kartenhaus hervor.
»Sephrenia!« rief er ihr nach, doch sie achtete nicht darauf, sondern ging quer über das Deck. An der Reling blieb sie stehen.
»Himmel, jetzt kann jeder sie sehen!« stieß Kurik erschrocken hervor.
»Es ist nicht mehr zu ändern.«
»Ganz gewiß haben die Soldaten ihre Beschreibung. Hat sie den Verstand verloren?«
»Das bezweifle ich. Schau doch!« Sperber deutete auf die Soldaten am Kai. Obwohl Sephrenia in ihrem Blickfeld stand, beachteten die Männer sie offenbar überhaupt nicht.
Flöte jedoch sah sie und winkte erneut gebieterisch.
Sephrenia seufzte. Sie blickte Sperber an. »Wartet hier!« wies sie ihn an.
»Warten? Wo?«
»Hier – an Bord.« Sie drehte sich um, ging zur Laufplanke und hinunter auf den Pier.
»Das wär's wohl«, brummte Sperber düster. Er stand auf und zog sein Schwert. Rasch zählte er die Soldaten am Kai. »Es sind nicht übermäßig viele«, sagte er zu Kurik. »Wenn wir sie überrumpeln, haben wir vielleicht eine Chance.«
»Aber keine gute, Sperber. Warten wir noch einen Moment und warten ab, was geschieht.«
Sephrenia schritt den Pier hoch und blieb unmittelbar vor den Soldaten stehen.
Sie achteten nicht auf sie.
Sie sprach zu ihnen.
Sie ignorierten sie.
Da wandte sie sich dem Schiff zu. »Alles in Ordnung, Sperber«, rief sie. »Sie können uns nicht sehen – auch nicht hören.
Bringt die anderen Pferde und unser Gepäck.«
»Magie?« fragte Kurik verblüfft.
»Wenn, dann ist es eine, von der ich nie gehört habe«, entgegnete Sperber.
»Wir sollten besser tun, was Sephrenia sagt«, meinte Kurik. »Und möglichst rasch. Ich möchte nicht gern mitten unter diesen Soldaten sein, wenn der Zauber nachläßt.«
Es war gespenstisch, ungeschützt den Blicken der Kirchensoldaten preisgegeben den Laufsteg hinunterzugehen und dann scheinbar gleichmütig den Pier hochzuspazieren, bis die Rotuniformierten direkt vor ihnen waren.
Die Soldaten wirkten gelangweilt und machten nicht den Eindruck, als hätten sie das Gefühl, daß etwas nicht stimmte. Sie hielten routinemäßig jeden Seemann und Passagier auf, der den Hafen verlassen wollte, achteten jedoch nicht im geringsten auf Sperber, Kurik und die Pferde. Ohne Befehl ihres Korporals machten sie ihnen Platz, schlossen jedoch sofort wieder ihre Reihen, als Sperber und Kurik die Pferde vom Kai auf das Kopfsteinpflaster der Straße führten.
Wortlos hob Sperber Flöte von Farans Rücken und sattelte den mächtigen Fuchs. »Also«, wandte er sich an Sephrenia, nachdem er damit fertig war. »Wie hat sie es gemacht?«
»Auf die übliche Weise.«
»Aber sie kann nicht reden – oder tut es zumindest nicht. Wie hat sie da den Zauber gewirkt?«
»Mit ihrer Syrinx, Sperber. Ich dachte, das wüßtet Ihr. Sie spricht die Zauberformel nicht, sie flötet sie.«
»Das ist möglich?« fragte er ungläubig.
»Ihr habt es doch gerade selbst gesehen.«
»Könntet Ihr es auch auf diese Weise tun?«
Sephrenia schüttelte den Kopf. »Dazu bin ich zu unmusikalisch, Sperber«, gestand sie. »Ich kann eine Note nicht von der anderen unterscheiden. Und in diesem Falle muß die Melodie ganz genau stimmen. Wollen wir jetzt weiter?«
Sie verließen das Hafenviertel und ritten durch die Straßen von Vardenais.
»Sind wir noch unsichtbar?« erkundigte sich Kurik.
»Wir sind nicht wirklich unsichtbar, Kurik«, erwiderte Sephrenia und wickelte ihren Umhang um Flöte, die immer noch die schläfrige Weise spielte. »Denn wenn wir es wären, könnten wir auch einander nicht sehen.«
»Ich
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