Elenium-Triologie
Waffenkammer denn einem Wohngemach. Schwerter und Streitäxte hingen an den Wänden, und Piken lehnten zu Dutzenden in den Ecken. In einem riesigen, gewölbten Kamin brannte ein Feuer, und die paar Stühle, die herumstanden, waren schwer und ungepolstert. Keine Läufer oder Teppiche wärmten den Boden, auf dem ein paar kräftige Wolfshunde dösend lagen.
Baron Alstrom war ein Mann mit melancholisch grimmigem Gesicht. Er trug ein Kettenhemd und hatte ein Breitschwert am Gürtel. Sein Rock war schwarz mit kunstvoller roter Stickerei. Genau wie der Lamorker mit dem Schweinerüsselhelm trug er Stiefel.
Der Ritter verbeugte sich steif. »Durch einen glücklichen Zufall begegnete ich diesen Ordensrittern keine drei Meilen von hier. Sie waren so freundlich, mich hierher zu begleiten.«
»Hatten wir eine Wahl?« murmelte Kalten.
Der Baron erhob sich, durch Rüstung und Schwert ein wenig schwerfällig, von seinem Stuhl.
»Seid gegrüßt, edle Ritter«, sagte er ohne viel Wärme. »Wahrhaftig ein glücklicher Zufall, daß Ritter Enmann so nahe der Burg auf Euch stieß. Die Truppen meines Feindes werden mich in Kürze belagern, doch zuvor muß mein Bruder die Burg unter sicherem Schutz verlassen haben.«
»Ich verstehe, Euer Gnaden.« Sperber hatte seinen schwarzen Helm abgenommen und blickte flüchtig dem sich zurückziehenden Lamorker nach. »Ritter Enmann hat uns die Umstände erklärt. Aber wäre es nicht ratsam gewesen, Eurem Bruder eine Eskorte Eurer eigenen Leute mitzugeben? Immerhin war es tatsächlich nur ein Zufall, der uns zu Euren Toren führte, bevor Eure Feinde anrücken – so sie denn anrücken.«
Alstrom schüttelte den Kopf. »Graf Gerrichs Männer würden die meinen ohne Zögern angreifen. Nur eine Eskorte von Ordensrittern kann meinen Bruder schützen, Ritter …?«
»Sperber.«
Alstrom wirkte ein wenig überrascht. »Dieser Name ist uns nicht unbekannt.« Er blickte die anderen fragend an, und Sperber stellte sie vor.
»Eine ungewöhnliche Gruppe, Ritter Sperber«, bemerkte Alstrom, nachdem er sich vor Sephrenia steif verbeugt hatte. »Aber ist es klug, die Dame und zwei Kinder auf einer möglicherweise gefahrvollen Reise mitzunehmen?«
»Ohne die Dame hätten wir die Reise nicht gemacht«, entgegnete Sperber. »Das kleine Mädchen untersteht ihrer Obhut, und der Junge ist ihr Page. Sie wollte nichts davon hören, sie zurückzulassen.«
»Page?« hörte er Talen Berit zuflüstern. »Man hat mir schon allerhand Namen gegeben, aber der ist neu.«
»Psst!« mahnte Berit.
»Mehr noch überrascht mich jedoch«, fuhr Alstrom fort, »daß alle vier Kriegerorden hier vertreten sind. Wie mir zu Ohren kam, waren die Beziehungen der Orden zueinander in letzter Zeit nicht gerade herzlich.«
»Wir sind in einer Mission der Kirche unterwegs«, erklärte Sperber und nahm seine Rüsthandschuhe ab. »Sie ist von einer solchen Dringlichkeit, daß unsere Hochmeister uns in der Hoffnung abgeordnet haben, daß unsere Einheit uns stark macht.«
»Die Einheit der Ordensritter, ebenso wie die der Kirche, ist längst überfällig«, warf eine barsche Stimme aus dem hinteren Teil des Zimmers ein. Ein Kirchenmann trat aus der Düsternis. Seine schwarze Soutane war schlicht, ja streng, und sein Gesicht mit den eingefallenen Wangen asketisch. Er hatte blaß-blondes, von Grau durchzogenes Haar, das glatt bis auf die Schultern fiel und aussah, als wäre es auf dieser Länge mit dem Messer abgesäbelt worden.
»Mein Bruder«, stellte Alstrom ihn vor, »Patriarch Ortzel von Kadach.«
Sperber verbeugte sich mit leise knarrender Rüstung. »Eminenz.«
»Diese Mission der Kirche, die Ihr erwähnt habt, interessiert mich.« Ortzel trat ins Licht. »Was kann von solcher Wichtigkeit sein, daß es die Hochmeister der vier Orden veranlaßt, alte Unversöhnlichkeiten zu vergessen und ihre Streiter gemeinsam auszuschicken?«
Sperber überlegte kurz, dann ging er das Risiko ein. »Eminenz, seid Ihr vielleicht mit Annias, dem Primas von Cimmura bekannt?« Er legte die Rüsthandschuhe in seinen Helm.
Ortzels Miene versteinerte. »Wir sind uns begegnet«, antwortete er steif.
»Auch wir hatten das Vergnügen«, sagte Kalten trocken.
»Für meinen Geschmack zu oft.«
Ortzel lächelte flüchtig. »Offenbar stimmt unsere Meinung über den Primas weitgehend überein.« Seine Stimme klang fragend.
»Es hat ganz den Anschein«, bestätigte Sperber. »Der Primas von Cimmura strebt nach einem Amt in der Hierokratie, für das er
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