Elenium-Triologie
Soldaten, die durch die Weite des Landes ritten, unliebsame Aufmerksamkeit erregen würde. Doch sie führten Rüstungen mit sich, sorgfältig verpackt und auf dem halben Dutzend Tragtiere verstaut, für die Kurik verantwortlich war.
Sie saßen auf, und die Ritter in ihren Paraderüstungen formierten sich rings um sie. Olven gab den Männern an der Winde, mit der die Zugbrücke hoch- und niedergelassen wurde, ein Zeichen, und die Männer lösten die Sperrklinken. Ketten rasselten ohrenbetäubend, und die Brücke schlug krachend auf. Olven galoppierte hinüber, kaum daß sie auf der anderen Grabenseite auflag.
Der dichte Nebel war eine große Hilfe. Olven bog sofort scharf nach links ab und führte den Trupp querfeldein zur Straße nach Demos. Sperber vernahm die überraschten Schreie hinter ihnen, als die Kirchensoldaten aus ihren Zelten eilten und dem Trupp voller Bestürzung hinterherstarrten.
»Sehr geschickt«, lobte Kalten. »In weniger als einer Minute über die Zugbrücke und im dichten Nebel verschwunden.«
»Olven versteht sein Handwerk«, erwiderte Sperber. »Und noch erfreulicher ist, daß die Soldaten mindestens eine Stunde brauchen werden, bevor sie aufsitzen und uns verfolgen können.«
Kalten lachte erfreut. »Bei einer Stunde Vorsprung holen sie mich nie ein! Das ist schon mal ein guter Beginn, Sperber.«
»Erfreue dich daran, solange du kannst. Später wird bestimmt noch genug schiefgehen.«
»Du bist ein Pessimist, weißt du das?«
»Nein, ich bin nur an kleine unerfreuliche Überraschungen gewöhnt.«
Als sie die Straße nach Demos erreicht hatten, ließ Olven nur noch im Kanter reiten. Er war ein Veteran und bemühte sich immer, seine Pferde zu schonen. Geschwindigkeit mochte sich später als nötig erweisen, und Ritter Olven ging nicht gern unnötige Risiken ein.
Der Vollmond schien über dem dichten Nebel, wodurch dieser trügerisch leuchtete. Er verwirrte das Auge und verbarg viel mehr, als es den Anschein hatte. Die Luft war kalt und feucht, und Sperber zog den Umhang enger um sich.
Die Demosstraße verlief erst nordostwärts nach Lenda, ehe sie Richtung Südosten und nach Demos abbog, wo sich das Mutterhaus der Pandioner befand. Sperber konnte es zwar nicht sehen, aber er wußte, daß die Landschaft entlang der Straße leicht gewellt war und daß es größere Baumgruppen gab. Er würde diese Haine notfalls als Deckung nutzen, sobald er und seine Freunde den Trupp verließen.
Sie kanterten dahin. Der Nebel hatte die Straße etwas aufgeweicht, und so war der Hufschlag gedämpft.
Dann und wann hoben sich plötzlich dunkle Baumschatten am Straßenrand aus dem Nebel, und jedesmal zuckte Talen zusammen.
»Was ist denn los mit dir?« fragte Kurik.
»Ich hasse es!« antwortete der Junge. »Alles mögliche könnte sich zwischen den Bäumen verbergen – Wölfe, Bären oder noch Schlimmeres.«
»Du befindest dich inmitten eines Trupps Bewaffneter, Talen.«
»Du hast leicht reden, aber ich bin der Kleinste hier – von Flöte abgesehen. Ich hab' gehört, daß sich Wölfe und dergleichen, wenn sie angreifen, immer auf die Kleinsten stürzen. Ich möchte nicht unbedingt gefressen werden, Vater.«
Tynian wandte sich neugierig an Sperber. »Das ist mir nun schon mehrmals aufgefallen. Ihr habt mir nie erklärt, weshalb der Junge Euren Knappen mit Vater anredet.«
»Kurik war in jüngeren Jahren unvorsichtig.«
»Schläft in Elenien denn niemand in seinem eigenen Bett?«
»Es ist wohl eine Eigenheit der Elenier, aber sie ist wirklich nicht so weit verbreitet, wie Ihr wohl den Eindruck gewonnen habt.«
Tynian richtete sich ein wenig in den Steigbügeln auf, um nach vorn zu sehen, wo Bevier und Kalten, in ein Gespräch vertieft, Seite an Seite ritten. »Ein wohlgemeinter Rat, Sperber«, sagte er vertraulich. »Ihr seid Elenier, deshalb habt Ihr mit dergleichen offenbar keine Probleme, und in Deira sind wir in solchen Dingen nicht ganz so spießig, aber ich würde es Bevier lieber nicht anvertrauen. Die cyrinischen Ritter sind eine fromme Gemeinschaft – wie alle Arzier – und mißbilligen solche Fehltritte sehr. Bevier ist ein guter Kämpfer, aber eben etwas engstirnig. Und es könnten sich später Probleme ergeben, wenn er sich durch so etwas gekränkt fühlt.«
»Ihr habt wahrscheinlich recht.« Sperber nickte. »Ich werde mit Talen reden und ihm sagen, daß er seine Verwandtschaft mit Kurik für sich behalten soll.«
»Glaubt Ihr, er wird auf Euch hören?« fragte der Deiraner mit
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