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Elenium-Triologie

Elenium-Triologie

Titel: Elenium-Triologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Eddings
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nächsten Tage ritten sie wachsam durch den Südosten Pelosiens, lösten sich beim Vorausreiten ab, um zu kundschaften, und ritten auf Hügelkuppen, um einen weiten Überblick zu gewinnen. Der Himmel blieb grau, während sie immer weiter ostwärts gelangten. Sie sahen Bauern – Leibeigene –, die mit den primitivsten Geräten auf den Feldern schufteten. In den Hecken am Wegesrand nisteten Vögel, und hin und wieder fiel den Männern auf, daß zwischen Herden dürrer Rinder Rehe weideten.
    In der dichter besiedelten Gegend bemerkten Sperber und seine Freunde weder Kirchensoldaten noch Zemocher. Sie blieben jedoch wachsam und mieden die Menschen, soweit möglich, da sie wußten, daß der schwarzvermummte Sucher sogar eingeschüchterte Leibeigene für seine Zwecke einzuspannen vermochte.
    Je näher sie der Grenze nach Lamorkand kamen, desto beunruhigendere Nachrichten hörten sie über Unruhen in jenem Reich. Die Lamorker waren nicht gerade die charakterlich gefestigtsten Menschen. Der König regierte nur mit Duldung der so gut wie unabhängigen Barone, die sich in unruhigen Zeiten hinter die Mauern ihrer festen Burgen zurückzogen. Blutfehden, die hundert Jahre und länger anhielten, waren nichts Ungewöhnliches, und Räuberbarone brandschatzten, wie es ihnen beliebte. In Lamorkand herrschte ein praktisch immerwährender Bürgerkrieg.
    Etwa zehn Meilen vor der Grenze zu diesem unruhigsten Königreich des Westens schlugen sie eines Nachts ihr Lager auf.
    Gleich nach dem Abendessen – dem letzten Rest des Ochsenviertels – stand Sperber auf und stapfte umher. »Also, was meint ihr? Was erwartet uns? Was wiegelt die Lamorker auf? Hat jemand eine Ahnung?«
    »Ich habe die vergangenen acht, fast neun Jahre in Lamorkand zugebracht«, sagte Kalten ernst. »Die Lamorker sind ein seltsames Volk. Ein Mann würde um der Vergeltung willen alles hergeben – und die Frauen sind sogar noch schlimmer. Eine gute Lamorkerin würde ihr Leben opfern – und den Reichtum ihres Vaters –, nur um die Gelegenheit zu bekommen, einen Mann mit dem Speer zu durchbohren, der ihre Einladung zum Tanz bei irgendeinem Mittwinterfest abgelehnt hat. Während all der Jahre, die ich dort war, habe ich nie jemanden lachen oder lächeln sehen. Es ist das düsterste Land der ganzen Welt. Der Sonne ist es verboten, in Lamorkand zu scheinen.«
    »Ist dieses Kriegsgeschrei üblich, von dem uns die Pelosier berichtet haben?« fragte Sperber.
    »Pelosier kennen sich mit den Eigenarten der Lamorker nicht besonders gut aus«, antwortete Tynian bedächtig. »Nur der Einfluß der Kirche – und die Anwesenheit der Ordensritter – hält Pelosien und Lamorkand von einem Krieg ab, den sie begeistert bis zur gegenseitigen Ausrottung führen würden. Sie verabscheuen einander mit einer Leidenschaftlichkeit, die in ihrer geistlosen Wildheit beinahe heilig ist.«
    »Elenier!« seufzte Sephrenia.
    »Wir alle haben unsere Fehler, kleine Mutter«, gab Sperber zu. »Wir müssen also mit Schwierigkeiten rechnen, wenn wir die Grenze überschreiten, nicht wahr?«
    »Sie lassen sich vermeiden«, sagte Tynian und rieb sich das Kinn. »Seid Ihr für einen weiteren Vorschlag aufgeschlossen?«
    »Das bin ich doch immer.«
    »Wie wäre es, wenn wir unsere Paraderüstung anlegten? Nicht einmal der verwegenste lamorkische Baron würde sich unnötigerweise mit der Kirche reiben, denn die Ordensritter könnten Westlamorkand in ein Trümmerfeld verwandeln, wenn sie es wollten.«
    »Und wenn jemand unsere List durchschaut?« fragte Kalten. »Wir sind schließlich nur zu fünft.«
    »Ich glaube nicht, daß sie es überhaupt für eine List halten werden«, meinte Tynian. »Daß die Ordensritter sich nie in innerlamorkische Auseinandersetzungen einmischen, ist nur allzu bekannt. Die Panzerrüstung ist meines Erachtens genau das Richtige, Mißverständnisse zu vermeiden. Wir wollen uns schließlich nicht mit Hitzköpfen anlegen, sondern zum Randerasee.«
    »Es könnte klappen, Sperber«, warf Ulath ein. »Einen Versuch ist es auf jeden Fall wert.«
    »Also gut, legen wir unsere Panzer an«, entschied Sperber.
    Am nächsten Morgen packten die fünf Ritter ihre Rüstungen aus und legten sie mit Kuriks und Berits Hilfe an. Sperber und Kalten trugen pandionisches Schwarz mit silbernen Wappenröcken und schwarzen Umhängen. Beviers Rüstung war von glänzendem Silber; sein Wappenrock und der Umhang schimmerten in makellosem Weiß. Tynians Rüstung war aus schlichtem, aber massivem Stahl, dafür

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