Elenium-Triologie
und kein anderes Gift ist?« fragte Kalten.
Sperber nickte. »Martel hat es mir persönlich bestätigt.«
»Martel? Du hast ihm tatsächlich Zeit gegeben, zu reden, ehe du ihn umgebracht hast?«
»Ich habe ihn nicht zu Gott befohlen. Dafür war nicht der richtige Zeitpunkt.«
»Jeder Zeitpunkt ist dafür richtig, Sperber.«
»Das dachte ich zunächst auch, als ich ihn sah, aber Sephrenia überzeugte uns beide, daß wir die Schwerter wieder einstecken mußten.«
»Ihr enttäuscht mich bitter, Sephrenia«, sagte Kalten.
»Ihr hättet wahrscheinlich dabei sein müssen, um es zu verstehen«, entgegnete sie.
»Warum habt ihr nicht einfach besorgt, was der Arzt zur Heilung dieser anderen Kranken benutzte?« fragte Tynian Sperber.
»Weil er es zu Pulver zerstieß und seinen Patienten mit Wein vermischt eingab.«
»Ist das die übliche Behandlungsweise?«
»Nein, wahrhaftig nicht«, antwortete Sephrenia grimmig.
»Es ist wohl das beste, wenn Ihr von Anfang an erzählt«, riet Vanion.
»Ja.« Sperber nickte und setzte sich. Kurz berichtete er von Arashams »heiligem Talisman« und dem Vorwand, der ihnen Einlaß in das Zelt des alten Mannes verschafft hatte.
»Ihr seid sehr unbekümmert mit dem Namen meines Königs umgesprungen, Sperber!« sagte Tynian ungehalten.
»Wir brauchen es ihm doch nicht unbedingt zu erzählen, oder?« entgegnete Sperber. »Ich mußte ein Königreich nehmen, das weit von Rendor entfernt liegt«, verteidigte sich Sperber. »Arasham hat wahrscheinlich nur eine vage Ahnung, wo Deira ist.«
»Warum habt Ihr dann nicht gleich Thalesien genommen?«
»Weil ich bezweifle, daß Arasham je von Thalesien gehört hat. Jedenfalls erwies sich dieser ›heilige Talisman‹ als unbrauchbar. Martel war dort. Er versuchte den alten Irren zu überreden, mit seinem Aufstand zu warten, bis in Chyrellos ein neuer Erzprälat gewählt wird.« Er erzählte, auf welche Weise es ihm gelungen war, den Plan des Weißhaarigen zu vereiteln.
»Mein Freund«, rief Kalten bewundernd, »Ich bin stolz auf dich.«
»Danke, Kalten«, sagte Sperber bescheiden. »Ich muß zugeben, daß sich mein Stegreifplan als recht brauchbar erwies.«
»Er klopft sich, bildlich gesprochen, selbst auf die Schulter, seit wir Arashams Zelt verließen«, warf Sephrenia ungehalten ein. Dann blickte sie Vanion an. »Kerris ist gestorben«, sagte sie bedrückt.
Vanion nickte traurig. »Ich weiß. Aber wie habt Ihr es erfahren?«
»Sein Geist kam zu uns, um Sephrenia sein Schwert zu übergeben«, erklärte Sperber. »Vanion, wir müssen etwas unternehmen. Es kann so nicht weitergehen, daß Sephrenia alle diese Schwerter trägt und die Bürde, die sie verkörpern. Jedesmal, wenn ein weiteres Schwert hinzukommt, schwächt es sie mehr.«
»Es geht mir gut, Sperber«, versicherte sie ihm.
»Ich widerspreche Euch nur ungern, kleine Mutter, aber es ist offensichtlich, daß es Euch nicht gutgeht. Ihr könnt Euch nur mit Mühe aufrecht halten. Noch zwei Schwerter, und Ihr werdet zusammenbrechen.«
»Wo sind diese Schwerter jetzt?« erkundigte sich Vanion.
»Wir hatten ein Maultier dabei«, erklärte Kurik. »dem luden wir die Kiste mit den Schwertern auf.«
»Würdet Ihr sie mir bitte holen?«
»Selbstverständlich.« Kurik ging zur Tür.
»Was habt Ihr vor, Vanion?« fragte Sephrenia mißtrauisch.
»Ich werde die Schwerter übernehmen.« Vanion zuckte die Schultern. »Und alles, was damit verbunden ist.«
»Das könnt Ihr nicht!«
»Und ob ich das kann, Sephrenia. Ich war mit im Thronsaal, und ich weiß, welcher Zauber nötig ist. Ihr müßt die Last nicht auf Euch nehmen. Das kann auch jeder andere, der dabei war.«
»Aber Ihr seid nicht kräftig genug, Vanion!«
»Wenn es erforderlich ist, kann ich Euch tragen und alles, was Ihr in den Armen habt, meine Lehrerin. Und Ihr seid jetzt wichtiger als ich.«
»Aber…«, protestierte sie.
Er hob die Hand. »Schluß damit, Sephrenia. Ich bin der Hochmeister! Mit oder ohne Euer Einverständnis nehme ich diese Schwerter an mich!«
»Ihr wißt ja nicht, was es bedeutet, mein Teuerster.« Tränen rannen ihr plötzlich über das Gesicht; sie rang die Hände und verriet ihre Gefühle, was sehr ungewöhnlich für sie war. »Ich werde es nicht zulassen!«
»Ihr könnt mich nicht daran hindern«, entgegnete er sanft. »Ich kann den Zauber auch ohne Eure Hilfe wirken, wenn es sein muß. Wenn Ihr Eure Zaubersprüche für Euch behalten wollt, kleine Mutter, dürft Ihr sie nicht laut sprechen. Ihr
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